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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Pecht, Friedrich: Die VII. Internationale Kunstausstellung in München, [2]: die Münchener Künstlergenossenschaft, die Luitpoldgruppe etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0423

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Z28

Die VII. Internationale Kunstausstellung in München.

Marion Lenbach. von Franz von Lenbach.

erwähnen, die ob ihrer wunderbaren Eleganz immer fesseln.
Ungefähr das Gegenteil davon zeigen Oberländers vier
köstliche Aquarelle voll Humor, Stilgefühl und barockem
Wesen. Von Fr. v. Gebsattel wäre dann noch ein
hübsches Pastellporträt, von W. Ritter in Nürnberg
ein paar Landschaftsaquarelle voll Feinheit zu erwähnen.
Unter den einfarbigen Schätzen sind in erster Linie eine
ganze Reihe lithographischer Federzeichnungen von Hans
Thoma ganz in altdeutscher Art mit köstlichem Stil-
gefühl ausgeführt, ferner Kirchbachs elegante Goethe-
Illustrationen, endlich eine Reihe reizender Handzeich-
nungen aller Art von Simm zu erwähnen, wahre Meister-
stücke in ihrer Kraft und Feinheit verbindenden Weise.
Von Har bürge r wiederum köstliche Handzeichnungen zu
den „Fliegenden", deren Verdienste um die Erhaltung
deutscher Art und Kunst nie genug gewürdigt werden
können. Endlich von dem Secessionisten Becker schöne
Landschaftskompositionen und von Schseibner eine
liebenswürdige Madonna, Rötelzeichnung, wie ein Porträt
Schuttes im Hofe.

Die Skulptur ist in der Ausstellung durch das Aus-
land fast reicher vertreten, als durch Deutschland, weil bei
uns keine solche fabrikartige Produktion besteht, wie in
Italien, vorab in Rom und Carrara. — Die technische
Meisterschaft der Italiener lassen denn auch die deutschen
Marmorfiguren fast durchweg vermissen. Glücklicherweise
nimmt aber wenigstens die Verwendung dekorativer
Figuren zur Verzierung und unerläßlichen Belebung
der Architektur mit. der größeren Wohlhabenheit unserer
Nation auffallend zu, wie denn die unstreitig ge-
nialste Arbeit dieser Art zwei Brunnenfiguren Josef
von Kramers für den Hamburger Rathausbrunnen
sind: eine sich im Handspiegel betrachtende Nymphe
und ein Faun. Da hat der Meister besonders bei der
ersteren eine Lebendigkeit und eine freie malerische Be-
handlung erreicht, wie wir sie in neuerer Zeit in

Deutschland noch nie gesehen haben. Da wird man doch
endlich einmal wieder an Rafael Donner und Peter Candid,
unsere größten Bildhauer, zurückerinnert! Aehnliches hat
der Berliner Peter Breuer in seiner Marmorgruppe von
Adam und Eva wenigstens angestrebt. Sehr talentvoll und
kühn in der Auffassung ist die Bronzefigur eines für
Bremerhafen ausgeführten „Columbus" von Habich,
wo der kühne Seemann und schlaue Italiener trefflich aus-
gesprochen ist. Dergleichen historische Figuren anregend
und überzeugend zu schaffen, ist ein Hauptverdienst der
Kunst, das sie jetzt viel zu sehr vernachlässigt. Schön
empfunden ist auch ein toter Christus, über dessen
Körper sich ein Engel beugt, von Otto Lang, München.
Unter den ziemlich vielen Porträtfiguren fällt die des
Prinzregenten Luitpold von Rümann nicht nur durch
die starke Betonung der Repräsentation, sondern auch durch
die große Aehnlichkeit angenehm auf. Lock in Berlin gab
in großer monumentaler Gruppe den Kaiser Wilhelm,
wie er beim Arbeiten — „ich habe keine Zeit, müde zu
sein" — vom Tode überrascht wird, was nicht ohne
Talent und tiefe Empfindung dargestellt ist. Die Russin
Theresa Ries in Wien lieferte ein keck-naturalistisches
Meisterwerk in einem höhnisch fragenden Lucifer, und
Scherpe das Grabmal „Anzengrubers", an dem der
Kopf des Dichters mehr Poesie verrät, als das zu ihm
aufblickende Tiroler Bauernmädchen. Von Satzinger,
München, trifft man eine „Hagar mit Jsmael" und von
Wadere, München, ein hübsch empfundenes Grabdenkmal,
sowie die Marmorbüste der Prinzregenten. Auch Würten-
berger, Konstanz, Jul. Zumbusch, hier, Rathausky,
Wien, Stader, Schreyegg, Gosen, München, Jordan,
Gera, brachten gute Büsten und Dennerlein, die hübsche
Bronzefigur einer Säerin.

Emanuel Seidl, von Franz von Lenbach.
 
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