Nr. 59. HEIDELBERGER 1550.
JAHRBÜCHER DER LITERATÜR.
Kurze Anzeigen.
(Fortsetzung.)
Skizzen aus dem Steinreiche. Geschrieben für die gebildete Gesellschaft von Fr am
von Kob eit. München, Verlag von Christian Kaiser. 1850. S. VI.
und 256.
Das eifrige Streben neuerer Zeit, die Naturwissenschaften allgemeiner zu-
gänglich zu machen, den Laien durch einfache, klare Darstellung für sie zu in-
teressiren, hat immer mehr um sich gegriffen. Die vorliegenden Skizzen des
verdienstvollen Verfassers liefern hiezu einen schönen Beitrag. Die Aufsätze
desselben über Edelsteine und über die edlen Metalle dienten zu Vorlesungen
am Münchener Museum und wurden später in die deutsche Vierteljahrsschrift
aufgenommen; der verdiente Beifall, welchen sie fanden, bestimmten Herrn von
Kobell auch in ähnlicher Weise über „die gewöhnlichen Steine und Erze“zu
schreiben.
Nicht allein dem Laien, auch dem Eingeweihten werden vorliegende
Skizzen eine angenehme und belehrende Unterhaltung gewähren; wenn jenen
die klare, blühende, oft humoristische Darstellung fesselt, so stösst dieser auf
manche Bemerkungen — namentlich über technische Anwendung — die zu in-
teressanten Vergleichungen über das Sonst und Jetzt der Wissenschaft Stoff
bieten. Im ersten Aufsatz werden die Edelsteine abgehandelt, ihre chemische
und physische Beschaffenheit, Vorkommen und Werth geschildert, so wie die
seltsamen und abentheuerlichen Ansichten, welche man über manche Substanzen
hegte. Durch grosse Mannigfaltigkeit zeichnet sich der zweite Aufsatz, „die ge-
wöhnlichen Steine“, aus; er ist namentlich reich an interessanten technischen
Notizen, so z. B. bei Gelegenheit dessen, was der Verf. über Steinkohlen und
deren Anwendung sagt. Ungeheuer ist der Verbrauch an Steinkohlen in Lon-
don für die Gasbeleuchtung; um die Weltstadt für ein Jahr zu beleuchten, wer-
den 2,646 Millionen Cubikfuss Gas erfordert und dazu 363,000 Centner Kohlen
verwendet; in der längsten Nacht werden 13 Millionen Cubikfuss Gas ver-
brannt, welche von 17,900 Centnern Kohlen geliefert werden. Es sind 176
Gasometer vorhanden, und die Retorten aus Gusseisen wiegen über 45,000 Cent-
ner. — Auch die Bemerkungen über Steinsalz, Schwefel u. s. w. verdienen Be-
achtung. Von hohem Interesse ist aber, was der Verf. im dritten Abschnitt, „die
edlen Metalle“, über Goldmacherei und den räthselhaften Stein der Weisen sagt.
Das Wesentlichste in den alchemistischen Glaubensartikeln der frühesten Zeiten
war nämlich, dass es eine Substanz gebe, die fähig sei, unedle Metalle in Gold
zu verwandeln; diese Substanz wurde der Stein der Weisen genannt, das grosse
Elixir oder Magisterium; sie zu fabriciren war demnach die erste Aufgabe.
Der wundersame Stein sollte ausserdem noch die Fähigkeit besitzen, als Uni-
versal-Medicin zu dienen und die Allen wieder jung zu machen. Salomon
XLIII, Jahrg. 6. Doppelheft, 59
JAHRBÜCHER DER LITERATÜR.
Kurze Anzeigen.
(Fortsetzung.)
Skizzen aus dem Steinreiche. Geschrieben für die gebildete Gesellschaft von Fr am
von Kob eit. München, Verlag von Christian Kaiser. 1850. S. VI.
und 256.
Das eifrige Streben neuerer Zeit, die Naturwissenschaften allgemeiner zu-
gänglich zu machen, den Laien durch einfache, klare Darstellung für sie zu in-
teressiren, hat immer mehr um sich gegriffen. Die vorliegenden Skizzen des
verdienstvollen Verfassers liefern hiezu einen schönen Beitrag. Die Aufsätze
desselben über Edelsteine und über die edlen Metalle dienten zu Vorlesungen
am Münchener Museum und wurden später in die deutsche Vierteljahrsschrift
aufgenommen; der verdiente Beifall, welchen sie fanden, bestimmten Herrn von
Kobell auch in ähnlicher Weise über „die gewöhnlichen Steine und Erze“zu
schreiben.
Nicht allein dem Laien, auch dem Eingeweihten werden vorliegende
Skizzen eine angenehme und belehrende Unterhaltung gewähren; wenn jenen
die klare, blühende, oft humoristische Darstellung fesselt, so stösst dieser auf
manche Bemerkungen — namentlich über technische Anwendung — die zu in-
teressanten Vergleichungen über das Sonst und Jetzt der Wissenschaft Stoff
bieten. Im ersten Aufsatz werden die Edelsteine abgehandelt, ihre chemische
und physische Beschaffenheit, Vorkommen und Werth geschildert, so wie die
seltsamen und abentheuerlichen Ansichten, welche man über manche Substanzen
hegte. Durch grosse Mannigfaltigkeit zeichnet sich der zweite Aufsatz, „die ge-
wöhnlichen Steine“, aus; er ist namentlich reich an interessanten technischen
Notizen, so z. B. bei Gelegenheit dessen, was der Verf. über Steinkohlen und
deren Anwendung sagt. Ungeheuer ist der Verbrauch an Steinkohlen in Lon-
don für die Gasbeleuchtung; um die Weltstadt für ein Jahr zu beleuchten, wer-
den 2,646 Millionen Cubikfuss Gas erfordert und dazu 363,000 Centner Kohlen
verwendet; in der längsten Nacht werden 13 Millionen Cubikfuss Gas ver-
brannt, welche von 17,900 Centnern Kohlen geliefert werden. Es sind 176
Gasometer vorhanden, und die Retorten aus Gusseisen wiegen über 45,000 Cent-
ner. — Auch die Bemerkungen über Steinsalz, Schwefel u. s. w. verdienen Be-
achtung. Von hohem Interesse ist aber, was der Verf. im dritten Abschnitt, „die
edlen Metalle“, über Goldmacherei und den räthselhaften Stein der Weisen sagt.
Das Wesentlichste in den alchemistischen Glaubensartikeln der frühesten Zeiten
war nämlich, dass es eine Substanz gebe, die fähig sei, unedle Metalle in Gold
zu verwandeln; diese Substanz wurde der Stein der Weisen genannt, das grosse
Elixir oder Magisterium; sie zu fabriciren war demnach die erste Aufgabe.
Der wundersame Stein sollte ausserdem noch die Fähigkeit besitzen, als Uni-
versal-Medicin zu dienen und die Allen wieder jung zu machen. Salomon
XLIII, Jahrg. 6. Doppelheft, 59