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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0414

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vermischte Nachrichten.

v. V. Wien. Die Prachtfront der Kaiserlichen Hof-
burg nach dem Michaelsplatze trägt in ihrer plastischen Aus-
schmückung einen einheitlichen Charakter. Sie verherrlicht die
Herrschermacht. Am prägnantesten gelangt dieser Gedanke in den
beiden Kolossalbrun-
nen grupp enzumAus-
druck, welche die Flügel
des mächtigen Portal-
baues zieren. Es ist
wiedererstandene Spät-
renaissance-Bildnerei
von ebenso kräftiger
als malerischer Wirkung.

In Flachnischen mit
dunkelbraunen Granit-
becken heben sich 12 m
hoch die Gruppen aus
Laaser-Marmor: links-
seitig die „Herrschaft zur
See", von Prof. Ru d o l f
Wehr, rechtsseitig die
„Herrschaft zu Land",
von Prof. Eduard
Hellmer darstellend.

Bei Weyr verkörpert
sich die Herrschaft in
einer nackten weiblichen
Gestalt mit der Krone,
bei Hellmer in einer
nackten männlichen
Figur von ruhiger kraft-
bewußter Haltung. In
beiden Gestalten gelangt
die majestätische Ruhe
des Triumphes zum
Ausdruck. BeideGruppen
sind Prächtig aufgebaut,
kühn ausgestaltet. Der
Weyrsche Brunnen ist
bereits seit längerem
freigelegt, der Hellmer-
sche wurde am 14. Mai
eröffnet. Der Eindruck
ist mächtig; die Titanen-
gestaltcn, ein Ueberwun-
dener im Absturz, ein
den Felsen Sprengender,
ein Empordräuender,
sind Prächtig bewegt und
durchgebildet. Wien ist
um ein schönes Barock-
werk reicher. l?327l
* Dresden. Am
12. Juni fand in den
Räumen des Sächsischen
Kunstvereins eine Si-
tzung von Vertretern
deutscher Kunst-
vereine statt, um über
die Frage zu berathen,
ob ein Verband deutscher Kunstvereine begründet werden soll. Ver-
treten waren außer dem Sächsischen Kunstverein, der die Versammlung
einberusen hatte, der Deutsche Kunstverein zu Berlin, die Kunst-
vereine zu Bremen, Breslau, Magdeburg, Mannheim, Hamburg,
Heilbronn, Zwickau, Hannover, Freiburg i. Br., die verbundenen
süddeutschen Kunstvereine (Nürnberg, Fürth, Hof und Stuttgart),
der Kunstverein für das Großherzoglum Hessen in Darmstadt,
der Kunstverein für die Lausitz zu Görlitz und der Anhaltische
Kunstverein zu Dessau. Einige Kunstvereine hatten abgelehnt,
Vertreter zu dem gedachten Zwecke zu senden, die große Mehr-
zahl der 54 eingeladenen Vereine wollten eine zuwartende
Stellung einnehmen. Feste Beschlüsse wurden in der Versamm-
lung nicht gefaßt; man tauschte nur die gegenseitigen Ansichten
aus und ernannte einen Ausschuß, der die weiteren Schritte vor-
b ereilen soll.

ZZ1

v. Hannover» Der hiesige „Verein für die öffent-
liche Kunstsammlung" hielt vor einiger Zeit eine General-
Versammlung ab, in welcher über den Stand des Vereins, der die
Förderung der hiesigen Gemälde- und Skulpturensammlung zur
Aufgabe hat, Aufschluß gegeben wurde. Derselbe zählte am
1. Januar d. I. 452 Mitglieder. In der abgeschlossenen Periode
wurden Kunstwerke im Werte von 6350 M., darunter Max
Liebermanns „Holländische Dorfstraße", vom Vereine er-
worben und der hiesigen
öffentlichen Gemälde-
sammlung überwiesen.
Außerdem erfuhr die
öffentliche Kunstsamm-
lung namhafte Zuwen-
dungen an Kunstwerken
seitens desVerwaltungs-
Ausschusses des Pro-
Vinzial-Museums, ferner
seitens des Kunstvereins
für Hannover und des
Künstlerklubs St. Veit.

Ein Kapital von
97000 M., das s. Z. von
dem verstorbenen Mit-
glieds Münzmedailleur
Brehmer dem Verein
hinterlassen ist, wird
nach dem kürzlich er-
folgten Tode der testa-
mentarisch für Lebens-
zeit festgesetzten Nutz-
nießerin nun auch den
Vereinszwecken dienstbar
gemacht werden können.
Die Wahl des Vorstan-
des ergab die Wieder-
wahl der bisherigen
Glieder desselben: Stadt-
direktor Tramm, Hof-
maler Prof. Kaulbach,
Geh. Regierungsrat
Köhler, BankierMerk-
lin und Rentier Ede,
daneben die Neuwahl
des Malers Prof. Her-
mann Schaper an
Stelle des auf eigenen
Antrag ausgeschicdenen
Bildhauers Professor
Engelhardt. EM2!

— Aus dem
Gedankenschatz des
Ausstellungs-Saal-
dieners Nepomuk
Krautstäudl in
München.

Wenn einer vor
jedem guten Bilde „Pfui
Deibel" ruft und vor
jedem schlechten: „Ach
Gott, wie reizend I" —
dann ist er aus Ber-
lin; wenn einer gleich
beim Eintritt sich beim
Billeteur nach der Restauration erkundigt, dann ist er ein
Münchener; wenn einer keinen Katalog kaust und dafür die
Saaldiener nach den Bildertiteln fragt, dann ist er höchst wahr-
scheinlich ein Sachse.

Malt einer den Himmel grau und das Gras braun, so
ist er von der guten alten Schule: malt er den Himmel blau
und das Gras grün, dann ist er ein Realist; malt er den
Himmel grün und das Gras blau, dann ist er ein Im-
pressionist; malt er den Himmel gelb und das Gras violett,
dann ist er ein Kolorist; malt er aber den Himmel schwarz
und das Gras rot, dann ist er ein dekoratives Talent.

Aus No. der „Jugend" (München, G. Hirth). f73S6)

Die Herrschaft xu Land, von Eduard Hellmer.

Brunnengruppe an der ssrachtfront der A. Hofburg zu Wien.

§2'
 
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