Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

DOI Artikel:
Schulz-Albrecht, August Julius: Alfred Kubin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0283

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Alfred Kubin

Der Krieg (Radierung)

Alfred Kubin
von
OTTO BRATTSKOVEN
Die Kunstwelt Alfred K u b i n s in ihrer wahren und wirklichen Bedeutung
heute verständlich zu machen, stößt auf eine Reihe von Hindernissen. Gewiß
gilt er nicht wenigen Kunstfreunden als eine wahrhaft mit Gesichtern
begnadete Persönlichkeit. Aber auch die anderen Stimmen scheinen zuerst
nicht im Unrecht, wenn sie einwenden, daß er viel zu sehr nach eigenem
Götterbild, vollkommen aus persönlicher Laune und kaum verstehbar für
jedermann sein umfangreiches Lebenswerk geschaffen hat. Man hält ihn für
einen Phantasten, der zwar historisch gesehen die Linie der grausigen und
gespenstischen Phantastik seit Hieronymus Bosch mit zweifelloser Eigenwillig-
keit weiterführt, tatsächlich jedoch niemals auf allgemeines Verstehen
rechnen kann.
Betrachtet man von solchem Standpunkt nur obenhin etliche Blätter des
1877 in Leitmeritz in Böhmen als Sohn eines österreichischen Offiziers
geborenen und heute in ländlicher Einsamkeit in Oberösterreich lebenden
Künstlers, so scheint sich die erwähnte Meinung vollauf zu bestätigen. Ein
Aufbringen krauser Linienzüge, ein Umbiegen jedes Vorgangs ins Schreck-
hafte, ein unermüdliches Erfinden gespenstiger Situationen und Schauspiele.
Selbst einfach-wirkliche Motive werden vor seinen Augen und unter seinem
Griffel zu unheimlichen Schauplätzen. Manchen Menschen wird diese Welt
etwas zu sagen haben, viele aber werden ihr fremd und unberührt gegen-

279
 
Annotationen