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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Schmid, Max: Robert Bärwald: ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0139

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Robert Bärwald 's. von M. Zchmid-Aachen. — Distichen von Arthur Fitger.

WZ


sondern auch Liebreiz und Schönheit in des Künstlers
Macht standen. Die Sockelfigur des Siegesruhmes (Abb.
S. 105) in ihrer reinen Schönheit findet ein Gegenstück
in der Sockelfigur des Bremer Kaiserdenkmals (Abb.
S. 102 u. 103), das Bärwald 1893 enthüllte.

Hier durfte er den Kaiser hoch zu Roß darstellen,
und er bewies, daß er auch so großen Aufgaben ge-
wachsen war. Hoheitsvoll, friedfertig milde, in leise
antikisierendem Kostüm wußte er ihn doch vollendet lebens-
wahr zu halten.

Eine neue große
Aufgabe winkte ihm
mit der jetzt be-
ginnenden Aera der
Bismarck-Monu-
mente. Bei der Ber-
liner Konkurrenz er-
hielt er den ersten
Preis. Aber es
scheint, er hat sich
selber noch über-
troffen, als er den
so einfachen, geist-
vollen Entwurf für
Düsseldorf brachte,
und hier einen Bis-
marck modellierte,
der nicht, wie der
so vieler anderer,
einen polternden
Wachtmeister, son-
dern eine gewaltige,
innerlich starke
Kraftgestalt bot.

(Abb. S. 105.)

Ich schweige
von der Fülle min-
der großer Denk-
male und Einzel-
werke, die er in dem
Jahrzehnt seines
eigentlichen Wir-
kens mit nimmer
rastendem Geiste
schuf. Ich erinnere
nur noch an die
rührend schöne Ge-
stalt des „Mutter-
glücks" (Abb. S.

104), die auf der
letzten Berliner
Ausstellung nicht

ausfiel, dazu war sie zu zart in ihrer Schönheit, zu sehr
nur für den künstlerisch zartfühlenden Beschauer geschaffen.
Den guten Antiken war sie darin ähnlich, daß in Ge-
stalt und Bewegung mehr lag, als in dem Antlitz. Den
besten naturalistischen Werken trat sie zur Seite in ihrer
wundervoll intimen Schilderung des mütterlichen, nicht
jungfräulichen Körpers.

Das Werk war bezeichnend für seinen Schöpfer.
Mit voller Aufrichtigkeit und vollem Ernste hatte er sein

Bestes hier gegeben

_ an ein Genremotiv,

das so viele flüchtig
als verkäufliches
Objekt nach einem
beliebigen Modelle
Zusammenarbeiten.
Was gut daran war,
begriffen wohl nicht
alle Beschauer. Aber
er hatte es ja nach
einem Vorbilde ge-
schaffen, das er so
überaus genau
kannte, und hatte
seine Freude am
Studieren gehabt,
nicht an der Mög-
lichkeit des Ver-
wertens. EinKünst-
ler, der so schnell so
hohes erreicht, der
so gewissenhaft sich
selbst zu immer
neuem ernstem Fort-
arbeiten anhielt, der
so offenbar stetig
Fortschritte machte,
versprach der Ber-
liner Kunst noch
das Beste.

Und nun stehen
wir am Ende. —
Seine Freunde ver-
loren in ihm einen
treuen, stetigen,
schlichten, aber tief
empfindenden Men-
schen. Was die
deutsche Kunst au
ihm verliert, das
künden seine Werke.
NI. ^chmid-Aachen.

Baiser Wilhelm-Denkmal in Bremen, von Robert Bärwald.

Distichen von Arthur Nitger.

Glaubst b», wenn du nicht mehr als wahr bist, wärst du schon
Künstler?

Glaubst du. wenn lediglich du häßlich bist, wärst du schon
wahr?

Ja, vielseitig entwickelst du dich, der Blume vergleichbar.
Deren gefüllter Kelch strotzet in farbiger Pracht;

Doch einfältigen Blüten erwächst die nährende Frucht nur,
lind die Beschränkung allein zeugt die lebendige That.
 
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