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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 4
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Uhde-Bernays, Hermann: Theodor Alt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0180

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TH. ALT, GROSSMUTTER UND ENKELIN

Bildern wurde 1913 im Berliner und Münchener
Kunsthandel gezeigt. Gelegentlich konnte das ge-
wonnene Gesamtwerk durch einen glücklichen Fund
bereichert werden: das in kostbarer malerischer und
gegenständlicher Intimität zusammengeschlossene Bild-
chen der Münchener Staatsgalerie, das Leibi mit sei-
nen Freunden darstellt, die unerhört starken koloristi-
schen Deutungen eines Bauerntanzes und eines Blu-
menstillebens, welche 1918 in der Jubiläumsausstel-
lung der Galerie Arnold in Dresden hingen. Wir
sind leider heute nicht in der Lage, das systemati-
sche Verzeichnis der Gemälde Leibis durch eine Uber-
sicht der Arbeiten seines Freundeskreises zu ergän-
zen. Hier dürfte Alt die führende Stelle schon aus
dem Grunde beanspruchen, als ihm im ersten Bande
des Thieme-Beckerschen Lexikons nur sechzehn Zei-
len zufielen, nachdem der Wiener Rudolf Alt vor
ihm über sechs Seiten erhalten! Nicht launenvolle
Uberschätzung ist es, die neben Wilhelm Leibi für
Theodor Alt einen Ehrenplatz einfordert, soweit es
sich um Leibis Münchener Zeit handelt, sondern
sachliche Überlegung. Vielleicht weniger folgerichtig
in der Weise der malerischen Darstellung, aber
ebenso frei, klar und sachlich steht Theodor Alts
Werk da. An malerischem Temperament hat der

Franke, dem seltsamerweise ein leichteres Blut in
den Adern floß als dem Rheinländer, diesen in
einzelnen Schöpfungen übertroffen, die schon
vom Geist des Impressionismus empfangen sind.
Bescheiden ist die Anzahl der Bilder, die Alt in
dem einen stolzen Jahrzehnt in München zwi-
schen 1865 und 1875 malte, aber erstaunlich die
Spannweite ihres koloristischen Lebensbedarfs und
ihrer koloristischen Ausdrucksfähigkeit. In die-
ser Beziehung freilich bleibt Alt tiefer im Rah-
men der Münchener Schule als Leibi, ist also
Ramberg gegenüber der Verpflichtetere.

Aus den Listen der Münchener Akademie wis-
sen wir, daß der engere Freundeskreis Leibis die
Rambergschule bildete. Mit kurzen Unterbrechun-
gen hat Alt neben Hirth, Schider und Sperl eine
Reihe von Jahren Rambergs Atelier besucht, wo
Leibi und Keller des Lehrers Anregungen nach
entgegengesetzten Seiten weiterführten, wo zuerst
Courbet erschien. In diesem freundschaftlichen
Verkehr stand Alt Ramberg besonders nahe. Da-
her sind seine ersten größeren Bilder ganz der
novellistischen Genremalerei zugehörig. Nur lang-
sam löste sich seine gesteigerte, an Leibis Beispiel
erzogene malerische Empfindung aus diesen Ban-

TH. ALT, DAMENBILDNIS

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