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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

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"Unter Blumen" von Max Pechstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0028

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Liebermann, es war noch vor der Spaltung der Sezession, besucht
Leo von König. „Sehen’se mal, Keenig, det habe ich ebent in der Straßen-
bahn jezeechnet. Find’n Se’n det?“ „Sehr gut, Herr Professor.“ „Nee, saren
Se mal janz offen, wat Se von denken.“ „Wirklich, Herr Professor, ich finde
es sehr gut.“ „Aber Keenig, wenn det eene von Ihre Schülerinnen jezeechnet
hätte, dann müßten Se doch ooch wat saren, also nur saren Se ’et mal.“ „Aber
wirklich, Herr Professor, ich finde die Arbeit ausgezeichnet.“ „Mensch,
Keenig, denken Se mal jar nich, wer ick bin und wer Sie sind. Und nu saren
Se mal janz ehrlich.“ „Ja, also, Herr Professor, wenn ich ganz ehrlich sein
darf, vielleicht könnte das rechte Auge ...“ „Wat denn, wat denn, det Ooje?
Zeechen Se erst mal so’n Öoje, Herr Baron von Keenig“, nimmt Stock und
Hut und verschwindet.
Bei einem Eröffnungsessen der Sezession hat Corinth ein junges,
schüchternes Mädchen als Tischdame bekommen. Außer zum Essen öffnet er
den Mund nur, um von Zeit zu Zeit einen Schluck zu trinken und „Prost!“
oder „Na, Prost!“ zu sagen. Erst gegen Ende des Mahles schwingt er sich
zu einer längeren Ansprache auf: „Nu sagen Se mal, Freileinchen, man mecht
doch fast me—inen, Sie se- ien stumm jeboren. Hätte ich nicht ab und zu
den Mund aufjetan, dann hätten wir doch gar ke—in Tischgespräch geführt.“
*
Degas beklagt sich über die Unfreundlichkeit seiner Ateliereinrichtung.
„Hängen Sie sich doch eine Ihrer Arbeiten auf, Meister“, rät ein Besucher.
„Was denn, ’n echten Degas, der hunderttausend Franken kostet, so was kann
ich mir nicht leisten.“


Zwei jüdische Finanzleute erwarben eine Sammlung kostbarer Gemälde aus
Privatbesitz, um sie öffentlich versteigern zu lassen. Die Rechnung war richtig,
denn das Hauptbild der Sammlung brachte bei der Auktion für sich allein so
viel, wie die gesamte Kollektion gekostet hatte. Der Maler dieses Bildes
hieß Petrus Christus. Seit jenem Tage begrüßen sich die beiden Finanzleute,
wenn sie sich begegnen, nie anders als mit dem Zuruf: „Gelobt sei Petrus
Christus!“

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