Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

DOI Artikel:
Wolfradt, Willi: Der Maler in der Laubenkolonie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0156

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Jakob Steinhardt

Laube des alten Weißgerbers (Oel)

Der Meiler in der Laubenkolonie
von
WILLI WOLFRADT
Oft schon habe ich von uns besuchenden Ausländern sagen hören, nichts
fänden sie bezeichnender für den Deutschen als seine Schrebergärten. Wie sie
das meinen? Nun etwa so: „Eure ganze Ordnungsliebe ist darin, euer Sinn
für säuberliche Lebenseinteilung, eure solide Naturfreude, euer gewissenhaftes
Pausemachen. Der Deutsche hat einen nicht zu unterdrückenden Appetit
auf Grün. Aber er gibt sich gern mit einem Stück Grün zufrieden, ab-
geschnitten von der Schöpfungstorte, sofern er nur darauf tun und treiben
kann, was ihm gefällt. Er ist nicht froh, wenn er sich nicht gemütlich ein-
richten darf, und so trägt er die Stube hinaus ins Freie. Mit ein paar Metern
Drahtzaun grenzt er sich ein Welteckchen, seine Portion frische Luft ab.
Diese Genügsamkeit im Freiheitsbedürfnis und Naturdrang, dieser Ferien-
fleiß, der sich Ausruhen nur verbunden mit Gebuddel und Nägeleinschlagen
vorstellen kann, dieses merkwürdige Ineinander von Eigenbrötelei und
Vereinssucht - das seid ihr ganz und gar!“
Daran mag schon etwas sein, obzwar noch nicht feststeht, daß die Lauben-
kolonie nun wirklich eine einzig und allein deutsche Einrichtung ist. ünd

152
 
Annotationen