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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 8
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0497

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EMIL ORLIK, PARISERINNEN AM FENSTER. RADIERUNG

AUSGESTELLT IM GRAPHISCHEN KABINETT, J. B. NEUMANN, BERLIN

Aus der münchener Sezession ist endlich eine Gruppe
jüngerer Künstler zu einer „neuen Sezession" zusammen-
getreten, an ihrer Spitze Weissgerber. Der neuen Sezes-
sion gehören unter anderem Püttner, Blecker, Bechte-
jeff, Hess, Schinnerer an.

Das Bismarckdenkmal nach dem Entwurf Hahn-
Bestelmeyer soll auf dem Hoyerberg bei Lindau Auf-
stellung finden.

U.-B.

BERLIN
Im April wurde in den Kunstsalons wieder vielerlei
gezeigt; nur weniges aber fordert zu einer Ausein-
andersetzung heraus. Bei Fritz Gurlitt interessierte be-
sonders die Kollektion von Erich Heckel. Unter den
Jüngsten ist er einer der Lebendigsten und Selbständig-
sten. Bei aller Absonderlichkeit und Verranntheit ist
in seiner Art etwas Gestaltendes. Sein Talent ist voller
Möglichkeiten. Das Dekorative hat bei ihm eine tiefere
malerische Bedeutung, zum Beispiel in dem Bild „Ba-
dende im Meer", oder in den drei Bildern, die tripty-
chonartig nebeneinandergehängt etwas wie ein einziges
Bild — der linke Teil fällt heraus — von starker dekora-
tiver Wirkung ergeben. Auch in den Breughelartigen
Landschaften (Nr. 24 und 29) ist eine neuartige Be-
gabung. Heckel erscheint differenzierter als Pechstein.
Obwohl in seiner werdenden Kunst auch noch viel Wirr-
warr viel Törichtes ist, darf man ihn als einen Herauf-

kommenden bezeichnen. Natürlich mit Hinzufügung
des heute stets notwendigen „wenn . . . ."

Das Graphische Kabinet (J. B. Neumann) machte mit
dem hübschen Talent des Graphikers Otto SchofF be-
kannt. SchoffistOrlikschüler, man spürt Einflüsse von
Pascin und Guys und entdeckt auch sonst manche Ab-
hängigkeit. Doch ist in seinen Blättern aus dem Pariser
Grisettenleben auch eine eigentümliche hölzerne Grazie
die ein persönliches Talent des Illustrativen ankündigt.
Daneben interessierten graphische Arbeiten von Georg
Tappert, technisch sehr geschickt, die Sujets voll derber
Sinnlichkeit, aber immer auch mit einer Tendenz zum
Kunstgewerblichen.

Bei Paul Cassirer zeigte Heinrich Nauen die Ent-
wicklungsresultate der letzten Arbeitsjahre. Der grosse
Saal blitzte nur so von Buntheiten; leider aber drängte
sich aus der Tonfülle und aus dem „Stil" nirgends die
lebendige Natur sinnlich hervor, die gewaltsamen An-
strengungen legitimierend. Man muss Nauen nach die-
ser Ausstellung ein anspruchsvolles Tapetentemperament
nennen; seine grossen Bilder — Stilleben, Menschen in
der Landschaft, Amazonenkämpfe usw. — wirken wie
stark illuminierte Kartons zu gewerblichen Zwecken.
Er zerstört etwas Wesentliches um pathetischer deko-
rativer Stimmungswerte willen, und setzt an dessen
Stelle mit lauter Gebärde etwas Unwesentliches. Die
Teppichweberei könnte aus diesem Talent wahrschein-
lich Vorteile ziehen. — In derselben Ausstellung irri-
tierte die bunte Romantik der Dioskuren Klaus Richter
und Magnus Zeller. Beide legen die alten deutschen
Meister mit moderner Unbefangenheit, autodidaktisch
dürftig aus. Wie von selbst geraten sie mit ihrem roman-
tischen Impressionismus der Gegenstände in die Nähe
reaktionärer Symbolisten. — Der Radierer Willi Geiger
hat sich in seinen neuen, technisch wieder virtuosen
Blättern einem neuen Stoffgebiet zugewandt; Erna
Frank, die Schülerin Paul Baums, hatte eine Reihe ihrer
kultivierten Anmerkungen mit der Radiernadel über
die Architekturlandschaften Italiens und Frankreichs
ausgestellt.

In Caspers Kunstsalon zeigte sich ein Schweizer Ed.
Stiefel. Er ist, wie alle Schweizer, dem Einfluss Hodlers
noch ganz unterthan; er stilisiert darum schon Form und
Farbe, bevor er sie beherrscht. Aber es scheint hinter
diesen Malversuchen ein ernster Künstler zu stehen, der
der Selbsterziehung fähig ist. K. Seh.

KÖLN

Im Kunstverein war Ernst dePeerdt ausgestellt, dessen
Entdeckung von mehr als einer Seite in Anspruch ge-
nommen wird. Die Galerie Flechtheim in Düsseldorf
wird demnächst eine Gesamtausstellung seines Werkes
bringen, die Gelegenheit zu einer eingehenden Wür-
digung bringen wird.

Zurzeit bereitet sie eine Ausstellung des belgischen
„Art contemporain" vor H. v. W.

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