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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 4
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Uhde-Bernays, Hermann: Theodor Alt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0181

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den, um in Stilleben vor allem einen geläuterten
Geschmack mit einer vorzüglichen koloristischen
Ausbildung zu vereinigen. Das „Schlafende Mäd-
chen" im Museum in Hannover (1871) versucht
es, das ein Jahr vorher entstandene „gestellte" Ge-
mälde „Rudolph Hirth im Atelier" in der Tat-
sächlichkeit des dargestellten Vorganges fortschritt-
lich zu übertreffen. Hier hat Alts vorzügliche
koloristische Ausbildung mühelos erreicht, was
Zügel, Grützner, Defregger in ihren besten Jugend-
arbeiten nur nach langem Studium gelungen war.
Im „Bauerntanz", seiner höchsten und schönsten
Arbeit, bildete sie sich zur Meisterschaft einer
weichen und warmen Farbenbewegung aus, viel-
leicht von Schider bestimmt, und nun lag der Weg
offen, der Alt der Reife eines eigenen malerischen

Stiles hätte entgegenführen, ihn zum Ahnherrn
etwa Corinths, des Blumenmalers, hätte werden
lassen können. Auch die Reihe der herb-eindring-
lichen Bildnisse und die von unbeirrtem Wahrheits-
sinn erfüllten Landschaften zeugen für den Ver-
lust, den die deutsche Kunst erlitt, als nach Ram-
bergs Tode und Leibis Weggang von München
auch Theodor Alt die Stadt verließ. Er hat später
kein Ölbild mehr gemalt. Bevor ihn Krankheit
und Not erfaßten, war er im Freundeskreis Leibis
ob seines inneren Frohmutes und seiner Herzlichkeit
beliebt, zwischen dem geschwätzigen Hirth und dem
wortkargen Leibi ein guter Vermittler, und gewiß
stets gleich Pylades geneigt „durch die verworrenen
Pfade, die nach dem Schattenreich zu führen schei-
nen, sich zu dem Leben wieder aufzuwinden".

TH. ALT, LEIBLS ATELIER

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