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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: periodical — 1.1929/​1930

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Breuer, Robert: Rudolf Wilke
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0054

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Lob der Schöpfung:
„Audi über uns wacht Gott! Wenn er die Wanzen bellen ließe, könnt' keener von uns schlafen."

und von dort nach Paris, wo er 1894, ein Einundzwanzigjähriger, bei
Julien studierte.
Schon im Sommer 1895 ist Wilke wieder in München. Er sitzt im mageren
Cafe Flora oder im Kupferstichkabinett; er spielt Billard oder zeichnet, nach-
dem er auf die Malerei wegen der teueren Farben verzichtet hatte. Obgleich
er von der Mutter unterstützt wird, geht es ihm dürftig; mitunter muß er in
Pantoffeln durch den Regen gehen. Niemals aber verläßt ihn die gute Laune,
niemals die verstehende Heiterkeit, niemals die Freude am Beobachten und
Festhalten. Der junge Wilke findet, daß die Welt lustig ist trotz alledem und
daß die Menschen, ob sie seidene Hüte tragen oder Ballonmützen, ob sie im
feinen Restaurant tafeln oder in der Schnapsdestille hocken, spaßig anzusehen
sind. So zeichnet er sie. Ein Naturforscher, der sich seltene oder alltägliche
Exemplare herausfängt, sie liebevoll beklopft und präpariert, nichts an ihrem

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