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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0409

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226

Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

Prds. von Louis Gossin.

?. 8. Barock und Rokoko. Eine kritische Auseinander-
setzung über das Malerische in der Architektur von August
Schmarsow. (Leipzig, S. Hirzel, M. 6.—.) Heute giebt es
nicht mehr viele Menschen, die den Begriff „Barock" als Schimpf-
wort betrachten, aber zum wahren Verständnis dieser Bauepoche
läßt sich noch manch ein Wort reden. Schmarsow versucht in
seinem Werke eine Art Psychologie des Barockstils zu geben.
Von Michelangelo, „dem Begründer des Barock", ausgehend, ent-
wickelt er im Gegensatz zu Wölfflin die Ansicht, daß das Prinzip
des Plastischen das treibende Moment der Barockentwicklung
war: im „Hochdrang" des Ganzen sowohl, wie aller seiner Teile
tritt das hervor. Bei den nächsten Nachfolgern Michelangelos
wird dieser Gedanke nicht ohne mancherlei künstliche Kombinationen
durchgeführt; später, wo im Palastbau, in den zweitürmigen
Kirchen, in den Villen ic. von einem plastischen Baugedanken
schlechterdings nicht mehr die Rede sein kann, wird ein Um-
schwung zum malerischen Prinzip angenommen, der aber recht
unbestimmt nach seiner inneren Motivierung charakterisiert wird.
Den komplizierten und manchmal sehr abstrakt-fleischlosen Deduk-
tionen Schmarsows gegenüber, läßt sich die Barockentwicklung
jedenfalls auch einfacher auffassen. Nach der Epoche höchster
Vollendung beginnen die Grenzen sämtlicher Künste sich zu ver-
wischen, nicht zum wenigsten dadurch, daß ein Michelangelo sie
alle in einer Person befruchtet. Damit kommen in die Malerei
plastische, in die Plastik malerische Elemente, in die Architektur
aber gleichzeitig malerische und plastische Einflüsse nebeneinander
und durcheinander; welche von beiden vorwalten, das liegt ganz
an der Person des Künstlers. Das Resultat dieser neuen Ein-
flüsse ist das gleiche: die Architektur bekommt durch die Lockerung
ihrer Grenzen eine weit beredtere Sprache der Individualität.
Daß beim gesteigerten Vernachlässigen tektonischer Grundgesetze
das malerische Prinzip schließlich vorwaltet, mag man gerne zu-
geben. Und eben weil dieser Stil der Individualität so weiten
Spielraum läßt, ist der Einfluß individueller, oft launischer
Problem-Lösungen, die von weniger Selbständigen blind nach-

geahmt werden, durchaus nicht außer Acht zu lassen. Schmarsow
aber redet in seinen Betrachtungen meist so, als ob Personen
gar nicht beim architektonischen Schöpfungsakt im Spiele wären,
sondern sich die Masse, einem inneren Zeittrieb folgend, selber
organisierte. Das verschiebt oft die Gesichtspunkte in unleidlicher
Weise und erschwert den Genuß der vielen geistreichen und
treffenden Gedanken, die das Werk jedem — auch dem anders
Denkenden — bietet. In der zweiten Hälfte des Buches verläßt
Schmarsow den spekulativen Ton häufiger und entrollt dadurch
viel plastischere Bilder der geschilderten Kunstphasen. Schwer ist
es oft, Schmarsow in den Windungen seines Stils zu folgen.
Manchmal hat man den Eindruck des aufstenographierten freien
Vortrags, wo plötzliche Gedanken unbotmäßig in strenge Aus-
führungen hereinschießen und schließlich die Anknüpfungen und
Beziehungen des Satzes nicht mehr genau untersucht werden
dürfen. Alles in allem: ein Buch für geistige Feinschmecker, die
es freut, das was sie schon wissen, in einem neuen, reich facet-
tierten Spiegel zu betrachten. l?2S4i

?. L. Allgemeine Kunstgeschichte, herausgegeben
von H. Knackfuß und Max Gg- Zimmermann. Erster Band:
Altertum und Mittelalter von Max Gg. Zimmermann.
(Bielefeld, Belhagen L Klasing, 8 M ) Seit dem Erscheinen der
letzten Lieferung dieses Bandes ist bereits mehr als ein halbes
Jahr verstrichen. Die vortreffliche Arbeit hätte eine frühere An-
zeige verdient. Vor allem in den Spalten einer populären Kunst-
zeitschrift: denn das Werk wendet sich nicht an die engen Kreise
der Fachgelehrten, sondern an das große, für alte Kunst empfäng-
liche Publikum. Es ist dem Verfasser, der durch seine längere
Thätigkeit als Dozent an einer Kunstakademie Gelegenheit gehabt
hat, Erfahrungen über die beste Art zu sammeln, wie man solchen
Kreisen Kunstgeschichte vortragen soll — es ist ihm bei seiner
Behandlung der Antike vielleicht zu statten gekommen, daß er, von
Beruf „neuerer" Kunsthistoriker, nicht gezwungen gewesen ist, wie
wir unglücklichen Archäologen vom Fach, jene drückende Last

Salomr. von Severo Rodriguez-Ltchart.

Salon 189? der Lbamps-Llysees zu Paris.
 
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