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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Knille, Otto: Freilicht, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0071

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Mondnacht, von Hugo Bürgel.

Freilich:.

von Dtto Rnille.

(Schluß aus dem vorigen Hefte.) Nachdruck verbot-,,.

7?v»er Stumpfmaler steht glanzvollen Luftstimmungen, farbenprächtigen Gebilden, wie sie uns z. B. die Flora
^ zeigt, und namentlich durchleuchteten, weit ohnmächtiger gegenüber, als wer in Öl malt und lasiert.
Der Laie lege zur Veranschaulichung eine farbige Glasplatte über einen beliebigen Hellen Grund und überdecke
sie alsdann mit einer zweiten, dritten und vierten, eventuell auch mit andersfarbigen Platten, so hat er die
Wirkung von gemalten Lasurschichten vor Augen, er kann nun wahrnehmen, wie mit jeder Schicht die Farbe
gesättigter und dunkler wird, bis bei immer stärkerer Schichtung alle einfallenden Lichtstrahlen sozusagen
kapitulieren müssen, d. h., bis die größtmögliche Schattentiefe erreicht ist, mit der verglichen deckendes Schwarz
grau aussehen würde. Die Natur selbst deutet also dem Maler das Mittel an, wie er die Farbenschönheit und
-Tiefe gewisser Körper steigern, bei manchen auch ihre Transparenz nachtäuschen kann. Wir wissen, daß ein Farben-
körper mn so mehr Licht zurückgiebt, je dichter er ist. Weiß ist vermöge seiner Dichtigkeit das Gegenteil
eines selbstleuchtendeu oder nur durchleuchteten Körpers und kann nie als solcher wirken (daher
auch der gemalte Mond stets wie eine Oblate aussieht). Um einem derartigen Naturvorbilde nur einiger-
maßen nahe zu kommen, genügt es nicht, daß man Weiß mit etwas Gelb vermischt. Man muß es vielmehr
rein auftragen, trocknen lassen und mit einer sehr dünnen und durchsichtigen Gelbschicht überziehen. Alsdann
geschieht optisch folgendes: die in Öl oder Firnis gebetteten Partikeln absorbieren teilweise das sie treffende
Licht, teilweise wird dieses, warm gefärbt, der Netzhaut wieder zugeführt, der dritte, größte Teil des Lichts
endlich durchdringt zwar erst die zarte gelbliche Schicht, kehrt dann aber ungefärbt aus demselben Wege zum
Auge zurück. *) Also Verlust eines kleinen Lichtquantums — woraus sich ergiebt, daß jede Lasur eine geringe
Lichtabschwächung mit sich bringt — Rückkehr des zweiten, größeren Quantums gefärbten und des dritten,
größten, ungefärbten Lichts. Auf die angegebene Weise läßt sich in etwas (durch Lasur) die Wirkung erzielen,
als ob ein Leuchtkörper, für den in diesem Falle das Weiß gelten muß, von rückwärts durch einen zarten

*) E- Brücke, Physiologie der Farben.

Die Kunst für Alle XU, 4- iö. Noveniber f8ste.

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