sagen, dass Meier-Graefe insofern sein eigener Feind
ist, als er es liebt, sich als Schriftsteller leichtsinnig oft
zu geben, wo er es sehr gründlich doch meint, dass er
seinen sachlichen Ernst mit einem gewissen Übermut
Missdeutungen aussetzt und so sein Lesepublikum
über Sein und Schein seines inneren Lebens im unklaren
lässt. Ich will das Wort „Zweideutigkeit" wörtlich ver-
standen wissen. Meier-Graefes Schriftstellerleben —
und nur dieses steht natürlich in Frage — ist stets auf
zweierlei Art gedeutet worden und wird auch heute
zwiefach gedeutet. Und daran ist er selbst nicht ohne
Schuld. Das ist aber sehr schade um der Sache willen,
der Meier-Graefe doch einer der kühnsten und erfolg-
reichsten Kämpfer ist. Diese Sache, die dem Idealismus
Meier-Graefes als eine heilige Sache gilt, hätte es ver-
dient, dass er ihr auch jene verwirrenden Subjektivis-
men geopfert hätte, die immer wieder zu zweierlei
Deutung Anlass geben. Das war die Meinung.
Der Leipziger Architekt Hugo Licht war von den
Juroren der Grossen Berliner Kunstausstellung für die
grosse Goldene Medaille vorgeschlagen worden. Der
Kaiser hat aber den Namen Lichts — wie die Zeitungen
melden — von der Liste gestrichen und dafür den
Namen Ihnes hingesetzt. „Ein Federzug von dieser
Hand____"
Karl Scheffler.
DerMalerF.Schmid-Breitenbach sendet uns folgende
Erklärung:
Die Werkstatt der Kunst und die A. D. K. G.
Im vorletzten Hefte dieser Zeitschrift erklärt Herr
Hell wag, dass meine von ihm verstümmelt wiederge-
gebenen Briefe offiziell gewesen wären, weil sie den
amtlichen Aufdruck trugen.
Herr Hellwag weiss, dass nicht der Aufdruck eines
Briefes maassgebend für dessen amtlichen Charakter ist,
sondern die Unterschrift.
Die amtlichen Briefe der A. D. K. G. waren in
Maschinenschrift gedruckt und trugen stets als Unter-
schrift: Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft.
Der Hauptausschuss.
nebst den Unterschriften der beiden Vorsitzenden oder
des Vorsitzenden und des Schriftführers mit der Bezeich-
nung ihrer Stellung im Hauptausschusse.
Die von Herrn Hellwag verstümmelt wiederge-
gebenen Briefe waren von mir eigenhändig geschrieben
und trugen als Unterschrift nur meinen Namen ohne
Bezeichnung meiner Stellung im Hauptausschusse.
Diese Briefe konnten deshalb nie für offizielle Schrei-
ben der A. D. K. G. gehalten werden, sondern bewiesen,
abgesehen von ihrem Inhalte, ihren streng vertraulichen
Charakter. Ich halte deshalb meinen im Hefte 3 der
Werkstatt der Kunst enthaltenen Vorwurf voll und ganz
aufrecht.
-SS-
Herr Fr. Hellwag antwortet darauf:
Ich muss unbedingt dabei bleiben, dass die Briefe
des ehemaligen Präsidenten der A. D. K. G., des Herrn
Schmid-Breitenbach, aus denen ich zitierte, amtlichen
und offiziellen Charakter trugen. Die von Herrn Schmid-
Breitenbach jetzt nachträglich konstruierte „Vertraulich-
keit" ist unhaltbar, denn von einem anderen, bis ins
kleinste, besonders in Bezug auf Aufdruck und Unter-
schrift ganz genau ebenso behandelten Schreiben sagt
er selbst in Heft 3 der „Werkstatt der Kunst": „. .. mein
Brief vom 1. 5. 10. an Herrn Hellwag, worin ich ihm
für seine Leitung folgende Directive gabusw."und gleich
darauf: „Leider musste Herrn Hellwag nur zu oft be-
wiesen werden, dass er dies er offiziellen, auf der Haupt-
versammlung der A. D. K. G. ausgesprochenen und ge-
nehmigten Directive nicht gehorchte."
Es ist gewiss sehr edelmütig von Herrn Schmid-Brei-
tenbach, dem ehemaligen Präsidenten, dass er jene Streiche
auf seine persönliche Kappe nehmen und die A. D. K. G.
von ihnen entlasten will. Weniger schön finde ich es,
dass die derzeitige Leitung der A. D. K. G. dies annimmt
und jetzt auch noch öffentlich erklärt, mit diesen Dingen
„gar nichts zu tun zu haben", und dass ein anderer Präsi-
dent sich dies sogar schriftlich von mir bestätigen (!) Hess.
Würdiger wäre es jedenfalls gewesen, wenn die A.D.K.G.
tapfer für ihre Handlungen und Tendenzen eingestanden
wäre, anstatt nun einen Einzelnen zu opfern und ihn
die Suppe allein auslöffeln zu lassen. Bei solchem Schau-
spiel thut es mir beinahe leid, durch Zufall gerade diese
Zitate herausgegriffen zu haben; ich hätte ebensogut
andere wählen können, mit denen die den allgemeinen
Künstlerinteressen feindlichen Tendenzen auch der
jetzigen Leitung noch viel besser, als es bereits geschah,
gekennzeichnet worden wären. Sie sind nämlich um
keinen Deut besser, als die ihres armen Winkelried, der
jetzt opfermutig alle Speere in seine Brust vereinigen
möchte. Fr. Hellwag.
Die Angelegenheit — in der wir, wie wir nicht ver-
schweigen wollen, durchaus auf Seiten des Herrn
Fr. Hellwag stehen — ist für uns hiermit erledigt.
D. Red.
Im vorigen Heft sind versehentlich in der Notiz
über Benjamin Altmann -{• einige Druckfehler stehen
geblieben, die hiermit berichtigt werden: Seite 177, linke
Spalte, Zeile 18 von unten: statt „Kunstsammlung" lies:
„Kannsammlung". Seite 177, rechte Spalte, Zeile 3 von
oben: statt „Villahermone" lies: „Villahermosa". —
Ferner lies auf S. 186 links oben: statt Dr. Hans
Muermann, Dr. Hans Sauermann.
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