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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Künstler-Postkarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0487

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390

,Künstler-Postkarten".

Trust Tlat? 5ec.

Langhein, Daur,
Biese, Naumann,
inbesondere die von K.
Mutter beigesteuerten
können als musterhafte
Beispiele betrachtet
werden, weil sie in
vollkommenem Einklänge mit dem Zwecke stehen, das Im-
provisierende einer Postkarte vortrefflich zum Ausdruck
bringen, und in technischer Beziehung durch glückliche Ver-
wendung der Federzeichnung oder Aquarelltechnik ein voll-
kommenes Bild des gewählten Motives bieten.

Den gleichen Erfolg erzielen die Schwarzwald-
Postkarten des bekannten Genremalers W. Hasemann
(Verlag von Elchlepp, Freiburg), welcher cs verstanden
hat, in der Verbindung der Landschaft mit typischen
Kostümfiguren den Charakter des sagenreichen Landes zu
treffen. Aehnlich den Hasemannschen sind die Postkarten von
C. Liebich bestrebt, Trachten und Landschaft von Elsaß-
Lothringen und Vorarlberg zur Anschauung zu bringen. Mit
gleicher Betonung des Kostümlichen erscheinen Issels
Schwarzwälder Trachtenbilder des Seegerschen Verlages
gezeichnet, während der Serie von Schwarzwaldkarten
von Fritz Reiß (Verlag von Max Seeger in Stuttgart
und in einer zweiten Serie von Ed. v. König, Heidelberg)
ein ausgesprochen genrehafter Zug innewohnt.

Eine weitere Serie landschaftlicher Postkarten führt
uns rheinabwärts, es ist die bei L. Schwann in Düssel-
dorf erschienene, von einem nicht genannten Künstler aus-
geführte Serie von Rheinansichten, die auch in Album-
form zu haben ist. In diesem Album sind zehn ver-
schiedene Sujets, ein jedes in zweifacher Zahl, enthalten;
ein Exemplar soll an der Perforierlinie abgetrennt und
als Postkarte versandt werden, während das zweite Exem-
plar nebst einem anregend geschriebenen, den deutschen
Rheinsagen entlehnten Text im Album als Andenken zurück-
behalten werden kann. Durch geschickt angebrachte figürliche

Staffage hat der Künst-
ler bei einigen Sujets
das heitere Leben am
Rhein hervorgehoben.

Noch weiter gegen
Norden bringen uns die
„Hamburger Hafenan-
sichten" nach Aquarellen
des bekannten Marine-
maler Hans Bohrdt
(Verlag von Boysen &
Maasch in Hamburg);
das Wesen der Post-
karte ist in diesen an-
sprechenden Vignetten
richtig erfaßt.

Am meisten Erfolg
scheinen aber jene Post-
karten zu versprechen,

Xr. 6.


welche den Humor oder komische Situationen zum
Gegenstände haben. Sei es nun das Bergsteigen, das
auf einer Reihe von Postkarten durch Ernst Platz
ganz ausgezeichnet Persifliert wird, das Radfahren, Reiten,
Rudern, oder das Tiroler Volksleben, welches Hugo
Engl in bekannter Treue wiedergiebt, immer ist es
der gute Geschmack des Künstlers, der in Idee und
Ausführung sich kundgiebt. Ganz vortrefflich aqua-
rellierte Zeichnungen bietet die Serie von Soldaten-
resp. Manöverpostkarten, welche der tüchtige Soldaten-
maler Carl Becker für Seegers Verlag (Stuttgart) aus-
geführt hat. Hier sind thatsächlich auf dem kleinen Raume
vollendete Kunstwerke geschaffen, die in faksimilierter
Aquarelltechnik auf mit der Feder gezeichneter Grundlage
auch typographisch meisterhaft gelungen sind. Das Sol-
datenleben im Frieden, mit seinen Freuden und kleinen
Leiden, im Dienste oder auf Urlaub, bei allen Waffen-
gattungen, wird hier in einer angenehmen, humorvollen
Art geschildert. Blätter wie z. B. die „Landsmännin", die
„Leibspeise", „Rasieren
im Biwak", „Batterie
Galopp!" u. s. w. können
es mit dem besten, das
in dieser Art geschaffen
wurde, aufnehmen.

Eine ganz beson-
dere Stellung nehmen
die Schweizer Postkarten
von E. Hansen ein
(München, F. A. Prantl).

Sie zeigen in durchaus
origineller Form humo-
ristische Personifikationen
der bekannten Schweizer
Bergriesen, wenn auch
freilich nicht zu leugnen
ist, daß hier und da die
Personifikation auf Kosten der Naturtreue der Berg-
form zu sehr in den Vordergrund tritt. Vielleicht be-
rücksichtigt der talentvolle Künstler, der, wie wir hören,
zur Zeit mit einer Kollektion von Karten Tiroler Berge
beschäftigt ist, künftig diesen Hinweis.

Den illustrierten Postkarten, soweit es sich nicht
um mechanische Vervielfältigungen von photographischen
Ansichten handelt, sollte der Charakter des schnell Hin-
geworfenen, Flüchtigen, Skizzenhaften stets gewahrt bleiben;
auf dieser Grundlage ist der Gedanke basiert, denn ein
fertig durchgeführtes Aquareltbild wird niemand ohne
entsprechendes Schutzblatt versenden. Man könnte also
schon von einem Stil sprechen, der den illustrierten Post-
karten zu eigen ist. Fremde d. h. dem Hauptzweck ent-
gegenstehende Stilarten den kleinen Postkarten aufzu-
drängen, dürfte deshalb unpassend sein; am allerwenigsten
geeignet ist hierzu der sog. Plakatstil, der, auf große
Flächen berechnet, mit seinen oft bizarren Farbenzusammen-
stellungen nur für die Ferne wirken soll. Deshalb re-
präsentieren sich die infolge einer Preisausschreibung von
Alwin Arnold (Blasewitz) erlangten und als „Postkarten
der Internationalen Kunstausstellung, Dresden 1897"
verbreiteten bunten Postkarten nicht besonders günstig;
verhältnismäßig am besten wirkt die Hartmannsche
Karte, welche ein Paar vor einer grünen Fläche mit
zwei Kühen zeigt. Viel Geist ist aber auch hier nicht aufge-
 
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