Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe (12.1914)

CONSTANTIN SOMOVV, LIEBESPAAR

KÜNSTLERBRIEFE

Menzel
Allergnädigster Großmacht!gster Kaiser und König
und Herr!
Iure Kaiserliche und Königliche Majestät haben
auch im Laufe dieses abklingenden Jahres es nicht
an untrüglichen Anzeichen Allerhöchster Huld fehlen
laßen. Mit hocherhobenen Gefühlen denke ich zurück an
jene herrliche Epistel, durchtränkt von Heiterkeit, wohl
nicht alltäglich im Lebensgange eines Herrschers —/
Selbige ist im Alier-Heiligsten aufbewahrt. Und
•weiter: Das Erinnerungsbild an den Tag von Collin
— es prangt an der Friedrichswand in meinem Atelier.
Ein Denkmal der Unbefangenheit mit der eine Kriegs-
macht, welche so viele und solche Siege zu verzeichnen
hat auch ihrer Niederlagen Erwähnung zu thun hat.
Ehrenvoll waren sie Alle.

Wolle Eure Kaiserliche und Königliche Majestät
meinen aller untertänigsten Dank genehmigen. Jedes
Jahr ist für mich wie immer einen Monat kürzer! —

so auch dieses! Die letzte Stunde ist vor der Tür!!!
Schütze der Himmel Eure Majestät und Ihr ganzes
hohes Haus! und unser Deutsches Vaterland!
Aller untertänigster

Adolph von Menzel.
Berlin den 31. December ipo*)..

Leibl
An Bau rat A. Win gen in Köln.

München, den 7. März 1867.
Mein Gewissen treibt mich, endlich auf Deine liebe-
vollen, von so grosser Teilnahme für mich undankbaren
Kerl zeugenden Briefe zu antworten. Nur im Hin-
weis auf Deine Kenntnis meiner Schwäche im Brief-
schreiben kann ich mir erlauben, um Vergebung
dieser verderblichen Nachlässigkeit bei Dir nachzu-
suchen.

Wenn nun auch zu spät, so kann ich doch nicht
umhin, meinen tiefgefühlten Dank für Dein Geschenk

321