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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 1
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Behrendt, Walter Curt: Hans Poelzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0076

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Malerarchitekten. Hier zeigt es sich, dass der Maler-
architekt, seiner Herkunft nach, eben da versagt,
wo der Akademiker durch die Vorteile seiner beruf-
lichen Vorbildung zu reüssieren vermag.

Zu den jüngsten Arbeiten Poelzigs gehört das
Ausstellungshaus, das er für die Breslauer Jahrhun-
dertausstellung dieses Sommers gebaut hat.*) Auch
dieses Gebäude ist in Eisenbeton ausgeführt, und
es scheint, dass dieses Material in seiner giess- und
stampf baren Plastizität ganz ein Baustoff nach den
künstlerischen Neigungen dieses Architekten ist,
der es liebt, sich sozusagen in den Urformen der
baukünstlerischen Sprache, mit Klotz und Würfel,
auszudrücken. In diesem Hause sind die Wirkungen
eines künftigen Eisenbetonstils andeutend schon
vorweggenommen, und man stellt zugleich doch
auch mit Überraschung fest, wie stark die Einflüsse

*) Abgebildet Jahrgang XI, Heft 9.

der nationalen Kunstüberlieferung, etwa der Pots-
damer Bautradition, aus diesen Architekturen heraus-
zuspüren sind. Es ist wohl erlaubt, in diesem Er-
gebnis mehr als eine blinde Zufallswirkung zu
erkennen, wenn man bedenkt, dass Poelzig Märker
von Geburt ist.

In der fast verzweifelt zu nennenden Situation
der modernen Architektur stellt Hans Poelzig eine
bedeutende Hoffnung dar. Mit ihm ist endlich
wieder in der gegenwärtigen Baukunst eine jener
unbedingten Erscheinungen aufgetreten, die den
Beruf als Schicksal zu empfinden scheinen, die bereit
sind, diesem Schicksal zu Liebe, auf die stets fertige,
durch Auswahl gewonnene Lösung zu verzichten,
und die, im Vertrauen auf die zum inneren Erlebnis
gewordene Tradition, auch den Mut haben, den
eigenen Weg zu gehen und jene Form zu suchen,
die eher bildend, als schön ist.

HANS POELZIG, KIRCHE IN MALTSCH

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