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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: periodical — 1.1929/​1930

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Schulz-Albrecht, August Julius: Heinrich von Zille
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0029

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KUNST DER ZEIT
ZEITSCHRIFT DER KÜNSTLER-SELBSTHILFE

Heinrich Zille
Von
DR. OTTO BRÄTTSKOVEN
Mit Heinrich Zille, der am
9. August im Alter von 72 Jahren
starb, hat eine typisch Berliner
Darstellungsart alten Schlages ihr
Ende gefunden. Heute schon räson-
niert man bewußter und direkter.

Zillejöhren


Die Alten dagegen unterließen es nie,

die treffsichere Robustheit

ihres Witzes in den Vordergrund zu

stellen, ohnfc dadurch an

satirischer und anklägerischer Wirkung einzubüßen.

Es ist interessant, daß Zille von Haus aus kein Berliner, sondern
Sachse ist. Trotzdem hat er wie kein anderer den Berliner Ton
absolut getroffen. Mit seinen vielen Zeichnungen und Litho-
graphien wurde er der Chronist der „Höhepunkte“ im Leben jener
„unteren Zehntausend“, die im Osten und Norden Berlins die
Hinterhöfe, Kellerwohnungen, dunklen Kneipen und Sonntags das
Freie bevölkern. Diese teilweise unterirdische Welt hat in ihm
ihren unermüdlichen Darsteller gefunden; es wurde sein „Milljöh“,
das ihn berühmt gemacht hat.
Oft fragt man sich, warum Zilles Arbeiten so überzeugend,
sympathisch, wahrhaft und unmißverständlich wirken, obwohl die

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