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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0504

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Der Gummidruck,,

welcher neuerdings in der künstlerischen
Photographie viel von sich reden macht und
auf den wir bereits wiederholt hinwiesen,
besteht darin, daß man Papier mit einer
Mischung überzieht, welche zusammengesetzt
ist aus 40 prozentiger Gummiarabikum-
lösung, IO prozentiger Kaliumbichromat-
lösung und irgend einem Farbstoff (Lampen-

Der Parkaun-Sre iin Sk. Ankönivrlhal (Präktigau).

Aufnahme von <Lhr. INeiß er in Schiers.

ruß, Temperafarben, Aquarellfarben u. s, w.).

An Stelle des Gummiarabikum läßt sich
auch 40prozentige Gelatinelösung oder Fisch-
leim verwenden. Belichtet man ein derart
vorbereitetes Papier unter einem Negativ,
so werden die vom Lichte getroffenen Stellen
der Bildschicht unlöslich; man braucht also
das Papier nach der Belichtung nur in
kaltem oder lauwarmem Wasser zu baden,
um das Bild erscheinen zu lassen. Die
Bilderzeugung beruht auf genau denselben
Grundsätzen wie beim Pigmentdruck. Ver-
schiedenheiten ergeben sich nur in der Weiter-
behandlung des fertig kopierten Papiers.

Das durch das Negativ auf das Papier
fallende Licht macht zuerst die obersten
Schichten der aufgetragcnen Mischung un-
löslich; allmählich werden auch die tieferen
Schichten bis zur Papierfaser vom Lichte
beeinflußt. So lange noch zwischen der be-
reits veränderten obersten Bildschicht und
der Papierfaser sich unveränderte Schichten Negativen, die mit Formalin gehärtet
befinden, ist das Entwickeln eines Bildes ^ wuröen tonn man bekonntliä, die Käi.M
unmöglich; denn die unter der unlöslichen

bade nicht mehr abschwimmen kann.Bei
dem Gummidruck unterläßt man diese Über-
tragung; um aber dennoch einige Halbtöne
zu erzielen, streicht man die lichtempfindliche
Mischung auf rauhes Papier. Da infolge
der Unebenheiten des Papiers die empfind-
liche Schicht verschiedene Stärke hat, so ist
eine gewisse Abtönung in Licht und Schatten
zu erreichen. Niemals erhält man aber die
feineren Abstufungen,
lvie sie jedes andere
Kopierpapier liefert.
Um beim Gummidruck
bessere Halbtöne her-
vorzubringen, muß der
Photograph künstlich
nachhelfen, was auf
verschiedene Weise ge-
schehen kann: entweder
entfernt man mit dem
Pinsel mechanisch die
Bildschicht dort, wo
zu viel Schatten vor-
handen ist, oder man
giebt feines Sägemehl
in das Entwickelungs-
wasser und reibt durch
schaukelnde Bewegung
einen Teil der Bild-
schicht herunter; in
vielen Fällen genügt
es, aus einiger Höhe
Wasser auf die Bild-
schicht zu gießen, um
dieselbe, wo man Lichter haben will, teil-
weise zu entfernen.

Das fertige Gummibild ist also nur in
beschränktem Maße ein Produkt der photo-
graphischen Platte. Die Hauptarbeit bei der
Bilderzeugung hat die mehr oder minder
geschickte Hand des Photographen zu leisten,
und die Grenze zwischen Photographie und
Malerei ist verwischt. Die Anhänger des
Gummidruckes rühmen dem Verfahren nach,
daß man sich von dem Negativ unabhängig
machen kann.

Trotz der geschilderten Hilfsmittel kann
das Gummibild niemals so reich an Halb-
tönen werden wie eine Kopie auf anderem
photographischen Papier. Es behält stets
mehr oder minder das Aussehen einer Kreide-
zeichnung.

Eigenartige Verstärkung.

Schicht noch vorhandene lösliche Schicht be-
wirkt, daß im Wasserbade die Schicht vom
Papier abschwimmt. Erst wenn die Licht-
wirkung bis zur Papierfaser durchgedrungen
ist, hastet die Bildschicht auch im Wasser
fest am Papier. Hieraus wird verständlich,
daß es bei derartigen Papieren unmöglich
ist, Halbtöne im Bilde zu erhalten. Um
diese Klippe zu umschiffen, überträgt man
beim Pigmentdruck das Bild nach dem Ko-
pieren, aber vor dem Entwickeln auf eine
neue Unterlage, sodaß nun die oberste Bild-
schicht in ihrer ganzen Ausdehnung der
neuen Unterlage ausliegt und im Wasser-

wurdcn, kann man bekanytlich die Schicht
vom Glase abziehen, sobald man die
Platte in heißes Wasser legt. Wenn man
nnn die Temperatur des Wassers schnell
auf 60" Celsius erhöht, so schrumpft nach
Mussat die in demselben schwimmende Ge-
lalinehaut erheblich zusammen. Mit dieser
Schrumpfung geht eine Erhöhung der Gegen-
sätze im Bilde Hand in Hand, welche bis
37 Prozent des ursprünglichen Wertes be-
tragen kann. Man nimmt die Haut schnell
wieder aus dem heißen Wasser und wirft
sie in starken Alkohol. Das Verfahren ist
nur bei Bildern anwendbar, welche eine
Verkleinerung ihres Formates vertragen.

Linluirstung von Link auf Lrockren-
plsllen.

V>ach Untersuchungen von Colson ver-
flüchtigt sich Zink schon bei gewöhnlicher
Temperatur in hinreichendem Maße, um
ein Verschleiern der Bildschicht zu veran-
lassen. Bei frisch gereinigter Oberfläche des
Metalls ist die Wirkung am kräftigsten;
dieselbe läßt bei fortschreitender Oxydation
nach. Daher vermeide man Verwendung
von Zink bei Herstellung von Kameras,
Kassetten und Plattenkästen.

Bücherschau.

vr. M. v. Rohr. Zur Geschichte und
Theorie des photographischen Teleobjek-
tivs. Weimar 1897. Verlag von K. Schwier.
Preis 2.50 M.

Der Verfasser, einer der Mathematiker des opti-
schen Institutes von K. Zeiß in Jena, giebt in vor-
liegender Schrift eine gründliche Darstellung der
Geschichte und Theorie des Fernobjektivs, unter be-
sonderer Berücksichtigung der durch die Art der
Strahlenbegrenzung bedingten Perspektive. Aus dem
geschichtlichen Ueberblick erfahren wir, daß die Ver-
suche, Objektive für Fernaufnahmen herzustellen, bis
in die Mitte dieses Jahrhunderts zurückreichen. Das
Verständnis des theoretischen Teiles erfordert ausge-
dehnte mathematische Kenntnisse.

Pizzighelli. Anleitung zur Photo-
graphie. Mit 153 Holzschnitten und zahlreichen
Tafeln in Autotypie. 8. Auflage. Verlag von
W. Knapp. Halle a. S. 1897. Preis 3 M.

Der in vielen Tausenden von Exemplaren ver-
breitete „Kleine Pizzighelli" liegt wieder in neuer
— achter — Auflage vor. Dieser Erfolg des Buches
überhebt uns, weiteres zu seiner Empfehlung zu
sagen. In der neuesten Auflage sind einzelne Kapitel
ganz umgearbeitet, andere neu hinzugefügt, so daß
wir allerwärts einen zuverlässigen Ratgeber vor uns
haben. An passend ausgewähltem Bildmaterial wird
dem Leser Gelegenheit geboten, sich im Beurteilen
seiner Aufnahmen zu üben. Sehr lehrreich sind nach
dieser Richtung hin die drei' Aufnahmen des im
Papierkorbe stehenden Kindes. Der Unterschied zwischen
falscher und richtiger Exposition wird hier aufs
Klarste vor Augen geführt.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neubauß, Berlin, IV., tandgrafenftr. N-

/o- r,.

//o v. L7r^.

^<7/77^

Ledaktionsschliiß 21. AuguK 1897. — Ausgabe 2. Sept. 1897.

Inhalt des vierundzwanzigsten Deftes.

JerL: „Künstler-Postkarten". — Herman Helfe-
rich. Tie Londoner Saison. — Die Entwickelung
der modernen Malerei. — Personal- und Atelier-
Nachrichten rc. rc. — Aitderöeilagen: LeoSam-
berger. Studienkopf. — Luigi Loir. Vor-
bereitungen zum Jahrmarkt. — Hieronymus

Walther. Studie.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.
 
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