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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 59.1926-1927

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Niebelschütz, Ernst von: Vom Bauherrn Friedrich der Grosse
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https://doi.org/10.11588/diglit.9182#0266

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Vom Bauherrn Friedrich der Große

»SILHERNE VASE« ENTW: JOS. HOFFMANN

unterschiedlichen Begabungen eine
Art Berlin-Potsdamer Bauschule
begründet und in den Anlagen von
Sanssouci ein durchaus einheit-
liches Kunstwerk von ganz indi-
viduellem Charakter geschaffen zu
haben. Ähnliches gilt von der
Innenausstattung seiner Schlösser.
Der Name „friderizianisches Ro-
koko" ist kein wohlfeiler Byzanti-
nismus. Bei aller munteren Sinn-
lichkeit doch von kühler Zurück-
haltung, melodisch-weich, dabei
schnittig und knapp, ein ins Preuß-
ische übertragenes Französisch —
so zeugt diese geistsprühende De-
koration in jeder neuen Wendung
von der Freude ihres Inspirators
an vornehm-eleganter Geselligkeit.
Gerade hier hat der König die her-
vorragendsten Meister ihres Fachs
heranzuziehen gewußt. In den Ar-
beiten der Nahl und Kambly und

auch noch der beiden
Hoppenhaupts er-
reicht das deutsche
Rokoko - Ornament

eine unbestrittene!
Höhe. Auffallend bei
seinen französischen
Neigungen ist, daß
Friedrich außer eini-
gen emigrierten Fran-
zosen fast nur deut-
sche Künstler be-
schäftigt hat. — Wie
in der Musik und Li-
teratur ist der König
auch in seinen bau-
künstlerischen Lieb-
habereien zeit seines
Lebens Klassizist
gewesen, trotz aller
Wendungen, die ihn
bald in Frankreich,
bald in Italien und
England, ja sogar im
fernen Osten (Dra.
chenhaus und chine.

WIENER WERKSTATT IE. »VASE«

»SILBERNE VASE« WIENER WERKSTATTE

sisches Haus) seine Motive
holen ließen. Im Mittelpunkt
seines architektonischen Den-
kens steht die antike Säulen-
ordnung, so wie er sie aus
den französischen und italieni-
schen Kupferwerken und aus
dem englischen Vitruv kennen-
gelernt hat. Der barocke Zeit-
geist, besonders deutlich an
der Gartenfront von Sanssouci,
und holländische Anregungen
(Neues Palais) modifizieren
wohl zeitweilig diese Vorliebe
für das Altertum (bezw. das,
was er darunter verstand), las-
sen sie aber nie in den Hin-
tergrund seiner Seele treten,
gleichgültig ob er nun die fran-
zösische Hochrenaissance (Per-
rault) oder den Palladio —
diesen in englischer Mundart —
um Vermittlung anging. Dieser
 
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