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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 11
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Bulle, Heinrich: Die "Malerschule von Tarquinii"
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0398

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Wenn neuerdings die etruskische Kunst der
Allgemeinheit näher gebracht wird1, so muß der
Wissenschaft daran liegen, dem künstlerischen Ur-
teil eine gesichertere historische Basis zu bieten als
bisher leider erreicht worden. Weeges vortreff-
liche photographische Wiedergaben der Grabge-
mälde von Corneto, dem alten Tarquinii, ermög-
lichen einen neuen Anfang und Versuch. Furt-
wängler hatte das Grundproblem der etruskischen
Kunst gegenüber den „Verleumdungen" der Römer

unempfindlich waren gegen den Reiz freier grie-
chischer Schönheit". Die Etrusker sind also das
erste Volk, bei dem das Problem des Klassizismus
auftritt, die Aneignung eines landfremden Kunst-
stils, der als schlechtweg vollkommenes Muster
übernommen wird, einschließlich der fremden Vor-
stellungswelt von Sage und Mythos, der aber auf
anderem Boden, inmitten eines anders gearteten
Volkstemperaments denn doch etwas Neues wird,
mit eigenen charakteristischen Werten. In manchen

TÄNZER, TOMBA DELLE LEONESSE, abb. 3

also umschrieben: daß „in Wahrheit die Etrusker
lange Zeit hindurch die einzige italische Völker-
schaft war, die mit Enthusiasmus und Liebe die
griechische Literatur und Kunst aufnahm," daß
sie „ein tiefinneres Bedürfnis, einen ständigen Durst
nach Kunst und Bildnerei, eine Lust und Freude
an Bildern hatten, mit denen sie in diesem Leben
wie in dem nach dem Tode umgeben sein wollten,
zu einer Zeit, wo all die andern Barbaren im Um-
kreis der Griechen, all die trefflichen Indogermanen,
insbesondere die Italiker, noch gänzlich stumpf und

Kunstfertigkeiten machen die Nachahmer sogar den
Erfindern Konkurrenz. Denn im Athen des fünften
Jahrhunderts wurden eifrig gekauft: tyrrhenisches
Metallgerät, eherne Kandelaber, Trompeten, silberne
und goldene Becher und Schalen, sogar Schuh-
werk aus Etrurien. Im Gemmenschnitt erreicht
nicht nur, sondern übertrifft der etruskische Stein-
schneider oft den griechischen an Sorgfalt und
Feinheit der Arbeit, ohne freilich wesentlich neue
Gedanken zu bringen. Es ist also das äußerste
Maß des Handwerksfleißes, die freudige Hingabe
 
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