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verdankt, uns dazu aufgefordert hätten. Johann Caspar Orelli, der diese Aus-
gabe bei ihrem ersten wie hei ihrem zweiten Erscheinen allein besorgt hatte,
starb noch vor Vollendung dieser dritten, mit der er bis an sein Lebensende
beschäftigt gewesen; da übernahm sein treuer und vieljähriger Freund, der
mit ihm seit zwanzig Jahren so manches Werk gemeinsam gefördert hatte, Herr
Professor Bai ter, die Vollendung des Ganzen in einer Weise, wofür ihm das Pu-
blikum, das sich noch für einen Horatius interessirt, nur lebhaften und innigen
Dank schulden kann. Orelli’s Ausgabe des Horatius ist seit ihrem wiederholten
Erscheinen in den Jahren 1837 und 1842 bereits aller Orten, innerhalb wie
ausserhalb Deutschland’s, so bekannt geworden, dass ein näherer Bericht über
Plan und Anlage, wie über Ausführung derselben wohl jetzt als überflüssig
erachtet werden kann, zumal da auch diese Blätter seiner Zeit näher darüber
sich ausgeprochen haben.
Es wird daher jetzt bloss noch über das Verhältniss zu berichten seyn,
in welchem diese neue dritte Ausgabe zu den beiden vorhergehenden steht.
Es waren, wie uns die Vorrede meldet, die Exemplare der zweiten Ausgabe
vergriffen, als die Verlagshandlung am Anfang des Jahrs 1848 sich an Orelli
mit der Bitte wendete, schleunigst für eine neue Ausgabe zu sorgen. Orelli
schon damals von der Krankheit ergriffen, die nach längerem Verlauf seinem
Leben ein Ende gemacht hat, unterzog sich mit aller Bereitwilligkeit und auch
mit allem Eifer, so weit es die immerhin noch ungeschwächte Kraft seines Geistes
bei allem Körperleiden verslattete, diesem Auftrag; er erlebte noch den Druck
einiger Bogen, die er selbst kurz vor seinem Hinscheiden durchsah. Alles An-
dere war der Sorge des nach seinem Tode eintretenden Freundes überlassen,
der ungeachtet der Eile, w omit die Verlagshandlung auf schleunige Fortsetzung
und Vollendung des Werkes drang, in der That Nichts versäumte, um hier allen
denjenigen Anforderungen zu genügen, welche an den Bearbeiter einer neuen
Ausgabe eines bereits festgestellten Werkes, dessen Plan und Anlage, wie des-
sen Ausführung keine wesentliche Aenderung erlauben konnte, gemacht zu
werden pflegen. Dahin rechnen wir vor Allem die sorgfältige Durchsicht des
Ganzen, um Einzelnes, was als minder wichtig sich gezeigt, zu ändern, Ueber-
flüssiges zu tilgen oder Besseres an seine Steile zu setzen, Anderes, was von
Anderen Erspriesliches oder Neues zur besseren Gestaltung des Textes oder
zum besseren Verständniss desselben, zur richtigen Auffassung des Ganzen wie
des Einzelnen beigebracht worden, zu benutzen, und das, was davon geeignet
erschien, nachzutragen und an gehöriger Stelle einzuschalten. Von dem Allem
wird man hier Nichts versäumt finden; namentlich was die Erklärung des Ein-
zelnen betrifft; mehrere gelehrte Freunde, Heinrich Schweizer, Carl Halm und
Julius Becker standen dem Herausgeber treulich zur Seite, namentlich wo es
die Benutzung dessen galt, was in einzelnen seltenen Gclegenheits- oder Schul-
schriften für die. Erklärung einzelner Stellen oder für die Auffassung und Beurthei-
lung ganzer Oden sich vorfand. Für die Kritik kam äusser der Benützung
einer Berner Handschrift, deren Varianten schon am Schlüsse der zweiten Aus-
gabe Bd. II. S. 805 ff. angeführt waren, und äusser den englischen, von Bent-
ley benutzten Handschriften noch die Vergleichung einer Zürcher Handschrift
und einer Petersburger aus dem zehnten Jahrhundert hinzu; die letztere traf
jedoch zu spät ein, um noch während des Druckes benutzt werden zu können;
es wird jedoch die Mittheilung derselben später erfolgen. Wenn uns hier noch
ein Wunsch erlaubt ist, so möchte es eine Vergleichung der beiden zu Mont-
pellier befindlichen Handschriften seyn, wenigstens der einen, über die Orelli
schon in der Vorrede zur zweiten Ausgabe eine Notiz von Libri angeführt hatte.
Wenn wir auch auf den Umstand kein besonderes Gewicht legen wollen, dass
in dieser Handschrift eine Ode (die an Phyllis Buch IV., 11) mit musikalischen
Zeichen oder Noten versehen ist, so sprechen doch beide Handschriften ein
sehr hohes Alter an; denn nach dem nun gedruckten, vor uns liegenden Cata-
log der Handschriften der Ecole de Medecin zu Montpellier gehört die eine
dieser Handschriften dem zehnten Jahrhundert an, die andere, freilich nicht
ganz vollständige, dem eilften; das dort beigefügte Facsimile der erwähnten
Ode zeigt auch jedenfalls soviel, dass die Handschrift in ein späteres Zeitalter
 
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