Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

DOI Artikel:
Pecht, Friedirch: Weihnachtsbücherschau
DOI Artikel:
Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler - Vermischte Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0125

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
92

weihnachtsbücherschau.

Aus A. Stifters Studien.

Der Verlag von Karl Krabbe in Stuttgart beschenkt uns
mit zwei neuen Hevse-BLndchen, die in zierlicher, in Deutschland
ganz ungewöhnlicher Ganzlederansstatiung vor uns liegen und
jedem Damenboudoir zur Zierde gereichen können. Die beiden
Bände, die eleg. geb. je 3,50 M. kosten, enthalten drei Geschichten
und sind von dem bekannten Carl Zopf illustriert. Werden uns
in dem einen Bande die „Abenteuer eines Blaustrümpfchens" er-
zählt, bei denen ein Herr Maler Tino stark mitabenteuert, so wird
uns in „Emerenz", der einen Geschichte des anderen Bandes, die
Geschichte eines Junggesellen erzählt, und uns dargelegt, wie es
kam, daß der Held der Geschichte Junggeselle geblieben ist. Im
Detail jene „Abenteuer" und diese Geschichte eines Junggesellen
kennen zu lernen, wird sicher die Freunde der Heyseschen Muse
interessieren, und wir können sie nur zur Lektüre dieser beiden
Bände, wo sie auch noch die Geschichte vom „Verratenen Glücke"
finden werden, animieren. Zu wünschen wäre, daß in den folgen-
den Auflagen die am Schluß beigesügten Inserate fortgelassen
würden, dazu ist der Ganzlederband doch zu vornehm.

Auf die erste vor zwei Jahren abgeschlossene Folge von
W. Heimburgs „Gesammelten Romanen und Novellen"
läßt der Verlag von Ernst Keils Nachfolger in Leipzig nunmehr
eine neue erscheinen, von welcher soeben die erste Lieferung heraus-
gekommen ist. Wen die 71 Lieferungen der eisten Folge von
Romanen und Erzählungen der gerngelesenen Gartenlaubenmit-
arbeiterin haben interessieren können, der wird das Erscheinen
dieser neuen Folge, die von namhaften Künstlern wie Fritz Bergen,
W. Claudius, Reitst Reinicke n. a. illustriert werden soll, mit
Freuden begrüßen. Die neue Folge ist auf 35, alle 14 Tage
erscheinende Lieferungen zum Preise von ü 40 Pf. berechnet.

Hackländers Künstlerroman, illustriert von A.
Langhammer (Verlag von C. Krabbe, Stuttgart), ist in drei
Bänden nunmehr komplett erschienen. Wer unterhalten sein will,
der versäume nicht, diesen Roman zur Hand zu nehmen. Hack-
länder erzählt, wie es ihm ums Herz ist, frisch drauf los, ohne
den Leser mit Philosophie oder moralischer Spitzfindigkeit irgend-
wie zu belästigen. Hacktänder ist der liebenswürdige Gesellschafter,
der dem Leser die Wünsche für den Gang einer Handlung von
den Augen abliest und die Handlung so dreht und wendet, wie
es dem Leser eben erwünscht ist. Zu den liebenswürdigsten Gaben
dieses Causeurs gehört der „Künstler-Roman". Die Langhammer-
schen Illustrationen gehen mit Verständnis und künstlerischem

Feingefühl auf die Intentionen des Dichters ein. Eine Probe
der Illustrationen findet der Leser auf S. 93 dieser Nummer.
Der Preis des Romans ist M. 15.— gebunden.

Als Bereicherungen des Prachtwerkmarktes können wir
empfehlen „Sonnenschein in Schloß und H aus". Ein Jahr-
buch aus dem Verlag von A. G. Liebeskind, Leipzig (geb.
M. 15. — ) und die „Goldschmiedkinder", von Julius von
der Traun. Illustriert von Ant. L. Baworowski Wien, Pest,
Leipzig, A. Hartlebens Verlag (M. 12.— in Originalpracht-
band mit Goldschnitt). Das erste dieser beiden Prachtwerke enthält
litterarische Beiträge von Lieblingen der Leserwelt wie Baum-
bach, Seidel, Busse und künstlerische von C. Röhling, C.
Marr, Kunz Meyer u. a. Es ist ganz eigenartig, apart und
jedem feineren Geschmacks Genüge leistend, augenscheinlich ein
Werk, dem ein erfahrener Verleger seine ganze Sorgfalt zu-
gewandt hat. Besonders haben uns die eigens auf gekörntem
Papier gedruckten Lichtdrucke von Pflanzen nach der Natur, die
den Baumbachschen Gedichten beigegeben sind, gefallen. — In
dem zweiten der beiden genannten Prachtwerke begegnen wir
einem Künstler, der bis jetzt weniger das Gebiet der Illustration
betreten hat, dem Maler Ant. L. Baworowski. Seine Illu-
strationen sind reizvoll und vornehm. Die Handlung des Werkes
bewegt sich in dem Traum- und Zauberlande der mittelalterlichen
Romantik, die Julius von der Traun ganz meisterhaft zu schildern
versteht.

Klagte man früher über das leicht gelb werdende Papier,
den schlechten Druck der Reclamschen Ausgaben, so hat man heute,
zumal wenn man ihre Billigkeit in Erwägung zieht, nur des
Lobes voll zu sein über diese Klassiker-Ausgaben. Sie
sind jetzt auf holzfreiem, weißem Papier recht sauber gedruckt und
erfreuen sich zum teil wie der Börne und der Otto Ludwig
einfacher und recht geschmackvoller Einbände. Erschienen sind in
dieser Kollektion Börne (M. 6.—), Byron (M 6.—), Goethe
(M. 18.—l, Grabbe (M. 4.20), Hauff (M. 3.50), Heine (M. 6.—),
Herder (M. 6.—), Kleist (M. 1-75), Körner (M. 1.50), Lenau
(M. 1.75), Lessing (M. 4 25 u. 5.—), Longfellow (M. 4.20),
Otto Ludwig (M. 2 —), Milton (M. 2.25), Moliere (M. 4.20),
Schiller (M. 4.50), Shakespeare (M. 6.—), Uhland (M. 3.-).
Wir empfehlen diese Ausgaben jedem, der sich auf billigem Wege
eine Klassikerbibliothek verschaffen will.

Im Anschluß hieran können wir den den zweiten Teil der
Dramen enthaltenden, dritten und somit letzten Band der bei
C. F. Amelang in Leipzig erschienenen gesammelten Werke von
Martin Greif (3 Bände, geb. M. 15.—) als erschienen an-
zeigen. Wer den Lyriker Greis liebt, der wird, wenn er sich auch
einmal in dessen Dramen verlieft, finden, daß Greif auch auf
diesem Gebiete Bedeutendes geleistet hat.

In bei Carl Krabbe in Stuttgart erschienenen „Sch illers
Frauengestalten" (geh. 5 M., geb. 6 M.) sucht Julius
Burggras auf Grund eingehender Quellenstudien festzustellen,
welchen Einfluß das weibliche Element auf Schiller gehabt hat.
Neben die Zeichnung der des Dichters Leben besonders bestimmt
habenden Frauen tritt die Darstellung der von dem Dichter in
seinen Werken geschaffenen Frauengestalten. Dem die litteratur-
geschichtliche und wissenschaftliche Erkenntnis fördernden Buche
wünschen wir besonders in Frauenkreisen die weiteste Verbreitung.
Seine Ausstattung ist gediegen, der Einband sehr zierlich.

Das bei Hermann Seemann in Leipzig erschienene
Bändchen „Religiöse Lyrik" (Ausgewählt von Richard
Weitbrecht, illustriert von Hans Looschen, 2 M. geh., 3 M.
geb) geht bis auf die in den jüngsten Tagen viel gefeierte Jo-
hanna Ambrosius herab. Die Sammlung will, um mit des Heraus-
gebers eigenen Worten zu reden, eine Auswahl nicht aus christ-
lichen Dichtern, sondern des Religiösen aus der deutschen Lyrik
und zwar des Religiösen in weitestem Sinne, vom innigsten Ge-
fühl eines persönlichen Gottes bis zum pantheistisch angehauchten
Gemüte, geben. — Derselbe Verlag bringt in gleicher Ausstattung,
in einer sogen. Elzevierausgabe, die allbekannten „Irrlichter"
von Marie Petersen, illustriert von Hugo Flinzer. (2 M.
geh., 3 M. gebd.) Die Bändchen empfehlen sich durch Inhalt und
Ausstattung selbst.

Von den „Gesammelten Erzählungen" von Wilh elm
Raabe (Berlin, 1897, Otto Janke) ist soeben der dritte Band
erschienen (M. 4.—, geb. M. 5 —). Er enthält die fünf Er-
zählungen „HöxterundCorvey", „Eulenpfingsten", „FrauSalome",
„Die Innerste" und „Vom alten Proteus". Wir verweisen auf
das, was wir in dem Hest vom 15. September d. I. über Raabe
gesagt haben und wünschen dem Dichter zu den alten Freunden
recht, viele neue und dem Verleger recht fröhliche Käufer. K.
 
Annotationen