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834

Hinrichs: Geschichte der Rechts- und Staatsprincipien,

S. 15 lesen wir: „„Pufendorf sagt, „man hat solche Handlungen als
„Objekt des Naturrechts betrachten wollen, die moralisch nothwendig gut
„oder schlecht sind, aber das Objekt des Naturrechts ist nicht vor dem
„Gesetz nothwendig, diese Bestimmung bildet einen Cirkel.44 Das Gute
„u. s. w.4444 Soweit ist Alles, obschon nicht sehr klar gesagt, doch richtig.
Pufendorf behauptet gegen Grotius: „nullos actus in se esse debitos aut
illicitos antequam per legem tales fiant44 (üb. II. c. 3. §. 4.) und er
folgert, man könne nicht sagen, Objekt des Naturrechts seien die an sich
erlaubten resp. unerlaubten Handlungen. Aber der Herr Verf. kann nicht
umhin den ersten richtigen Satz, durch einen zweiten sinnlosen und wi-
dersprechenden sofort wieder aufzuheben. Er fährt so fort: „das Gute
nach dem natürlichen Gesetz ist nicht das natürlich, sondern moralisch
Gute/4 Das ist als ob ich sagen wollte, das nach musikalischen Gesetzen
Richtige, sei nicht das musikalisch, sondern das architektonisch Richtige.
Sodann heisst es: „was nach jenem Gesetz verboten ist, das ist nicht darum
„schlecht, weil Gott es verboten hat, sondern Gott verbietet es, weil es
„an sich schlecht ist.44 Richtig übersetzt; aber der Verf. lässt diess den
Pufendorf sagen, während es die von diesem angeführte Meinung des
Grotius und Andrer ist, die er (Pufendorf) gerade bestreitet und wi-
derlegen will.
S. 37: „Pufendorf tadelt den Grotius wegen der Unterscheidung
„des Rechts in vollkommnes und unvollkommnes44, Hinrichs citirt Puf. de
jur. nat. et g. lib. I. c. 7. §.11 ff. Dort steht etwas ganz Andres und
hätte er §. 7 nachgelesen, so hätte er Folgendes gefunden: „quaedam
debentur nobis ex iure perfecto, quaedam ex imperfecto.44 Pufendorf
billigt also jene Unterscheidung.
S. 47 wird in der Note Pufendorf’s Formel des Naturgesetzes citirt:
ut ita quisque conservare se studeat, ne societas inter homines turbetur.
Pufendorf will nämlich das Naturgesetz aus der Beschränkung des Triebs
der Selbstliebe durch den der Socialität hervorgehen lassen; ita-ne be-
zeichnet also die Modalität und der Satz heisst: jeder strebe sich selbst
zu erhalten, in der Weise, mit der Beschränkung, dass das ge-
sellige Band unter den Menschen nicht gestört werde.
Auf derselben Seite blüht uns ein zweites Uebersetzungskunststück
entgegen, das seines Gleichen sucht. Es wird citirt Pufendorf de jur.
nat. et gent. lib. II. c. 3. §. 15. (soll heissen §. 16.), wo es heisst:
„Nam et ideo animal sociabile hominem diximus, quod homines mutua
„commoda promovere idonei sint. Imo si vel maxime ab aliquo neque
„boni quid neque mali in me proficisci possit.... tarnen et hunc tanquam
 
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