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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Hann, Pauline: Die 30. Jahresausstellung der American Water-Colour-Society
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0305

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Die so. Iabresausstellung der American Mater-Lolour-Zocietv. von H. kan'n.

Badende Jungen in Zanlvoorl. von Mar Lieb ermann.

zugesprochen. Feine Empfindung für Farbe und Atmo-
sphäre weist Roß Turner in seinem Bilde: „Goldene
Galeere" auf, eines der hochbordigen, reich geschnitzten
und vergoldeten Schiffe des Mittelalters auf tiefblauer,
leise wogender See, am Horizont die auftauchende Küste.
Das lässige Wogen des Ozeans ist mit Künstlerhand
wiedergegeben. Derselbe Maler, ein Bostoner, hat ein
großes impressionistisches Bild „Extra Nr. 7" eine Loko-
motive im Abenddunkel, von kräftigerer Wirkung, als sie
sonst dem Wasserfarbenbild eigen ist, ausgestellt.

Immer häufiger flüchtet sich der amerikanische Künstler
in die malerischeste Epoche seiner Geschichte, die Zeit, da
die Puritaner ihre englische Heimat verließen und die
Kolonie Plymouth Rock gründeten. Alfred Fredericks
steuert ein Sittenbild aus jenen Tagen bei „Mütterliche
Aengstlichkeit", eine alte Kolonistendame, die den statt-
lichen Sohn, auf den sie sich bei ihrem Spaziergang
durch die sandige Düne stützt, gar zu gerne vor dem
verführerischen Lächeln der bildhübschen, nach ihnen zurück-
blickenden jungen Puritanerin beschützen möchte.

E. H. Henry erscheint mit zwei sonnigen Bildern aus
jüngerer Vergangenheit, etwa dem ersten Viertel dieses
Jahrhunderts; auf einem derselben, „Sonntag-Morgen" be-
titelt, begeben sich ehrsame Aankee-Familien zu Fuß oder in
höchst wunderlichen Vehikeln zu der weißen Holzkirche im
präzisierenden Kolonialstil; das andere zeigt „Ein Postamt
in West-Virginien", wo Jung und Alt, Männlein und
Weiblein auf Maulesel, Roß und offenem Wägelchen
zusammenkommen, um Briefe abzuholen und Landklatsch
auszutauschen. Allerliebst ist G. W. Edwards „Hollän-
disches Milchmädchen", unwiderstehlich komisch Roselands

Niggerbild, aus welchem eine dunkelhäutige Dame den sie
besuchenden schwarzen Prediger zum Garnwinden einspannt.

W. L. Palmer, der es wie wenige versteht, dem
amerikanischen Winter mit seinen grellen Sonnenreflexen
auf den hochgetürmten Schneemaffen gerecht zu werden,
bietet außer einigen vortrefflichen Landschaften dieser seiner
Eigenart eine venetianische Licht- und Wasserstudie, „Die
Diamanten des Dogen" geheißen, eine weite Fläche Wasser,
die im Mondlicht glitzert, als trüge jedes Wellchen einen
der Edelsteine, nach welchem das Bild benannt ist. Ueber
den Gebäuden am Ufer liegt ein leiser Dunsthauch; ein
Bild voll träumerischer Poesie.

Besser noch als im Oelbild tritt die eigentümliche
Begabung Henry S. Smiths, den herben neu-englischen
Frühling zu schildern, im Aquarell hervor; doch erscheint
er diesmal außer mit einem trefflichen Werke seiner Spe-
zialität, „Alte Heimstätte in Neu-England", mit einer
ganzen Reihe venezianischer, spanischer und holländischer
Architektur-Bilder, dem Ergebnis einer Künstlerfahrt, die
nach dem fast auf allen seinen Ausstellungsnummern
prangenden weißen Zettel zu urteilen nicht nur künstle-
risch ergiebig gewesen sein muß. „Vorfrühling" von
Morgan Mc. Jlhenny, eine Schafherde auf regen-
feuchtem Grunde, besitzt den Reiz feiner Luft- und Licht-
empfindung. Harry Eatons „Sommerhimmel", Bruse-
man Van Eltens „Später Nachmittag" und „Mai-
morgen", sowie die Bilder von Parton, darunter eine
treffliche Studie des Niagarafalls, Triscatt und
Murphy tragen dazu bei, die Jahresausstellung zu
einer der erfolgreichsten zu machen, auf welche die Ge-
sellschaft von Aquarellisten zurückblicken kann.

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Die Nun» fLr All- XII.
 
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