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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 6
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Uhde-Bernays, Hermann: Ein aufgefundenes Frühwerk Anselm Feuerbachs
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0377

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Fortsetzung i.

ANSELM FEUERBACH, KIRCHENBÄUBER

BESITZER: FR. PARISEL, OFFENBURG (BADEN)

EIN AUFGEFUNDENES FRÜHWERK ANSELM
FEUERBACHS

Wenn wir bei einer Musterung des AIlgeyer-Neu-
mannschen Verzeichnisses der Werke Feuerbachs den
Verlust zahlreicher Arbeiten, die verschollen sind oder
die der Künstler selber vernichtet hat, bedauernd emp-
finden, scheint ein Bild nach Feuerbachs eigenen Worten
und Allgeyers Ergänzungen besonders ins Gewicht zu
fallen. Dies sind die „Kirchenräuber", das zweite Haupt-
werk aus Feuerbachs Antwerpener Studienzeit. All-
geyer schreibt (Bd. I S. 167): „Sowohl nach des Künst-
lers eigener wie nach der Schätzung anderer stand es an
künstlerischem Wert erheblich über demBilde der jungen
Hexe, es wäre daher doppelt zu wünschen, dass ein
freundlicher Zufall auch dieses Werk eines Tages wieder
ans Licht förderte."

Das Bild ist nicht verloren. Es befindet sich im Be-
sitz des Herrn I. Parisei in OfFenburg in Baden, der es
seit über fünfzig Jahren in seiner Familie bewahrt. Der
Vater des Besitzers war Kunsthändler. Leider sind die
„Kirchenräuber" nicht mehr gut erhalten. Die Farbe
ist mehrfach abgesprungen, und das ganze Werk bedarf
dringend der Restaurierung. Das Bild ist links unten
voll signiert: Anselm Feuerbach. Anvers r8yi.

Bedauerlich ist vor allem, dass das Bild als solches
sehr enttäuscht, und daher nur historisch für Feuerbachs
Kunst in Betracht kommen kann. Die Komposition ist

allerdings einheitlicher als auf der „Jungen Hexe auf
dem Wege zum Scheiterhaufen", der die „Kirchen-
räuber" sehr nahe stehen, aber sie ist noch völlig schüler-
haft und akademisch ohne jede Lebendigkeit und dra-
matische Kraft entworfen. Die Verwendung der dun-
keln Farben auf den Mänteln der Mönche des Vorder-
grundes geht auf die Rahische Technik zurück, die
Feuerbach eben in München studiert hatte. Als reine
Malerei ist der Lichteinfall links auf die davoneilenden
Chorknaben — Wiederholungen aus dem Münchner
Bilde „Amoretten entführen den kleinen Pan" —, die
Fahnen und die Heiligenstatue am besten gelungen.
Aber nichts deutet den Maler auch nur des „Hafisbildes"
voraus.

„Dass ich nun wieder den Ungeheuern Drang habe,
mich über diese Sachen zu erheben, und weitere Studien
zu machen, ist natürlich. Meine stete Unzufriedenheit
ist der Beweis, wieviel, wie unendlich viel ich noch zu
lernen habe" schreibt Feuerbach unmittelbar nach der
Absendung seiner Bilder aus Antwerpen an die Mutter.
So ist die Auffindung dieses bisher verlorenen Werkes
ein weiteres Dokument für den gewaltigen Abstand
zwischen Feuerbachs Lehrjahren in Antwerpen und
Paris, noch ein Beweis mehr dafür, dass in der That
dieser Künstler ausserordentlich viel bei Couture und
Courbet zu lernen hatte.

Hermann Uhde-Bernays.

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