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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 6
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0278

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Kasten" dieser Bilderwelt herrscht ein Dualismus. Es ist
zu viel oder zu wenig Kunst darin — entweder noch mehr
Kind oder noch mehr Künstler!

Der Düsseldorfer Ciarenbach stellte in der Galerie Flecht-
heim aus. Er ist entschieden besser geworden, gründlicher,
gewissenhafter. Daß er dabei etwas altmodisch, etwas
„düsseldorferisch" geworden ist, fällt den Vorzügen gegen-
über nicht ins Gewicht.

MÜNCHEN

Die Ausstellung von Gemälden, Zeichnungen und Ra-
dierungen des Wieners Max Oppenheimer, die man bei Cas-
pari sah, konnte nicht davon überzeugen, daß sich dieser
talentierte Künstler zu einer starken, ganz auf eigenen Füßen
stehenden Persönlichkeit entwickelt hätte. Es ist ein ge-
schmackvoller Manierismus, nur selten das Kitschige strei-
fend, bei kleineren Bildern, namentlich bei Stilleben, zuweilen
überraschend glücklich im Format und mit größtem Geschick
aus Errungenschaften des Expressionismus Nutzen ziehend.

Auf Oppenheimer folgte ein anderer Österreicher größeren
Formates, Kokoschka mit einer Ausstellung älterer und neue-
rer Landschaften, wie sie auch in Berlin gezeigt wurde.
Ich habe bei allen früheren Ausstellungsberichten Vorbehalte
gegenüber der Kunst dieses Malers geltend gemacht. Aber
da heute eine, in manchem gewiß nicht unberechtigte Skepsis
gegenüber Kokoschka zu verspüren ist, möchte ich doch be-
tonen, daß Kokoschka unter den jüngeren deurschen Meistern,
vor allem als Landschafter, die stärkste Persönlichkeit ist.
In den neueren Landschaften ist ein gewisser eleganter öster-
reichischer Schwung und ein koloristischer Charme zu be-
obachten, wobei sozusagen die Kunst Pissarros und die Münchs
miteinander verbunden werden.

Bei Tannhauser freute man sich einer größeren Aus-
stellung des sich langsam entwickelnden Otto Geigenberger.
Die neugeschaffene Städtische Galerie kann, wenn sie richtig
ausgebaut wird, eine wesentliche und willkommene Ergän-
zung der staatlichen Sammlungen wie der Schackgalerie
bilden. Die Konservierung des Lenbachhauses als ein be-
deutsames Kulturdokument und der Sammlung von Lenbach-
bildern bildet ja nur einen Teil der Aufgaben des neuen
Direktors. Die Srädtische Galerie, die in eigenen Räumen,
wenn auch im gleichen Haus erstehen soll, wird das Bild,
das uns die anderen Gemäldesammlungen von der Geschichte
der Münchner Malerei des neunzehnten Jahrhunderts geben,
vor allem nach der Seire ergänzen müssen, daß uns quali-
tätvolle Werke jener Künstler gezeigt werden, die angeregt
von den Hauptmeistern, in München tätig gewesen sind.
Und wenn das Bild von der großen Malkultur, die München
im neunzehnten Jahrhundert aufzuweisen hatte, vollständig
sein soll, werden natürlich auch außerdeutsche Künstler ver-
treten sein müssen, die eine Zeitlang in München gear-
beitet haben. Es scheint selbstverständlich, daß das Pro-
gramm der neuen Srädtischen Galerie nicht das gleiche sein
kann wie das der Schackgalerie oder der neuen Pinakothek.
Wir glauben auch nicht, daß es der Wunsch der Steuerzahler
ist, daß die neue Städtische Galerie ihre Erwerbungen im

Wettbewerb mit den stattlichen Sammlungen macht, Staat
und Stadt sich gegenseitig Objekte abjagen und dabei die
Preise in die Höhe treiben. So kann nach unserer Ansicht
die neue Städtische Galerie nicht in Konkurrenz, sondern
nur in verständnisvoller, gemeinsamer Arbeit mit dem Staat
aufgebaut werden.

Wenngleich die Neue Pinakothek im Lauf ihrer Ent-
wicklung sich sehr wesentlich zu einer Galerie Münchner
Kunst des neunzehnten Jahrhunderts ausgewachsen hat und
auch in der Staatsgalerie in Zukunft die Münchner Malerei
besondere Berücksichtigung finden wird und muß, so ist
doch zu erwarten, daß die neue Städtische Galerie für den
Staat eine Entlastung bedeuten wird und angesichts der Be-
schränktheit nicht nur des Raumes, sondern vor allem der
Mitteln, die den bayrischeil Staatsgemäldesammlungen zur
Verfügung stehen, es fortan leichter möglich sein wird, daß
der Staat sich Werke von allgemeinster Bedeutung sichern
und auf Käufe von mehr lokaler Wichtigkeit verzichten kann.

A. L. M.

SCHWEIZER AUSSTELLUNGEN
Im Kupferstichkabinett in Basel, das über seinen behag-
lichen Arbeitsräumen ein eigenes Stockwerk für Ausstellungen
besitzt, sind gegenwärtig die in Amerika gefundenen frühen
Landschaften Arnold Böcklins zu sehen, begleitet von be-
glaubigten Arbeiten des Meisters und ähnlichen Bildern von
Achenbach, Preller und anderen deutschen Malern, die um
1850 in Italien tätig waren. Über die Echtheit der Böck-
linschen Studien, die anfangs von Professor H. A. Schmid
anerkannt wurden, ist eine heftige Diskussion entbrannt,
nachdem Schmid nunmehr einen Teil Böcklin absprechen
will. Es wird Sache der fachwissenschaftlichen Kritik sein,
hier endgültig zu entscheiden, was nicht leicht sein dürfte.
Denn prinzipiell ist zu sagen, daß wohl kaum zu den Ge-
mälden Böcklins, die nachweislich vor mehr als siebzig Jahren
nach Amerika gelangten, Stücke von fremder Hand hinzu-
gefügr worden sind, woraus der Schluß Zu ziehen wäre, daß
die Bilder enrweder alle von Böcklin oder alle nicht von
ihm geschaffen wurden. Allerdings ist der (Qualitätsunter-
schied mancher Bilder neben jenen, die durch die Signatur
beglaubigt sind, selbst für den bekannten raschen Wechsel
der malerischen Handschrift Böcklins sehr groß. Ob daher
die Frage jemals ganz zu lösen ist. . .? „Merkwürdiger
Fall."

Im Kunsthaus in Zürich sind die in Paris wiedergefun-
denen Studien und Bilder Feuerbachs aus seiner Schulzeit
bei Thomas Couture ausgestellt. Ohne das Gesamtwerk
Feuerbachs in entschiedener Weise seinem Werte nach zu
verändern, sind doch, besonders auch unter den Zeichnungen,
Werke unter ihnen, die von der frühzeitigen Überlegenheit
des Meisters und der raschen Steigerung seiner künstlerischen
Individualität in Paris ein großartiges Zeugnis ablegen. Da
diese Sammlung demnächst in Deutschland, zuerst in Mün-
chen, ausgestellt werden soll, werden wir nochmals kurz
von ihr zu sprechen haben. U.-B.

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