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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Schumann, Paul: Eine Vereinigung deutscher Kunstvereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0447

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Eine Vereinigung deutscher Aunstuereine.

Z57

Ein Thal im Jura, von G. Lourbet.

immer ein Zankapfel innerhalb der Vereinigung sein würde.
Sie bleibt also besser außerhalb der Satzungen einer
großen Vereinigung der deutschen Kunstvereine. Wenn man
sie aber aufnimmt, so kann es nur in einer Form ge-
schehen, die jeden Zwang von vornherein ausschließt
und nur die Möglichkeit offen hält, daß die Vereini-
gung auch einmal an eine große gemeinsame Schöpfung
herantrete.

Alle Kunstvereine haben gemeinsam, daß sie Aus-
stellungen veranstalten. Sie unterscheiden sich aber
darin, daß die einen einen ununterbrochenen Zustrom
von Kunstwerken haben, während es den
anderen oft an genügendem Material für
die Ausstellung fehlt. Hier ist ein Punkt,
wo die Vereinigung unbedingt einsetzen
kann und einsetzen muß. Den notleidenden
Vereinen durch Zuweisung von Kunst-
werken für die Ausstellung zu helfen,
liegt ja durchaus im Interesse der deutschen
Kunst, deren Förderung der Hauptzweck
der Kunstvereine überhaupt ist. Der
praktischste Weg, hier helfend einzugreifen,
ist, eine Zentralstelle zu schaffen, welche
die einzelnen Kunstvereine über das An-
gebot von Kunstwerken für die Aus-
stellung auf dem Laufenden erhält und
den Versand oder Umlauf der Kunstwerke
regelt. Dieser Zentralstelle wird aller-
dings eine bedeutende Arbeit erwachsen.

Es hat sich weiter herausgestellt, daß in
verschiedenen Vereinen und Kunststädten
ein reges Bedürfnis nach Vorträgen über
künstlerische Dinge vorhanden ist und daß
derartige Vorträge die Teilnahme an den
Kunstvereinen wesentlich zu steigern im
stände sind. Da es aber den kleineren
Vereinen oft an Vortragenden fehlt, so

eröffnet sich auch hier eine Aufgabe für die
Zentralstelle, nämlich die Vereine über Vor-
tragende und Vorträge auf dem Laufenden
zu erhalten. Ein einfaches Korrespondenz-
blatt, welches die Zentralstelle wöchentlich
herausgeben könnte, würde genügen, um die
Verbindung zwischen der Zentralstelle und den
einzelnen Vereinen aufrecht zu erhalten.

Schließlich wäre noch die Frage zu
erörtern, ob die Kunstvereine auch die Unter-
stützung der Künstler zu ihrer Aufgabe
machen sollen. Dies erscheint indes nicht
praktisch und würdig. Ohnehin wird schon
hier und da von Pensionären der Kunst-
vereine geklagt, von Künstlern, die es durch-
zusetzen wissen, daß ganz regelmäßig von
ihnen gekauft wird, während andere ebenso
würdige selten oder gar nicht an die Reihe
kommen. Es kann sich nur um die Unter-
stützung der deutschen Kunst handeln. Und
dabei wird es sich empfehlen, dahin zu
streben, daß den Kunstvereinen ihre alte
Stellung zurückerobert werde. Denn allerdings
gelten die Kunstvereine jetzt für Kunstmärkte,
für die alles gut genug ist. Ihre Aus-
stellungen gelten überhaupt nicht für künst-
lerische Ereignisse. Durch strenges, aber auch gerechtes
Vorgehen bei der Annahme von Kunstwerken für die Aus-
stellungen kann da gewiß viel gethan werden. Nicht ausge-
schlossen ist ja dabei, daß, wie es z. B. im sächsischen Kunst-
verein geschieht, ein gewisser Prozentsatz von den Bilder-
verkäusen an Künstlerunterstützungsvereine abgeführt oder
daß etwa der Renten- und Pensionsanstalt deutscher Künstler
in Weimar ein alljährlicher gemeinsamer Beitrag gezahlt
wird. — Jedenfalls ist nach allem die Schaffung einer
dauernden Zentralstelle bei der beabsichtigten Vereinigung
der Kunstvereine die Grundbedingung. Paul Schumann.

Anstchk rinrs Saales der rrkrospekkiven Ausstellung
 
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