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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 12
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Behrendt, Walter Curt: Die deutsche Werkbundausstellung in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0689

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AUGUST ENDELL, DETAIL EINES PLAFONDS

unteren Grenze ganz und gar den Wohlwollen des
einzelnen überlassen bleibt), wenn gefordert wird,
auf der Grundlage dieses Erfolges müsse nun mit
der Eroberung des Exportmarktes begonnen wer-
den, so hiesse das die Folgen ungeduldiger Gewinn-
lust durch eine neue Übereilung noch verschlim-
mern. Mit solcher übertriebenen Hast wird man
am Ende auch den positiven Erfolg der letzten
beiden Jahrzehnte noch untergraben, wird man der
bereits beginnenden Verflachung nur unnötig Vor-
schub leisten. Deutschland ist wohlhabend und
reich genug, um in dieser Hinsicht vorläufig noch

abwarten zu können. Nicht Massen-
ware, sondern hochwertige Quali-
tätsware sei und bleibe die Parole.
Dazu aber ist es nötig, dass der
Werkbund, um ein Wort seines
ersten Geschäftsführers, des verstor-
benen Wolf Dohrn, zu gebrauchen,
sich nicht länger als eine Vereini-
gung der intimsten Feinde aufspielt,
dass er nicht nur nach aussen mit
idealen Programmen auftritt, son-
dern dass er auch bei seinen Mit-
gliedern auf die Pflege einer idealen
Gesinnung bedacht bleibt. Zu-
weilen möchte man glauben, es
handle sich hier um einen Verband
konkurrierender Industriefirmen.
Die „grossen Kanonen" reissen alles
an sich, ohne zu bedenken, dass sie
sich übernehmen könnten und ihr
ohnehin sehr beschränktes Talent
nur überspannen. Wie kommt es
sonst, dass es zum Beispiel der Werk-
bund nicht längst schon durchge-
setzt hat, dass einem Mann wie van
de Velde die Einrichtung eines gro-
ssen modernen Ozeandampfers über-
tragen worden ist? Im Vorstand des
Vereins sitzen Männer, die genug
Urteilskraft darüber haben, wie sehr
das Talent dieses Künstlers nach
einer solchen Aufgabe geradezu
hungert. Und wie war es möglich,
dass ein Künstler wie Endell (der
hier mit einigen Räumen und der
Ausstattung eines Speisewagens ausgezeichnet, aber
doch nur unzulänglich vertreten ist) bei der Ver-
gebung der wichtigsten Aufgaben auf dieser Aus-
stellung übergangen werden konnte? Darin möge
der Werkbund künftig einen Teil seiner Aufgaben
erblicken, gerade solchen ursprünglichen Talenten
den Rücken zu stärken und sie bei allen wichtigen
Anlässen ins Treffen zu schicken. Im übrigen aber
weniger Programm und mehr That, weniger Aus-
stellungen und Reden und mehr stille, ruhige und
ernsthafte Arbeit, damit die Scharte von Köln 1914
so bald wie möglich wieder ausgewetzt werde!

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