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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 7
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Scheffler, Karl: Ernst Barlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0316

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nachzuholen, daß diese vortrefflich gemachte, umfassende
Ausstellung in eine Zeit fällt, wo die meisten Museen das
Geld zu den kleinsten Ankäufen nicht auftreiben können.
Es werden ja aber aus außerordentlichen Fonds manchmal
Riesensummen für nur imaginäre Kunstwerte bezahlt, selbst
heute noch; vielleicht läßt sich einmal eine solche Summe
von Staatswegen für die besten dieser Ilolzbildwerke auf-
treiben, damit sie den öffentlichen Galerien gesichert werden.

Darüber hinaus weckt die Ausstellung den Gedanken,
ob nicht der Versuch lohnte, Barlach seiner mecklenburgischen
Einsamkeit zu entreißen und ihn als Lehrer für ein Meister-
atelier oder für eine Klasse der Ilolzbildnerei an der Berliner
Hochschule zu gewinnen. Für die Schüler in Berlin wäre
der Gewinn groß, für den Künstler wäre eine Übersiede-
lung vielleicht in diesem Augenblick auch von Vorreil. Der

Versuch ist jedenfalls beinahe Pflicht; denn es lebt uns hier,
was selten genug vorkommt, ein repräsentativer Deutscher,
und gerade er bleibt, wie fast alle wesentlichen und darum
unbequemen Männer unseres Volkes, ohne jede Förderung
von Seiten des Staats. Die ausstellende Kunsthandlung ist
offenbar besten Willens, gut zu machen, was sie selbst in
früheren Jahren versäumt hat; den Museen und der Kunst-
verwaltung aber bleibt noch etwas gut zu machen.

Daß es sich um einen unserer Besten, um den eigen-
artigsten deutschen Bildhauer unserer Zeit handelt, davon über-
zeugt die Ausstellung aufs neue. Es ist nicht alles gleich
gut; von den besten, den intimsten Werken geht aber eine
nachhaltige Wirkung aus, in der eine stille Rührung über
ein ganz reines und künstlerisch rein gestaltetes Menschen-
tum vorherrscht.

ERNST BARLACH, FRIERENDES MÄDCHEN. HOLZ. 1917

AUSGESTELLT BEI PAUL CASSIRER, BERLIN. PHOTO PAUL CASS1RER

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