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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 8
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Waldschmidt, Ernst: Die Neuaufstellung der "Turfanfunde" im Museum für Völkerkunde zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0330

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TEIL EINES BEMALTEN STUCKFUSSBODENS

ABB. 3

Die vom Verkehr abgelegenen Klosteranlagen
der buddhistischen Mönche waren meistens ganz
oder teilweise in den porösen Sandstein der Ge-
birge eingemeißelt. Die so hergestellten kuppel-
gewölbten Tempel enthielten in ihrer Zella die
Kultbilder und waren reich mit Relieffiguren oder
Malereien geschmückt.

Um die Bemalung zu ermöglichen, bedeckte
man die ausgehauenen Wände zunächst mit einem
Bewurf aus Lehm, Häcksel und Tierhaaren und
überzog diesen mit einer dünnen Stuckschicht.
Auf diese als Grund wurde dann mit Tempera-
farben gemalt.

Zur Technik der Ausführung ist zu sagen, daß
die sogenannten Fresken im Pausverfahren nach
gestochenen Umrissen hergestellt wurden. Die
„Plastik" besteht bei Mangel an jedem zur Skulptur
geeigneten Steine aus Lehmfiguren mit einem Stein-,
Stroh- oder Holzkern. Zu ihrer Herstellung be-
diente man sich der ebenfalls in stattlicher Anzahl

DER LASTTRÄGER. LEHM MIT STUCK.ÜBERZOGEN U. BEMALT

ABB. 4

aufgefundenen Stuckformen. Analog dem Ver-
fahren bei den Wandgemälden wurden die Plasti-
ken mit einer Stuckschicht überzogen und bemalt.
Zu den schmerzbewegten Zügen des Kopfes der
Abb. i haben wir uns eine rosa Hautfarbe und
tiefschwarzes Lockenhaar zu denken.

Die ersten beiden der vier deutschen Expedi-
tionen hatten das Gebiet der Oase von Turfan zum
Ziel. Die hier gemachten Funde gehören in eine
Zeit chinesisch-uigurischer Vorherrschaft (siebentes
bis zehntes Jahrhundert n. Chr.). Teile der Ergeb-
nisse dieser ersten Expeditionen waren bereits in
früheren Jahren im Völkerkundemuseum ausge-
stellt. Im Jahre 1911 wurde ein größerer Saal mit
den Funden der zweiten Expedition eröffnet. Auch
dieser ist aber nur vorübergehend der Öffentlich-
keit zugänglich gewesen. Der hauptsächlich in
die Augen fallende Bestand dieser, auch jetzt in
ihren wesentlichen Zügen bestehend gebliebenen
Ausstellung bilden die zahlreichen riesigen Bilder

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