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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0391

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PETER BURNITZ, FRANKFURTER WALD
SAMMLUNG BURNITZ BEI F. A. C. PRESTEL, FRANKFURT A. M.

allerersren Ranges; umso mehr, als er diese Kenntnisse
selbst, auf sich allein angewiesen, erwerben musste.
In der Münchner Akademie, wo wir beide miteinander
studierten, blieb es jedem selbst überlassen, wie weit
man die Fächer: Perspektive und Anatomie treiben
wollte. Fast immer Hess man nur zu gern diese Wissen-
schaften seitswärts liegen, um die Vernachlässigung,
dann zu spät, bitter zu bereuen.

Sein erstes Bild, von dem ich weiss, war eine Kinder-
szene. Ich fand es nicht in der Mappe, aber doch eine
Reihe Kindergruppen, welche mich daran erinnerten,
zum Beispiel: „Auf dem Felde". Dieses Bild dokumen-
tiert, dass Schmidt-Reutte ein echter und rechter Bauern-
sohn gewesen ist. Gleich dem normannischen Bauern
Millet konnte niemand das Ackerland und selbst die vor
den Wagen gespannte Kuh so richtig und wahr empfin-
den wie ein auf der Scholle geborener, und nur der
kann diese Empfindung für unsereMutter Erde malerisch
verstehen, welcher das Land bearbeitet und gepflegt hat.
In der LoefFz-Schule, wo wir uns zuerst sahen, war
Schmidt-Reutte ein kerniger, kräftiger Bauernbursche,
etwa siebzehnjährig, mit flachsblonden Haaren und hellen
Augen. In dieser Mappe finden wir auch ein Bildnis
seiner Mutter. Beider Ähnlichkeit miteinander ist frap-
pant. Auch diese Bauernfrau mit dem süddeutschen
Kopftuch konnte niemals echter gemalt werden. Die

übrige Anzahl seiner Studienköpfe zeigt vielfach, dass
er mit Vorliebe Köpfe mit echt deutschem Typus ge-
sucht hat. So erinnern diese Charakterköpfe vielfach
an Holbein, welcher auch Menschen alemannischen
Stammes porträtiert hat. Für Genealogen ist es viel-
leicht interessant, dass selbst diese einfache Familie, wie
Schmidt sie gewiss herzuleiten hat, dennoch in der vor-
letzten Generation einen Maler aufweisen kann, das ist
Lenbach. Ob er nun von Vaters oder Mutter Seite ver-
wandt war, habe ich vergessen. Jedenfalls hat mir
Schmidt-Reutte öfters davon erzählt, ohne viel Auf-
hebens zu machen. Neben den Porträts oder Studien-
köpfen, deren Reihe mit seiner Mutter anfängt, tauchen
aber immer wieder die dramatischsten Kompositionen auf;
ich nenne sie dramatisch, obgleich sie in ihrer starren Ruhe
zu majestätischen Marmorblöcken versteinert scheinen.

So sind seine stolzen Gestalten in ihrer statuaren Ver-
steinerung scheinbar so unnahbar streng, dass dieselben
in ihrer innern Glut an den Ausbruch des Kraters oder
an die Ruhe vor dem Sturm gemahnen. Wohl selten ist
in einem ganzen Akt eine gleich starke Empfindsamkeit
oder Stimmung von einem Künstler ausgedrückt worden,
wie Schmidt-Reutte es in seinen Figuren gezeigt hat.

Wie zum Beispiel empfindet der Betrachter mit die
Verzweiflung und innere Zerrüttung vor dem unbe-
kannten Etwas, das den Brudermörder Kain nach dem

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