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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

DOI issue:
Heft 7
DOI article:
Behrendt, Walter Curt: Über die deutsche Baukunst der Gegenwart, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0417

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HANS POELZIG, FABRIKANLAGE

kleiden und anschaulich auch für das Gefühl wirk- wieder organisch aus ihrer Funktion entwickelt
sam zu machen. Trotz dieser unliebsamen Zeit- werden sollte. Sie sprachen von einer realistischen

umstände ist die Arbeit dieser Künstler nicht als
verloren zu betrachten. In ihrer Utopie von neuem
Stil steckt ein ganz lebendiges, praktisches Ideal, das
durchaus nicht auf dem Wege der Abstraktion ge-
funden worden ist und das in seinen Zielen auch
weit über die Zwecke einer nur einseitig ästhetischen
Spekulation hinausreicht. Sie wollten das gewerb-
liche und architektonische Schaffen der Zeit von
falschen Konven-
tionen und leer- .
gewordenen For-
men befreien, um
Platz zu schaffen
für eineneue,selb-
ständige, von dem

demokratischen
Geist des moder-
nen Industrialis-
mus erfüllte Ge-
genwartskunst.
Der gedanken-
losen Arbeitsweise
der Stilarchitekten
setzten sieeinneues
realistisches Ge-
staltungsprinzip
entgegen, nach
dem die Form

KARL POELZIG, WERDERMÜHLE IN BRESLAU, ENTWURF

Architektur, womit sie nur ihre Sehnsucht nach
Wahrheit und Charakteristik bezeichnen wollten.
Mit diesen fruchtbaren Ideen aber haben sie der
modernen Baukunst den Weg gewiesen zu einer
erfolgreichen Um- und Neuwertung ihrer Tradi-
tionen. Auch sie ist durch die Schule des Natu-
ralismus gegangen, hat hier die Grundlagen ihres
Schaffens erneuert und ist, um mancherlei Ausdrucks-
möglichkeiten be-
reichert, daraus
hervorgegangen,
wofür als Beispiel
hier nur an Messeis
Wertheimbau er-
innert sei. Wenn
in der Baukunst
der Gegenwart
sich jetzt wieder
ein mächtiger

Wille regt, über
das hergebrachte
Renaissanceideal
hinauszukommen
und zu neuen mo-
numentalen Bau-
formen zu ge-
langen, die mehr
durch die Wucht

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