Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

DOI Artikel:
Friedrich, Paul: Das Tier in der modernen Plastik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0166

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

August Kraus

Schreitende Katze

Das Tier in der modernen Plastik
von
PAUL FRIEDRICH
Es ist seltsam: das, was dem Menschen das Nächste ist, wird
ihm am spätesten ein Problem. Was für enorme Umwege machte
das kuriose „Begriffstier“, um schließlich über die fantastischsten
Ausgeburten seiner mythischen Dämonenfurcht und Weltangst zu
sich selber zu kommen. Alles war für ihn irgendwie „dämonisch“,
wie noch heut’ den Indern Kühe und sogar Schlangen heilig sind,
wie die Ägypter den heiligen Stier anbeteten und viele Tiere sakro-
sankt für sie waren bis zum Mistkäfer. Ja die alten Römer ließen
sich sogar das alberne Schnattern der kapitolinischen Gänse ge-
fallen, statt sie zu mästen und als knusprige „gute Gabe Gottes“
zu verspeisen, Seher deuteten ihr Geschnatter. Das Tier wurde in
den Götterwust mit hineingezogen. Für sich selbst bestand eigent-
lich nur das Raubtier, das dem Menschen als gefährlicher Gegner
gegenübertrat. Abgesehen von symbolischen Einzelgestalten von
Löwen wie in Mykenä oder auf dem Schicksalsschlachtfeld von

162
 
Annotationen