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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Hann, Pauline: Herbstausstellung in der Academy of Design in New York
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0182

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^38 Herbstausstellung in der Academy os Design in New Dork. Don p. Hann. — Ausstellungen und Sammlungen.

das uns die Prunkfarben der Natur in ihrem Herbstkleide
glänzend aber ohne Uebertreibung zeigt, die Landschaften
von Bolton Jones, Kruseman van Elten und M. Posts
poetische Wiedergabe der Abendschatten, dann John Red-
monds „Hölländischer Kanal" kurz vor Sonnenuntergang
mit den Schatten der Dämmerung auf dem Grunde und
der scheidenden Sonne über den Ziegeldächern, sind
tüchtige Leistungen. Im letzteren Bilde ist die Be-
handlung des zwiespältigen Lichtes besonders gelungen.
Melden bringt nach langer Abwesenheit eine japanische
Landschaft großen Stils. Zwei Bilder von Roswell
Hill zeigen eine wirkungsvolle Behandlung des Lichtes

Bildnis. Don T. Blake Ivirgman.

über stillen Wasserspiegeln. Aufsehen erregt ein Bild
des hervorragenden Tiermalers und Vizepräsidenten der
National Academy, James M. Hart, weil es außerhalb
des von ihm bebauten Feldes liegt. Außer einem seiner
trefflichen Tierstücke „Ein trüber Tag", weidende Rinder
nahe einem Teiche, mit einem Baumriesen in der Mitte,
überhängt von Regen drohendem Gewölk, hat er eine
„Tiroler Landschaft" ausgestellt, zu welcher er die Skizzen
und Studien vor 43 Jahren machte. Vor kurzem fielen
sie ihm wieder in die Hände, und er malte das Bild
für sich selbst; doch ließ er sich überreden, es auszustellen.
Es nimmt einen Ehrenplatz im Westsaale ein und ver-
dient ihn.

Chapman zeigt eine lebendige Ansicht von Felsen
und Sturzwellen, Rehn hat ein Marinebild von einer
Feinheit der Farbe und einer Sicherheit der Zeichnung
und Luft- und Wasserbehandlung, die es äußerst vorteil-
haft von den andern Seebildern der Ausstellung unter-
scheidet.

Einigen Einfluß des nahenden Weihnachtsmarktes
verraten die Figurenbilder. Sie scheinen zum großen
Teil in der Rücksicht auf ihre etwaige Eignung als Ge-
schenke gemalt worden zu sein. Heitere Motive über-
wiegen, alles Aufregende, Grelle, Unerfreuliche wurde
ängstlich vermieden. Es ist eine der besten Welten, die
uns die Academy diesmal offenbart. „Auf dem Heuboden"
zeigt einen Schuljungen, der ein offenbar verbotenes
Buch mit stillem Vergnügen, im Heu vergraben, liest
und mit Currans feiner Beobachtung des durch eine Dach-
luke einströmenden Lichtes gemalt ist; George Taggerts
trefflich charakterisierte drei Farmer, die um eine Gans
würfeln, Browns und Kaufmanns Schuhputzer, E. L.
Henry, der Maler des amerikanischen Dorflebens, mit
seinem „Huckster", der Waren und Klatsch von Dorf zu
Dorf trägt, bringen alle humoristische Beiträge, die er-
quicklich wirken, ohne große Emotionen hervorzurufen.
Ein neuer Ankömmling, der sich eines seit dem Tode
Alfred Kappes' verwaisten Feldes annimmt, ist Harry
Baseland mit seinen südlichen Negerbildern. Ein harm-
loser Scherz ist sein „Schnarch' nicht so", in der Neger-
kirche spielend. Ein besser gemaltes Bild ist sein „Ein
neues Strickmuster", eine groteske alte Negergroßmama
ihr begierig aufhorchendes Enkelchen im Stricken unter-
weisend.

Bridgeman stellt zwei virtuos gemalte orientalische
Damen aus, die auf Divans nach altbewährtem Muster
lungern. Giebt es wirklich noch Käufer für diese Sorte
von Kunstwerken? Eine feine Studie einer Frau in
klassischen Draperien, Individualität, gute Zeichnung und
strenge, etwas düstere Auffassung verratend, ist von W.
Streetor.

Das Porträt ist nicht zahlreich, aber befriedigend
vertreten. Besonders anziehend sind auch hier die neuen
Ankömmlinge. Hughes bringt eine Dame in Weiß gegen
einen weißen Hintergrund, seit Herkomer Ziel und Streben
so vieler Bildnismaler. Zeichnung, Stoffmalerei und
Charakteristik sind gleich vortrefflich, und man darf mit
Interesse seinen künftigen Leistungen entgegensetzen.
Ebenfalls Neulinge und im Vollbesitz ihres künstlerischen
Könnens sind Irving Mills, Walch und Mc. Entee, der
letztere leider ein Zögling jener Pariser Virtuosen im
Porträt, die der Leichtigkeit und brillanten Mache alles
andere unterordnen und bei bewundernswerter technischer
Ausführung doch nur oberflächlich wirkende Bilder schaffen.
Nägele, von den Aeltern, bringt zwei originelle Por-
träts auf Mahagonitafeln, Caroll Beckwith ein gediegenes
Kinderbild.




NüssttlÜMiM ünöSammlüNlM M



D.-v. Aus der hessischen Residenz. Erfreulicherweise
hat sich hier manches zum besseren gewendet. In der kurzen Zeit
seines Hierseins hat der neue Galerieinspektor Or. Back bereits
eine rege Thätigkeit entfaltet; geht man nun durch die Räume
der großh. Galerie und des Kupferstichkabinetts, so empfindet man,
daß da ein neuer frischer Geist eingezogen ist, daß doch auch die
Gegenwart zu ihrem Rechte kommen soll. Mit seiner ersten Ver-
anstaltung, einer Seekatz-Ausstellung, hat sich vr. Back in
Darmstadt aufs trefflichste eingeführt. Johann Conrad See-
k atz, landgräflich hessen-darmstädtischer Hofmaler (geb. in Grünstadt
1719, gest. in Darmstadt 1768), dürfte wohl außerhalb der
hessischen Grenzpfähle höchstens durch sein im Besitz des Geheimrates
Grimm befindliches Bild der Familie Goethe und die Beziehungen
zu derselben, die auch in Gutzkows „Königslieutenant" verwertet
 
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