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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Ritter, William: Nikulae Jon Grigoresco
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0177

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von William Ritter.

Landschaftsmalern, wenn es sich darum handelt, auf einem
azurblauen Himmel mit Silberwolken die mittelalterlichen
Giebel irgend eines bretagnischen oder normannischen
Dorfes, die leuchtenden Wasserstreifen unter den Rädern
einer Mühle an einem alten schlammigen Graben mit
bemoosten oder rost-
roten Rädern oder
das Gebälk und die
Dächer eines ver-
fallenen Bauernhofes
malerisch zu grup-
pieren. Oder er
schlägt, indem er aus
seinem kräftigen ru-
mänischen Tempera-
ment und aus der
Gewohnheit seiner
Augen, das grellste
Sonnenlicht zu er-
tragen, Nutzen zieht,
sein Lager am
Strande des Meeres
auf und malt, ob-
wohl die Sonne sein
Auge trifft, den
Spiegelglanz der
grünen Wellen, der
jeden andern er-
blinden ließ.

Obwohl er hier
nicht seine ganze
Kraft entfaltete, denn
diese hat er mehr
als Landschafts-,

Porträt- und Kriegs-
maler bewiesen, so
hat er doch Sachen
gegeben, die voll-
ständig überraschend
durch das Unerwar-
tete sind, das sie
bieten, das heißt
durch den vollstän-
digen Mangel der
Aehnlichkeit mit
allem, was bisher
geschaffen worden.

Jedesmal, wenn er
das Gebiet wechselt,
erneuert er sich, und man kann von ihm sagen, daß er
soviel Arten als Gegenstände zu malen hat. Darum

sind es wohl keine leeren Worte, wenn ich behaupte,
daß er für Rumänien eine ganze Schule vertritt, und
das in einer zweifachen Bedeutung des Worts. Zuerst,
weil er durch die Mannigfaltigkeit seiner Werke und
seiner Art, sich zu erneuern, so gearbeitet hat wie viele

Künstler ganz ver-
schiedener Richtungen
und sodann, weil sein
Beispiel wie sein
Unterricht für junge
Maler ebensoviel gilt
als der Unterricht
in einer Kunstakade-
mie, die jenem Lande
noch fehlt. Die
wunderbare Origi-
nalität Grigorescos
besteht darin, daß er
seine außerordentlich
vollständige Bildung
sich allein verdankt,
daß er seine Kunst
nur sich selbst ver-
dankt. Ich schließe
diese Skizze, indem
ich an die drei oben-
genannten Charakter-
züge seiner Werke er-
innere, nämlich Poe-
sie, Aufrichtigkeit,
Schnelligkeit, aber
ich geselle noch den
seines Geistes bei:

die Universalität,
und ich möchte hin-
zufügen: Man muß
sich von diesen vier
großen in ihm ver-
einigten Eigenschaften
nur eins denken,
nämlich daß sie im
Dienste seiner ein-
zigen Liebe stehen,
der Liebe zu Ru-
mänien; dann hat
man vielleicht einen
Begriff von der
außerordentlich
edlen künstlerischen
Individualität, die den Namen Nikulae Jon Grigoresco
trägt. William Ritter.

König Karl I. von Rumänien, von N. H. Grigoresco.

-s Nn die Rnust s—

Ehrfurcht durchwehet den weiten Raum. —
Kunst, wir grüßen dich! Preis dir und Ehre!
Leuchtender Stern über stürmischem Meere,

Die du zum Leben wandelst den Traum I

Die du die Menschen erhebst zu den ksöh'n,
wo die unsterblichen Götter wohnen —

Spenderin du — unvergänglicher Kronen,
Genius dessen, was gut und was schön!

was die begnadete Seele sah —

Gnädig verleihst du ihm ewige Dauer;
Sieh', uns durchzittert ein seliger Schauer.
6eil uns! Lrhab'ne, du bist uns nah'!
 
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