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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Voll, Karl: Die VII. Internationale Kunstausstellung in München, [3]: das Ausland
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0466

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Birchwrihoorabend. von Bartolomeo Bezzi.

VII. Internationale Kunstausstellung zu München.

Die VII. Internationale AunstauFstellung in München.

I V.*) Das Ausland.

von vr. Larl voll. Nackdruck °°rb°,°n.

ie Hälfte des weitläufigen Glaspalastes wurde dem
Auslande zugewiesen. Das war liberal und er-
möglicht den Vergleich zwischen der deutschen, das heißt
Heuer zwischen der Münchener Malerei und der fremden.
Es wäre unbescheiden, zu sagen, daß er zu unseren
Gunsten ausfällt, aber es wäre ungerecht, nicht anzu-
erkennen, daß, nach dem Vorliegenden zu urteilen,
die Deutschen keinen Grund mehr haben, sich das Aus-
land als hohes unbedingt zu verehrendes Muster vorzu-
stellen. laut comras aller nous. Viel Verkaufs-
ware, wenig Kunst.

Wenn wir das hieher Geschickte unbefangen prüfen,
so müssen wir England und Schottland den Preis zu-
gestehen. Und besonders müssen wir das Arrangement
der englischen Abteilung als musterhaft bezeichnen. Wenn
wir daran denken, wie die englische Kunst noch im letzten
Jahre bei uns vertreten war, so trauen wir Heuer kaum
den Augen. Diesmal ist fast gar keine Verkaufsware
zu sehen, die geschmacklosen nackten Mädchen von Fowler
und Statt of Oldham, die roh gezimmerten Porträts,
die langweiligen Landschaften, die insipiden Allegorien:
Alle sind sie uns erspart. Von dem einzigen Her-
komer, dessen Atelier sich allmählich zu einer Bilder-
fabrik ausgewachsen hat/ müssen wir zwei recht unange-
nehme Porträts in den Kauf nehmen; denn als Besitzer

*) III. Die retrospektive Abteilung siehe in Heft 22.

Die Kunst für Alle XII, 23. 1. September 1897.

einer ersten Medaille war er juryfrei. Aber sonst ist
diese Abteilung viel einheitlicher als jede andere und
man kann das Wesen der englischen Malerei, so weit
sie rein künstlerische Zwecke verfolgt, hier studieren, ohne
durch fremde Zuthaten gestört zu werden, ein Vorteil,
dessen sich keine andere Abteilung rühmen kann. Man
sieht aufs deutlichste, was das Arrangement ausmacht
und die unerbittliche Konsequenz in der Auswahl. Es
sind die Grundsätze der Secession, die seit Jahren an der
Umgestaltung unseres Ausstellungswesens gearbeitet haben,
und die das veroienstvolle unermüdliche Mitglied dieser
Gruppe, Herrn Georg Sauter leiteten, als er mit so
großer Uneigennützigkeit die englische Kollektion zusammen-
stellte. Seinen Bemühungen danken wir auch einige der
schönsten Stücke der schottischen Abteilung.

Englands Kunst ist in Deutschland nur wenig be-
kannt. Das kommt nicht allein daher, daß das reiche
England alles im Lande behält, was dort an Kunst
produziert wird. Wenn sich auf dem Kontinent Käufer
für englische Bilder fänden, so würden sich dort Maler
finden, die für uns arbeiteten. Aber wir wollen sie
nicht, weil man uns erstens gewöhnlich sehr untergeordnete
Werke herüberschickt und zweitens weil wir auch für die
guten kein Verständnis haben. Das ist nicht unsere
Schuld. Die englische Kunst ist so national wie keine
andere und hat fast gar keine Anknüpfungspunkte mit dem,
was andere Völker Kunst nennen. Trotzdem die eng-

L
 
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