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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Szana, Thomas von: Die moderne ungarische Kunst auf der Milleniums-Ausstellung in Budapest, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0030

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Aus dem Periflyl des Kunstausstrllungs-Gebäudes ;u Budapest.

Millenniums-Ausstellung 1896.

Die moderne ungarische Amist auf der Millenniums-Ausstellung in Budapest.

vorr Thomas von Szana-

(Schluß aus dem

^l!ch kann von den Landschaftsmalern nicht scheiden,

ohne die „Mais-Ernte" Michael Munkäcsys
zu erwähnen. Sie ist unter den neueren Bildern auf-
gestellt; auf mich macht sie jedoch den Eindruck, als ob
sie schon ein älteres Werk sei. Auf der Millenniums-
Ausstellung giebt es kein Bild, das mehr ungarisch wäre
als dieses. Ungarisch ist auf.demselben alles: sowohl
die Gestalten, wie der schläfrige Himmel und der bräun-
liche Ackerboden, den einst Pettenkofen mit so viel Vor-
liebe malte. Ich beneide den glücklichen Besitzer dieses
Bildes, denn es ist ein wirkliches Meisterwerk.

Unter den Tierbildern ist, mit Ausnahme des
brüllenden Stieres von Georg Vastagh jun., kaum ein
neues. Dies ist aber ein lebensvolles und charakteristisches
Werk des jungen Malers. Bela Pällik hat eine ganze
Serie seiner älteren Werke eingesendet. Eine leibhaftige
Menagerie: Pferde, Hunde, Schafe, Widder, Kühe n. s. w.,
selbst der verwaiste Storch steht dort traumverloren, wie
dies Johann Arany so schön besungen hat.

Wer mit Pälliks Kunst bekannt zu werden wünscht,
der betrachte diese Ausstellung. Die Kraft und Viel-
seitigkeit des Künstlers zeigt die reiche und interessante
Kollektion. Mir jedoch, ich gestehe es, gefallen aber
noch immer seine Widder und Schafstudien am besten.
Diese Tiere sind seine wirkliche Spezialität. Diese
leben, und eines und das andere unter denselben denkt
vielleicht sogar. Ihre klugen Augen wenigstens lassen
hierauf schließen. Die Tierkopfstudien Pälliks gehören
unter die besten Stücke der Ausstellung und werden der
ungarischen Kunst gewiß auch dort große Anerkennung

vorigen Hefte.) Nachdruck verboten.

erringen, wohin deren Ruf noch nicht gedrungen ist. —
Die Historienbilder der Ausstellung beweisen leider,
daß unsere jüngeren Maler, mit ein bis zwei Aus-
nahmen, keiner so gründlichen und ernsten künstlerischen
Schulung teilhaftig sind, daß wir von ihnen auf dem
Felde der Malerei höheren Stiles beachtenswertere Werke
erwarten könnten. Einzelne Städte und Komitate opfern
umsonst Tausende und Tausende für Konkurrenzarbeiten;
die meisten Historienbilder der Ausstellung sind kaum
mehr als gutgemeinte Versuche.

Dann kamen auch im Laufe des vorigen Jahres
die bestbeabsichtigten Konkurrenzausschreibungen viel zu
unerwartet und drückten eine viel zu große Last auf die
Schultern der jungen Künstler, als daß wir deren Erfolg
erwarten konnten. Historienbilder können nicht gemacht
werden ohne ernste und eingehende Vorstudien; dann
braucht es auch Zeit, bis der Gegenstand der Aufgabe
im Herzen und im Gehirn des Künstlers genügend reif
geworden ist. Unsere jungen Künstler hatten kaum einige
Monate Zeit zur Anfertigung der Skizzen und nicht
mehr Zeit, die fertigen Gemälde vorzuzeigen. Unter
solchen Umständen ist das Schaffen guter Kunstwerke un-
möglich, selbst dort, wo die jungen Künstler ausgezeichnete
Musterbilder und durch die Zeiten sanktionierte Traditionen
vorfinden. Um wie viel mehr erst bei uns, wo die
historischen Quellenwerke größtenteils unaufgearbeitet
liegen, wo über die Nationaltrachten noch immer das
orientierende illustrierte Werk fehlt und als Muster
höchstens jene zehn bis zwölf historischen Gemälde dienen
können, welche unsere Maler Ende der fünfziger und

Die Aunst für Alle XII, 2. 15 (Oktober 1896.
 
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