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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 5
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Kunstausstellungen
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WERNER SCHMIDT, SIMSON. ZEICHNUNG
AUSGESTELLT IN DER KUNSTHALLE, MANNHEIM

noch etwas arm an Mannigfaltigkeit; aber es äußert sich
darin auch ein Talent, das der Kultur fähig scheint und
von dem wir manches noch erwarten. Wir bilden zwei
Zeichnungen ab, in denen die graziöse Charakterisie-
rungskunst und die Lust an dramatischer Ornamentalität
sehr lebendig zum Ausdruck kommt.

K. Seh.
«■
Das Winterhalbjahr hat hier mit einer Reihe
bedeutsamer Ereignisse eingesetzt. Aus dem Be-
stände der Künstlerbundausstellung fand der Ankauf
verschiedener Werke für die Kunsthalle statt, von denen
ich erwähne: zwei Landschaften von Hans Thoma, eine
stark bewegte Landschaft sowie ein kleines Kinderköpf-
chen von Max Slevogt, den Apostel.Paulus von Corinth.
Nach Schluss der Künstlerbundausstellung eröffnete der
Freie Bund zur Einführung der bildenden Kunst eine
Ausstellung „Gut und Böse", die durch die geschickte
und überzeugende Art der Gruppierung ein pädagogisch
höchst wertvolles Material bot zum Thema guten und
schlechten Kunstgewerbes, indem man Gegenstände jeg-
licher Art aus dem Gebrauch des Alltags zusammen-
gebracht hatte. Die soeben eröffnete Ausstellung giebt
einen Überblick über die „moderne Keramik". Die
wichtigsten Erzeugnisse der hauptsächlichsten deutschen
und ausländischen Manufakturen werden in gutgewähl-
ten Beispielen vorgeführt. Die nachfolgende Aus-
stellung wird einen Überblick geben über moderne
Industriebauten, der ziemlich vollständig und eindring-
lich sein wird und auch außerhalb Mannheims Beach-
tung verdient. In der Kunsthalle sieht man dann weiter-
hin eine Gesamtausstellung des badischen Künstlers
Adolf Hildenbrand, dessen Arbeiten von einem erstaun-
lich reichen Gefühls- und Formenerleben sind und in
malerischer Verklärung etwa eine Wiedergeburt Kasper

David Friedrichs bedeuten. — Als
literarische Erscheinung verdient
ein „Jahrbuch Mannheimer Kultur"
erwähnt zu werden, weil es offen-
bar ein literarischer Niederschlag
der Mannheimer Kunstbewegung
der letzten Jahre ist; denn die
Thatsache einer solchen und ihre
Intensität kann selbst von Aussen-
stehenden nicht mehr übersehen
werden. Das Jahrbuch, das dem
Andenken des verstorbenen Ober-
bürgermeisters Paul Martin ge-
widmet ist, hält die Verdienste
des um die Mannheimer Kunst-
pflege hochverdienten Mannes
auch in literarischer Form fest.
Auf den Inhalt im einzelnen ein-
zugehen, ist hier nicht der Ort. Es
werden Probleme alter und neuer
Kunst gleichermassen gewürdigt.
Zahlreiche Abbildungen halten Werke der Mannheimer
Kunsthalle zum ersten Male im Bilde fest, zum Bei-
spiel das Porträt Jules Michelets von H. Daumier, den
Arbeiter von Cezanne und ein interessantes Frauen-
bildnis Thomas aus früher Zeit.

W. F. St.

MÜNCHEN
Während der Monat Dezember für einen Teil der
münchener Kunsthandlungen Anlass zu einem förmlichen
Weihnachtsmarkt in buntem Gemisch von Bildern und
Reproduktionen, Keramik und sonstigem Kunstgewerbe
gab, scheint die andere Hälfte von der Überlegung aus-
gegangen zu sein, die Adventszeit den Fremden und
Unbekannten einzuräumen. Als ein solcher erschien
dem naiven münchener Publikum Odilon Redon (Galerie
Caspari), und es ist der Misserfolg daher eine Auszeich-
nung für den Meister. Wenn die grösseren, nach monu-
mentalem Aufbau strebenden und doch im Dekorativen
befangenen Arbeiten Redons, die zum Teil Wieder-
holungen herrlicher Lithographien sind, immerhin eine
Erklärung für die allgemeine Ablehnung finden Hessen,
war diese in der Stadt Albert v. Kellers ganz unbegreif-
lich den feinen geschmackvollen Stilleben und Blumen-
arrangements gegenüber. Man möchte da zwischen
Moreau, Denis und dem letzten Renoir eine Verbindung
suchen, die allerdings Redon dem Spielerischen, Mate-
riellen des farbigen Improvisators Renoir nahebringt. Eine
sehr geschmackvolle Ausstellung. — Im derben Gegensatz
dazu standen die modernen Norweger (Deberitz, Erich-
sen, Grande, Heiberg, Revold, Sandberg, Sörensen, Thy-
gesen, Torne), welche in der modernen Galerie zu sehen
waren. Wie immer bei der künstlerischen Arbeit dieser
ernsten Nation ergaben sich Anregungen rein kontem-
plativer Art, die durchweg mit grosser Achtung vor dem

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