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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0149

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seine Akte. Sie sind als Zeichnung genau das, was bei
ihm im Haushalt des Schaffens das Modell war — sehr
wichtig, sehr nötig, um sich Rechenschaft zu geben,
nebenbei oft sehr schön gemacht, aber auch in ihnen ist
das, was dahinter sitzt, das Wichtigste: es ist der Geist,
der sich den Körper baut. Wenn in einer Zeichnung von
Marees überzeugend herauskommt, wie der Organismus
aufgebaut ist und wodurch der Zusammenhang der Teile
beherrscht wird, dann genügt es; alles andere ist eine
schöne Dreingabe. E. W.

PADERBORN
Die Werkstätten von Bernard Stadler in Paderborn
haben sich von Anfang an gemüht, dem erneuerten Ideal
der Qualitätsarbeit genug zu thun. Wie die Dresdener
und die Münchner Werkstätten so strebten auch die
Paderborner nach neuen Formen; sie haben nie kopiert,
haben vielmehr stets versucht den Bedürfnissen und
Empfindungen gut erzogener Gegenwartsmenschen einen
Ausdruck zu gewinnen. Es sind Möbel für den deutschen
Bürger; es lebt in ihnen ein wenig von dem Stillsein der

alten Bischofsstadt. Max Heidrich, ein Tischler, ist der
Entweifende. Er kennt das Holz und die Werkzeuge.
Die Stücke, in denen er am meisten Handwerker und
möglichst wenig architektonische Individualität sein
möchte, gelingen ihm am besten. Um ein Haus als
Ganzes zu gestalten, vom Grundriss bis zum Sofakissen,
dazu mangelt diesem vortrefflichen Praktiker (wie man
auf der Leipziger Baufach-Ausstellung sehen konnte)
die beflügelnde Phantasie. Er sollte dafür dankbar sein
und sollte sich damit zufrieden geben, an der Erneue-
rung unserer Werktüchtigkeit ein redliches Teil mitzu-
helfen. Seine Möbel sind wohlthuend, weil sie brauchbar
und schweigsam sind. Im übrigen interessiert an den
Stadlerschen Werkstätten das Prinzip, nach dem die
Lehrlinge, ausgebildet werden. Es muss ein jeder dieser
Knaben vom ersten Tage an ein Fertigmacher sein; mit
dem simplen Werkzeugkasten wird angefangen, dann
geht es hinauf bis zum kompliziertesten Stück. Jede
Stunde soll das Verantwortlichkeitsgefühl für das fertige
Ganze schärfen. Solche Pädagogik ist zu loben in einer
Zeit unaufhaltsamer Spezialisierung. R. Br.

KASERNE DES ZWEITEN GARDEREGIMENTS, BERLIN, FRIEDRICHSTRASSE
PHOTOGRAPHIE: KÖNIGLICHE MESSBILPANSTALT, BERLIN

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