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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 5
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Der neue Van der Goes
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0323

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HUGO VAN DEK GoES, ANBETUNG DtR KONIGE

BERLIN, KAISER FRIEDRICH-MUSEUM
PHOTOGRAPHIE VERLAG JULIUS BARD, BERLIN

DER NEUE VAN DER GOES

In den Weihnachtstagen ist endlich, nach langen Ver-
handlungen, schwieriger Auslieferungspolitik und
einem romantisch anmutenden Transport zu Schiff von
Vigo nach Hamburg, das im «panischen Kloster Monforte
seit mehr als dreihundert Jahren aufbewahrte grosse
Bild in Berlin eingetroffen, das dem Hugo van der Goes
zugeschrieben wird. Wahrscheinlich mit Recht; denn
nun, wo es vor uns steht, wäre es schwer zu sagen,
welcher andere Meister in Frage kommen könnte. Es
trägt das Bild im Stil, im Handschriftlichen, im Un-
willkürlichen und Persönlichen verwandte Züge der
andern bekannten Werke von Hugo van der Goes, ob-
wohl es in anderer Beziehung auch wieder sehr ver-
schieden ist von dem einzigen ganz sicher beglaubigten
Werk in den Uffizien. Es ist bei weitem nicht so monu-
mental, nicht so elementarisch erregt wie das gewaltige
Hirtenbild in Florenz; aber es ist dafür von einem male-
rischen Reiz und Reichtum, der es zu einem glänzenden
Museumsbild und zu einem der schönsten Beispiele
niederländischer Malerei macht. Wir bilden das Werk
hier ab, so dass es nicht beschrieben zu werden braucht.
Die Meisterschaft der farbig gesteigerten Malerei kommt
vor allem zum Ausdruck in der, ein wenig an italienische
Vorbilder erinnernden Hintergrundsgruppe der beiden
Jünglinge, die auf den aus der Thür tretenden Mann

blicken; sodann in der links und in der Mitte ins
Interieur grün hereinglänzenden Landschaft; ferner in
dem Kopf und der schützend vorgestreckten Hand des
Königs im Hintergrund, in der prachtvoll gemalten,
violett, blau, grün und weiss gekleideten Madonna, in
dem fleischig gemalten Jesuskind und vor allem in der
ganzen Gruppe rechts am Bildrand, die der Mohrenkönig
beherrscht. Dort sind Köpfe und Hände Wunderwerke
formbeherrschender Malerei. Am meisten setzt der
Glanz der Farbe in Erstaunen. Es ist aus konventioneller
Lokalfarbenwirkung ein wirklich modern anmutender
Kolorismus, eine Valeurmalerei grossen Stils entwickelt
worden. Das Werk erscheint darum nicht überzahlt.
(Etwa eine Million Mark.) Die Flügelbilder sind ver-
schollen. Ebenso ein Aufsatz, der wahrscheinlich in der
Mitte das Bild noch erhöht hat, und worauf wie es
scheint, eine Engelgruppe zu sehen war. Für das Kaiser
Friedrich-Museum ist die Erwerbung ein grosser Gewinn;
es zeigt sich, dass die Verwaltung recht hatte, schnell
und energisch zuzugreifen, ah die Mönche von Mon-
forte das Bild Vorjahren durch einen englischen Händ-
ler den europäischen Museen anbieten Hessen. Für die
glückliche Bergung des Schatzes gebührt Max. J. Fried-
länder besonderer Dank.

K. Seh.

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