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ileichbcweutekvd, mit der Erkl.ärung iHre»
desinteressement in der Schuldfrage.
Wir almllben nicht, datz die Wätzler und überchauvt
d«s sanse deutsche Voll es jemals oiner Partet
veraessen wird. wenn sio sich wie tzier aus sogenann-
jer volrtischer Klugheit antzertzalL des Vok-
kcs stellt. Das Dolk siebt in oinor Partei nicht
Mie Dr. Gortrud Väumer ein Jnstitut. dessen Zweck
urck) Stärke in dem tempcramentvollen Alulseinan.
derstotzen der Meinungen liegt umd das im iilbriaen
ntcht einmal weitz, ob es ru oiner Nagierung Ver-
tralren baLen will odev nicht. Vivlnrebr wiinschen
die Mhler in ibrer Partci eine' GenreirrschcM
Eleichgosinnter ru finden. dte mit dem Volke, im
Volke fiiblt und handelt. etne fraftvollo Whrcrtn
in der Politiki

Auf dem demokratischcn Parteltag bat Narr-
rnann die Demokratie dte HochschuHe der Komvro-
misse gonannt. Wem dieses vernichtende Urteil
das der Wbrcr selbst iiber seine Partei fällt, noch
nicht sonügtc, der siebt nun die Konsequens. Dre
Tatsache, datz eine solche Partei in allon wichtigen,
posittve Entscheidungen forderndon Fragen, sich
selbst zur Un-tättgkeit veödcrnrmcm muh, um nicht
vernröge der in rhr ruhenden Eegensätze ausetnan-
derzufallen.

Steigender Wettkampf zwischen
England und Amerika

Der Wettkampf zwischen England und Amerika
um die Eroberung ausländischer Märkte, der bald
nach BeendMng des Krieges einsetzte, hat im
Laufe der Monate immer schärfere Formen anqe-
nommen. und die Stimmen aus England mehren
sich läglich, die auf die Eefahr hinweisen. die.dem
englischen tzandel durch die steigende Konkurrenz
auf allen Märkten droht. Besonders fühlbar hat
sich bereits Amerikas Eintritt in dem Wettbewerb
im britischen Baumwollhandel geltend gemacht
und die englischen Kaufleute spüren diese Konkur-
renz der amerikanischen Baumwollprodukto auf
allen überseeischen Märkten, vor allem in Argen-
tinien. Aber Amerikas Ziele sind noch weiter ge-
steckt. Der Amerikaner hat bald mit dem scharie
Auge des Eefchäftsmannes den Teil der Welt her-
ausgefnnden. wo er augenblicklich für seine Waren
die beste Absatzmöglichkeit findet. und das Feld
seiner Tätigkeit dorthin verlegt. Es han,delt sich
dabei in erster Linie um die nordischen Staaten
und die baltischen Provinzen. „Voqrd of Trade
Journal" schreibt darüber: „Die amtlichen ämeri-
kanischen Handelsmisstonen waren in Dänemark
seit dem Waffenstillstand sehr tätig. Zn den Lalti
schen Ländern mit einer höchst unvorteilhaften Va-
luta und so gut wie keiner Währu'ng nehmen die
AMerikaner Hypotheken auf un- eröffnen einen
Dollarkredit. so datz nür Waren mit Dollarpreisen
in den in Frage kommenden LLndern verkäuflich
sein werden. Die Amerikaner entledigen sich ihrer
überflüssigen Kriegshestände in Landern. die von
üllen Fertigwaren entblötzt sind, zu hoheren Prei-
sen. als unter normalMr VerhLltnisien zu erlangen
wären. Das Unvorbcreitetsein andrrer Nationen.
die mehr al» die Amerikaner im Kriege litten,
begunstigt dicse Politik.

München wieder Bayerns Hanptstadt
Der Aeltestenrat des Layerischen Landtags hat
den Termin zur Rückkehr des Landtags nach Mün-
chen auf hen 15. August festgesetzt.

Ein Unverbesserlicher

Der Unabhängige Augsburger Lehrer Niekisch
wurde wiederum verhaftet. und zwar wegen revo-
lutionärer Umtriebe und Propaganda für eine
neuerliche Näterepublik. Er war wegen Teilnahme
an der ersten Räterepublik zu 2 Jahren Festunc
verurteilt worden. hatte aber Strafaufschub unte>
der Bedingung erhalten. datz er allen revolutio-
naren Umtrieben entsage. Ein Antrag der Unab-
hängigen im Augsburger Stadtrat. datz dieser ge-
gen den „Eewaltakt" protestieren solle. wurde von
den anderen Parteien. auch den Mehrheitssozia-
listen, abgelehnt.

„Hand nicht Kops"

<Man schreibt uns:
Bon Zeit

_ ^eit zu Zeit liest Man in d<m Dcrgeszei-

tungen, wohl a-uch in den Fuch.zeitschrifdon, von ei-
ner geradezn eüschrerkenden Ueberfnllluna der aka«
demischen Bevufe. Anscheinend kümmort sich aber
niemand darum. Ia, wenn mlan den heutigen An«
dranig zu uNseren Hochschuilen beoibachtet. so könnte
man beinacho annohmen, solche Warnunaen vor
dem Studium wärien aus iraemd einenn Evunde
übertrieben; und in Wirklichkeit wär« das alles
nicht so schliimn. Und doch kann fedes Wort in
diü.cn Marnungen nur dtck unterftrichon wcrden.

Wie erklärt es sich nun, datz dennoch ein sol-
cher Andmng ziu den Hochschulen herrscht? Ertönt
dieser Warnungsfchret nicht ost aenug? Nein, daran
liegt es san,z gowitz nicht. Die Ursache ist viel-
mohr darin zu suchen, datz eine gowisie berechtiste
doinokratische Anschauung nock in denr weiteften
Kreiscn feylt; ich melne die Anschaumng, die in
Amerika stets Allgemeinsmt war, dast nämlich der
Mensch nicht danach gowertet wovdon davf, wie
lange er die Schul- bezw. Universitätsbank gedrückt
hat, sondern danach, was er im Leben leistot. Aber
gerade in unseren höiheren Schulon wird noch inr-
mer der ailte Geist verbreitet. Der Dolksschüler
ist dg oben noch minderwertig gogenliber dem, der
das „Ein-jährive" gomacht hat. und dieser wiede-
vum wird von dom Abiturienten von oben herab

bekämpfen ste den Kommunismus, decken fie die
llnmöglichkeit der umfasienden Verwaltung der
Volkswirtschaft von einer Zentralstelle auf. Wirt-

schaft ist Kampf und Streben. nicht Verwaltung.
dies i

ist auch ihr Leitinotiv. Jndesien auch sie be-

käm-fen das Kapital. Nickit der Kapitalist soll
Führer der Unternehmung sein, ' ' . -

betvachtet und so forl. Und dies, obgleich die Der-
hältnisie im Loben drauhen. in der Wirklichlkeit.
längst crndors gewoirden sind.

M es nicht geradezu oin Verbrechen. datz dieser

Eeist sowohl in den Schuilen „von oben^ herab" als

amch zum Teil von Eltern noch untevstützt wird?

Ein Vcrbrechen ziweierlei Art: Denn erstens wol>
' ' ist .

len die meisten unserer junson Loute möalichst
baild und möMchst vtel verdienen. um es ganz
nüchtern auszusprechen, ein Triob. den wir aiuch
noch bei den meisten Stndenien finden. denen wis-
senh'chaftliches Forschen meist fernab liegt; mnd
zweitons ist es doch auch gerade für den Neuauf-
bau unseres Vaterlandes unbedingt notwendig,
mnlsere Menschenkräfte sio zu verteilen, datz sls

möglichst alle zur Eeltung kommen uüd nickst jahre-

lcmo e'i'nfach brach liesen. Dies mutz aber Lei
diesem Ueberandvang M den akademischen Beru-
fcn die notwendige Folge sein, ist es sa auch schon.

Grwitz wird es in allen Bencfen schwierig wer-
den, alle Deutschen unter^ubringen. Aber in den
akademischen Bevuffen ist doch die Vakanz der
Stellen wie in keinvin anderen Bevufe. rein zah-
lemnätzig beschränkt. Es sollte also doch etwas
mcihr Dernunft hei der Wahl des Verufes herr-
schen, und endlich dieser fa/sche Ehrgeiz hierbei
amsscheiden. Aber dazu müMn in erster Linie
Lohrer und Eltern beitrvgen. Es wird hcute so
viel mit RieseyplaVaten versiucht. die Menichen zu
beeinflusien, wenn auch leider meist vergeblich,
wie bei dem Versuch. die Arbeiter auf das Lrrnd
zuz tchen. Hier hätte die Reklaime vielleicht doch
zu -iehen. Hier hätte die Reklainre viellicht nichts
^chgden, Bilder mit arrschaulichen Darstellnngen
der materiellsn Durchschnittslage der Eeistes- und
Handarbeiter in den Schulklasseni aüffzrchängen,
die die Nare Tendenz hätten:

Hand — nicht Kovf.

Zwlschen Scylla und Charhbdis

Syndikalismus und Komtnunismus
Von Dr. Lujo Hein

Wir taumeln zwischen Scylla unv Chorybdis.
Das Schifflein der deutschen Wirtschaft irrt mit
gebrochenem Steuer auf dem Meera umher. Hier
droht der Fclsen des Kommunismus, dort der
Strudel des Syndikalismus.

Ueber die Natur des Kommunismus sind wir
einigsrmatzen im klaren. Wir wlsien, dah er eine
Unmöglichkeit darstellt; datz Deutschland wirsichaft-
lich nur existieren kann. wenn eine freie Führer-
schicht, die in enger Berührung mit dem Welt-
ganzen der Produktion. des Handels und des Ver-
kehrs intime Kenntnis aller wirtschaftlichen Mög-
lichkeiten erlangt hat. vorangecht und die wirt-
schastlichen. Beziehungen zu den Völkern der Erde,
ohne die wir nicht existieren können. herstellt. We-
niger klar stnd wir uns im allgemeinen über die
Natur des Syndikalismus.

„Wenn man es hört. so mag es leidlich schei-
nen." Mit ähnlichen Argumenten. wie die Vertre-
ter der freien Wirtschaft, preisen die Syndikalisten
ihr Jdeal an. Mit manchen trefflichen Erün-en

sondern die Ee-
nossenschaft der Arbeitenden in den einzelnen Ve-
trteben soll die Verfügungsmacht übernehmen.
Selbst wenn er einigerinatzen gelänge. welche Per-
spektiven ergeben sich für Dolkswirtschaft und
Staat! Jn erster Linie würde die Genosienschaft
ihre Mitglieder mit hohen und hochsten Löhnen
bedenkeu. Darf man annehmen. dah die volks-
wirtschaftlich so notwendige Rücklage für Kapital-
ersatz und Kapitalneubildung in ausreichender
Weise erfolgte? Darf man annehmen. datz dem
Staate noch geniiaende Steuermöglichkeiten g boten
wllrden? In diesen und vielen anderen Punkten
erheben sich schon in der Theorie grundlegends Ve-
denken.

Jndesien, unsere Syndikalisten stnd praktisch
schlauer, als sie volkswirtschaftlich klug sind. Sie
wollen die Unternehmungen gar nicht auf eigene
Rechnung Letreiben. Nein, das Ristko soll — der
Staat tragen. Dieser praktische Syndikalismus
wird namentlich von der unabhängigen Sozialde-
mokratie gcfördcrt. Er verkörpert sich in dem so-
genannten wirtschaftlichen Rätesystem. Er drängt
.darauf hin, datz die Arbeiterschaft den Unterneh-
mern die Betriebe entwindet und durch selbstge-
wählte und jederzeit absetzbare Betriebsleiter fort-
führt. allerdings auf Staatsristko. Damit fällt für
die Arbeiterschaft der letzte Antrieb fort, wirtschaft-
lich vorzugehen. Würden sie auf eigenes Risito
handeln wollen, so wäre immvr noch ein Funken
von Ansporn. fich ökonomisch zu verhalten. Da
aber letzten Endes bei einer Unterbilanz der
Staat einsvringen soll. so fällt dieser Antrieb ganz
fort. Dteser unechte Syndikalismus stellt unge-
fähr das Schlimmste dar. was Klasienegoismus je
erdacht hat. Wie kurzstchtig er ist. hat das russi-
sche Beispiel mehr als genug erwiesen.

fasiunLs. m «rster ..e dienen. E§ entwn.
ictzt jede Notwendigkeit politischer V«WeiE
methode, der Wille des Volkes sei nun das Oberitp
Gefetz. Das sei der Hauptwert elner echten D--
mokratie. Aver nicht nur die politische, wuch
wirtsä-crftliche Demokratie sei in der neuen Der-

fasiung verankert. Das deutsche Volk habe als
erstes den Wegweiser zum sozicrlen Frieden in iein-

Grundrechte aufgenoimnon. Wir laden die for-
schenden Eeister der Welt ein umer Derfasiungs!
werk zu prüfen. Nirgends in der Welt sei die De^
mokratie to>nsequenter durchgsführt. Hier zum er-
sten Male sei die volle stcvatsbürgerliche Gleichbe-
rechtigung der Frau gewährt. Die deutsche Reou'
blik sei dte doinokratischste DemÄratie der Wels
Die Not des Krieges, ,die schweren nachfo-lgemden
Zoiten haben den Willon des deutfchen Volkcz
nicht gobvochen, möge dieser Wille stärker merden

durch dive Not, stärker als zuvor.

... .

Jn seiner SHlutzansprache dankte Präsident
Fehrcnbach der ganzen Rationalversamullung für
dic gründliche und erschöpfende Beratung. Mjf
besonderer Eenugtuung stellte er fest. datz E
Parteien, ohne Unterschied, sfch um die besiNnög-
liche GeMtung des Verfassungswerkes -emüht
hätien. Die politische Eewalt habe die durch die
allgemeine freieste Wahl zustande gekommen?

Boilksvertretung und in giani; besonders wichtigen

Feier-

Nationalversammlung

Aus dem Bericht über die Donnorstcrgssitzuns
ist noch nachzutragen. datz der Artikol 164 der Ver-
fasiung der Mitalieder der Familien von ehema-
ligen doutschcn Landesherren von der Wahl zum
Reichspräsidenten -cvusschlietzen wollte, mit den
Stimmen aller bürgerlichen Parteien gesen die

So^ialWn gestrichrn wurde. Dies gab dsm Abs.
Löwe (Saz.) Veranlasiung. im

im Na.meir seiner
Partei zu erklären. die Abstimmungen über die
Bergwerksfrage. Wirtschaftsräte. und Wahlfähis-
kett der Familienmitgliöder der Landesherren
hätten einen bürgerlichon Blöck gegen die Sotzial-
demokratie gezeitiat. Dies habe bei den Sozial-

Entwicklung wer^ stärker fetn, als diese papiere-
nen Hindernisie: -

Adg. Schiffer (Dem.) betonte, datz ein Zusam-
menl'chliutz der bürserlichen Parteien tn keinem
Stadnvm der Deratungchi stattgefunden babe, was
rhm aber bei den Sozialdomokraten wenig yalf.

In senrer Schlutzansprache wies Ministerpräsi-
dent Bauer darauf hin, datz wft alle Landsleute.
iblutsverwandte Deutsche seien, roir könnten nicht
-auseinander, selbst wenn wir wollten. Selbist,
wenn uns der Friedensverttag nicht wie ekne un-
ilösbare Fesiel aneinanderschmiedeie. Es sei imn-
mchr in voller Freiheit ein nouer unlösbarer

Vertrag abgeschlosien wordvn, der eine Grundlage

"G " ..-

des neuen AuWeges für die eimzelnen und für die
Eesamtheit sein möge. . Wie unter der neuen
Fahne gekämpft und geärbeitet werde, welche Ge-
stnnung das nvue Werk führen werde. darauf
komme es an, wir alle mützten Fahnenträger der
ZuLunft sein und un-ser Beftes tun. um eine noue
Fähne der Eesittung und Versöhniu,ng aufzurichten.

Minister des Znnern Dr. David dankte »unächst
dem Derfasier des Entwurfs. Dr. Preutz. der diosen
Tag als einen persönlichen Ghrontag anschen
könne. Mit der Deralbschiedung der Versasiung
bäbe die Nationalverfaimnlung die zweite grotze
Aufgabe. die ihr gostellt war, gelüst. die erftL war
die Herstellung des Friodens.

Erst mit der Beerdigiung des Krieges wurde
die Doraussetzung geschaffen für don Frieden auch
' im Jnnern. Dom inneren Frieden solle das Ver-

Stellen das Volf s«lbst. Rlöse in dieser
stunde unser doutsches Dolk sich erfullen mit' dem
Eeist der Ordnung und Arbeit. damit es sich aus
schwerer Not wieder emporarbeite zn geordneten
und bosriedigenden Zuständen. Möge es aus Ä>r-
gen und Not dein Weg finden zu ltchten Höhen, w»
die Liobe Mm Nächsten dle inenschlichen Eegen-
sätze versöhnt, wo im edelstcn Wettbewerb alle
Kräfte angespannt werden, für Bildung, Wohl-
fahrt und Eosiitung.

Die Nationalversammlung

tzans Thoma über Volkskunst

Der Altmeister der deutschen Kunst, Hans Tho-
ma. hat dieser Tage einen Vrief über die Freibur-
ger Schwarzwald-Kunstausstellung an Pwf. Max
Wingenroth gerichtet, in dem er über die Zu-.
«kunft der deutschen und insbesondere der Ladti-
schen Volkskunst beachtenswerts Gehanken
niedergelegt hat. Er schreibt:

Mit bestem Dank schicke ich Jhnen die beiden
" '^ie s

Porträts von Eanter. die Sie so freundlich waren.
mir zur Ansicht zuzuschicken. wieder zurück. Die
Bilder haben mich. wie man sagt. ganz innig an-
geheimelt. Es sind Zeugnisie etner auf vernünf-
tigem Handwerksboden zu schöner Reife herange
wachsenLn Volkskunst — fie erwecken mir alte
Erinnerungeu, da mein Schasfen aüs der Schwarz-
wälder Uhrenschilder- und Vauernmalerei hervor-
gegangen ist. Jch glaube. es war eine solide
Herkunst, die mich, ohne, datz ich es selber wutzte,
durch mein arbeitsreiches Leben geleitet hat.

Fhr Plan, in Freiburg eine Ausstellung
von Schwarzwälder Kunst zu veranstalten,
sinde ich sehr gut, — ich möchte denken, es käme
dadurch wieder eine Kunst zur Eeltung und wenn
sie auch bescheiden ist. Wir müsien jetzt in gar Vie-
lem besche-.den werden — wie das Volk ste sich
selber zu machen getraut, im neuen. wenn auch oft
unbeholfenen ehrlichen Versuchen zu seinem eigenen
Wohlgefallen. Das war es auch, warum ich die
Bestrebungen -es Schnitzersepps in Tri-
berg so sehr anerkannte. Bei einer derartigen
Ausstellung dürfte man auch nicht zurückschrecken.
auch Unzulängliches aufzunehmen. das ehrlich
handwerksmätzig gemacht ist. in dem sich eine ge-
wisie Freude an der Arbeit kundgibt. Ob viel
auch von den alteren Sachen noch vorhanden ist,
das weitz ich nicht. Die Mode hat arg gewirt-
schaftet und hat den Schaffenden das bischen
Eelbstvertrauen. das zu jeder künstlerischen Aeutze-
runF notwendig ist, untergraben. Vielleicht lietze
sich abex durch Umfrage Lei Eeistlichen und bei
^rern doch da und dort noch einiges auftreiben.
Lch weitz da nichts. ich war zu lang dem- Sck)warz-
wald sern und jetzt bin ich zu alt. um täglich mit-
ich könntc mir denken, datz in Frei-
ourg selbst und im wohlhabenden Markgräflerland

doch noch manches bemerkensrverte von alter und
neuer Kunst zu finden sein könnte. Vielleicht
könnte ein Herr Schilling in Freiöurg. der ein vor-
treffliches Buch über das Schwarzwaldhaus ge-
jchrieben hat, auch manchen Rat erteilen. Jn der
Baar, in Donaueschingen und Villingen dürfte
vielleicht auch noch einiges Bodenständige zu fin-
den sein. Um Luzlan Reich und den Lithograph
Heinemann in Hüfingen herum wäre vielleicht auch
noch einiges aufzuspüren.

Es schwebt mir so etwas vor, als ob wieder
eine Kunst aus dem Wesen des Volkes
selbst hervorwachsen sollte — eine selbstgemachte
Kunst — wenn sie auch klein genannt werden mutz,
die aus der Freude am Schaffen heroorgeht und

eingeiroffen sei und an diesen Schaustellungen
teilnehme. — Inzwischen mehren sich die Klaaer
der Bevölkerung über das Verhalten gewisser
weiblicher Personen gegenüber .den Besatzungs-
truppen, Klagen, denen Herr Mangin auf seine
Weise zu begegnen sucht. In Mainz und Worms
sind diese „Damen" wiederholt tätlich angegrifsen.
man hat ihnen die Haare abgcschnitten. d:e Klei-
der vom Leibe gerisien und den Körper mit schwur-
zer Farbe bestrichen. Von anderen sind die Nu-
men öfftntlich mit den entspreckienden Kommenta-

ren ange^chlagen worden. Auf Änordnung des Ee-
aber nicht etwa die be-

Freude bereitet. Wenn ich sagen darf, möchte icki
— innig. innerlich

sie einss Dialektkunst nennen
wahr, wenn sie sich auch etwas schwerfällig bewegt.
Doch mit meinem Neden ist yicht viel getan, und
das, was getan werden mutz. werden Sie wchl be.-
soigen.

Mit freundlichem Grutz, Hochachtuugsvoll er-
gebenst Hans Thoma.

Neues aus aller Welt

* Wie sie sich einrichten. Der Oberstkomman-
dierende der französischen Armee, die das mittel-
rheinische Eebiet besetzt hält, Herr General Man-
gin, versteht es, sich in Szene zu setzen. Nach-
dem er kürzlich schon eine Flottenparade auf dem
Nhein veranstaltet, in Mainz einen Fackelzug sei-
ner Armee entgegengcnommen und sich auch sonst
als ersolgrcicher Unternehmer von Feuerwerks-
und anderen Volksbelustigungen betätigt hatte,
ruht er jetzt in Bad Königstein ain Taunus von
seinen dienstlichen Strapazen aus. Er hat sich dort
bei der Freisrau Willi von Rothschild einquar-
tiert. von der seinerzeit orzählt wurde, -atz sio für
den Wahlfonds der Deutschnationalen Volkspartei
einen namhasten Beitrag gcstiftet habe, und führt
auch in Königstein grotze militärische Schauspiele
vor, um auf die Bevölkerung Eindruck zu machen.
Sein Pressebureau. das sämtliche Tageszeitungen
des Brückentopfes Mainz zu beeinflussen sucht.
meldet aus Königstein, datz dort auch eino farben-
prächtige Truppe asrikanischer Reiter (Spahis)

nerals Mangin sind nun
treffenden Mädchen verwarnt worden, sondern cs
werdeu vielmehr scharse Matznahmen gegen d
Devölkerung angedroht, die mit diesen Frauen-
zimmern. auf ihre Weise Abrechnung hält. Eene-
rql Mangin stestte in einer Bekanntmachung
fest, dah die Verfolgung der Mädcheir ofsenbar
planmähig und von ganzen Eruppen junger Leute
betrieben werde und verlangt, datz in Zukunft
jüiesmal. wenn ein Attentat dieser Art begangen
worden ist und wenn die Schuldigen Linnen 48
Stunden nicht fcstgenommen worden stnd. der
Oberbürgermeister unmittelbar vor das Tribunal
des Polizeigerichts gestellt w'rd wegen Vernach
lässigung seiner Dienstobliegenheiten. Andererseits
wird den Urhebern dieser Ättentate das Kriegsge-
richt und Anklage wegen Gewalttätigkeit, Aufrei-
zung zur Revolte und „Attente gegen die Sitte"
(!) angedroht.

* Die Vilchse der Pandora. Zu einer wirklichen
Pandora-Büchse scheint sich allgemach die „Biichse
der Pandora" von Frank Wedckind für das Mün-
chener Schauspielhaus gestalten zu. wollen. Fortge-
setzt werden die Aufführungen des Dramas durch
Zischen, Pfeifen, Lärmen und Abwerfen von Flug-
blättern gestört. so datz stch der Künstler wie der
Direktion des Theaters bereits eine gelinde Erre
gung bemächtigt hat und .die Münchener Blätter
sich veranlaßt sehen. von einem „groben Unfng" zn
sprechen, zu dem die Aufführung der ..Büchse d?
Pandora" offenbar herhalten mutz. Als llnterlag
für diesen Dorwurf dient der Wortlaut eines an
die Theaterbesucher verteiltcn Flugblattes. in dem
es u. a. heiht: „Sind wir Deutsche oder Schwein
datz wir uns so etwas gefallen lasien? Die ..Büchse

der Dandora" ist eine aemeine Eeldspekulation
auf -ie niedrigsten menschlichen Jnstinkte. Szenen
aus öffentlichen Häusern und der Abschaum des
Erotzstadtzuhältertum gehören nicht auf deutsche
Bühnen. Wodurch unterscheiden fich Häuser. m
denen solche Dinge aufgeführt werden, von wirk-
lichen Freudenhäusern? Die Schweinerei oen
Schweinen! Man nenne das Kind beim Namen,
damit das Iheaterbesuchende Publikum von vorn-
herin weitz. datz man es hier mit dem schmierig-
sten Schmutz der stinkenden Eosie zu tun bekomnu.
Nur ein unreifes. dekadentes Volk kann sich
etwas gefallen lasien. Aber heutzutage fin.d.-
sich ja offenbar niemcknd an zuständiger Sftue.
der gegen solche Sauereien einschreitet. Es leve
dre neue Freiheit und die unbqdingt notwendtge
zeitgemätze „Volksaufklärung". Etliche rückständ'ac
Kunstfreunde." Die Direktion sowie die Polizer
versuchen jetzt mit allen Mitteln und unter streE
ster Anwendung des Hausrechts gegen die Swren-
friede vorzugehen. Besucher. die der Dorstelll.'ns
nicht weiter beiwohnen wollen, werden vor Bcgin»
-er Vorstellung ausdrllcklich ersucht, an der Kal^
ihr Eintrittsgeld zurückzuverlangen oder aber N
während der Ausführung rubig zu verhalien.

* Binger Franz'öslinge. In Bingen hat di°j
Tage eine eigenartige Feier stattgefunden. v
galt der Erinnerung an die Vetercmen v " :

tzen Armee" nnd fand an dem Denkmal ftatt. o
dem Ee.dächtnis dieser napoleonischen ^kiegcr n -
widmet ist. Datz sich General Mangiii. der.1io
mandant Brusiel. der augenblicklich uiilktarlsL
Verwalter von Bingen ist. ferner der
von Hesien. Eeneral Boyer. daran betcil gten.
nicht wundernehmen. Sonderbar inutet
an. datz Eeneral Mangin vom deutschen^
germeister von Vingcn und den uo: ,
Zivilbehörden im Ehrensaal des Rathanses «
fangen und willkommen geheitzen wurde uno
in f r a n z ös i s ch e r Sprache!.Am
artigsten tlingt jedoch die Nede, die der Da i« ^ -
vorstand von Vingen am Denkmal auf deM
hof hielt, worin er der Dankbarkeit der ,
länder den Franzosen gegcnüber Ausdrock ve
Er sagte darin wörtkich: „Wir wollen UN' ^
treue Hesien. unferer Vorfahren würdig ttU' ^
und Ihnen, meine Herren. unseren ausricyi u

erledigte am Freitag zuerst eine Reihe kurzer An-
fragen, besonders auch über die Heimkehr der
Kriegsgefangenen. die nichts neues zu
Tage sörderten.

Eine Jnterpellation Arnstadt (D. N.) und
Heinze (D. V.) betr. Beamtenfragen
bittet um Auskunft. ob die Verordnung über die
Versetzung der Beamten in den Ruhestanh auch
auf die Reichsbeamten ausgedehnt werden foll.
Der Abg. Dr. Most (D. V.). der die Jnterpellation
Legrünt^t, Letont. datz wir Lisher das pflichttreueste
und lauterste Beamtentum der Welt gehabt ha-
ben, das seine Arbeitskraft nicht wte eine Ware
verkaufe. Durch die Bevorzugung einer oder meh-
rerer Parteien bei der Auswahl der Beamten
werde das Vertrauen der Bev'ölkerung in deren
Unparteilichksit stark erschüttert, das Berufsbe-
amtentum stark gefährdet. Ein neues Beamten-
recht müsie durch das Reich geschäffen werden. vor
allem aber müsie das Beamtentum aus der wirt-
schaftlichen Not errettet werden. Reichsminister
Dr. David spricht der deutschen Beamtenschaft
seine wärmste Anerkennung aus. Ein gutes Be-
amtentum sei einö Lebensbedingung für das neue
Deutschland. Eine generelle Ordnung der Besol-
dung sei leider »'.icht möglich. Nichtig sei. datz der
llnterschied zwischen den Eehältern der Veamten
und den Löhnen und Bezügen der Arbeiter und
Angestellten unhaltbar geworden sei, aber dle
Schuld trefse nfcht das neue System. son-ern das,
alte (!!!). Durch Teuerüngszulagen werde maii
der Not entgegenarbeiten. soweit es mit der Fl-
nanzlage irgendwie zu vereinbaren sei. Wie weit
eine Entschuldung der Beamten vorgesehen werden
könne, sei noch nicht zu übersehen. Eine diesve-
zügliche Konferenz trete Lereits am 12. August in
Berlin zusammen. Das neue parlamentarishe
System werde fortan Gewähr geben. datz die Be-
amten ihre Forderungen leichter und rascher zur
Eeltung bringen könnem Das neue System nehme
K»en Beamten nichts. es «kann ihnen zur Freude
und Nutzen werden. der Eesamtheit aber zum
Wohl.

Abg. Krohn (Soz.) poleinisiert gegen die
Rechte, die sich jetzt auf einmal sür die Beamten
erwärme, tritt für Koalitionsfreiheit und Streib
recht der Beamten ein und verlangt eine gesetzliche
Vorlage über Beamtenräte.

Abg. Allekrotte (Ztr.) hält eine durchgrei-
fende Besoldungsreform für erforderlich und er-
klärt namens seiner Fraktion, datz die Deamten
ein Streikrccht nicht verlangen dürfen.



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