Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0302
DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:Friedländer, Max J.: Honoré Daumier
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haft Allgemeinen. Ferngesichte, verschleiert, tauchen
in großen Umrissen gespenstisch auf.
Eines haben Daumiers Gemälde voraus vor
denen, die Delacroix, Millet, Corot und Daubigny
geschaffen haben. Daumier fand kein Publikum
Zu welcher Gattung gehören diese Bilder?
Nicht ohne Widerstreben nennen wir so dämo-
nische und innerlich große Erscheinungen genre-
haft. Jedenfalls entfernen sie sich weit vom nüch-
ternen Alltag, von örtlicher und zeitlicher Bestimmt-
HONORE DAUMIER, DAS BAD
AUSGESTELLT IN DER GALERIE MATTHIESEN. BERLIN
für seine Bilder, er hörte als Maler nicht auf, Lieb-
haber zu sein, wiederholte sich nicht, um dem
Kunsthandel vom erprobt Gültigen und Gängigen
zu liefern, so daß er der Routine, dem Metier-
phlegma entging. Seine Bilder sind zumeist be-
scheiden an Umfang und beglücken mit dem Reiz
der Gelegenheitsarbeit.
heit. Der Mensch, eingeschlossen in sein Wesen,
sein Schicksal, seine Lage, seine Aktion, ausdrucks-
voll mit Leib und Antlitz, ist das ewige, uner-
schöpfliche Thema.
Einige Tugenden sind allen Äußerungen des
Meisters gemeinsam, und wer sie in den Stein-
drucken erkannt hat, findet sie in den Gemälden
*75
in großen Umrissen gespenstisch auf.
Eines haben Daumiers Gemälde voraus vor
denen, die Delacroix, Millet, Corot und Daubigny
geschaffen haben. Daumier fand kein Publikum
Zu welcher Gattung gehören diese Bilder?
Nicht ohne Widerstreben nennen wir so dämo-
nische und innerlich große Erscheinungen genre-
haft. Jedenfalls entfernen sie sich weit vom nüch-
ternen Alltag, von örtlicher und zeitlicher Bestimmt-
HONORE DAUMIER, DAS BAD
AUSGESTELLT IN DER GALERIE MATTHIESEN. BERLIN
für seine Bilder, er hörte als Maler nicht auf, Lieb-
haber zu sein, wiederholte sich nicht, um dem
Kunsthandel vom erprobt Gültigen und Gängigen
zu liefern, so daß er der Routine, dem Metier-
phlegma entging. Seine Bilder sind zumeist be-
scheiden an Umfang und beglücken mit dem Reiz
der Gelegenheitsarbeit.
heit. Der Mensch, eingeschlossen in sein Wesen,
sein Schicksal, seine Lage, seine Aktion, ausdrucks-
voll mit Leib und Antlitz, ist das ewige, uner-
schöpfliche Thema.
Einige Tugenden sind allen Äußerungen des
Meisters gemeinsam, und wer sie in den Stein-
drucken erkannt hat, findet sie in den Gemälden
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