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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

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Wolfradt, Willi: Berufstypen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0182

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Fritz Faiss

Gasarbeiter

und bestimmt übermitteln, aber ihn gleichsam nicht mehr beim Namen rufen,
sondern nur noch als Beispiel einer sozialen Gattung, als Berufsexemplar
charakterisieren. Sie unterscheiden sich von eigentlichen Porträts nur durch
die Annäherung an den betreffenden beruflichen N o r m a 11 y p u s ;
im Katalog heißt es dann nicht mehr „Bildnis des Lehrers Otto L.“, sondern
„Der Lehrer“. Daß jede ständige Tätigkeit Züge und Figur prägt, ist eine
ganz geläufige Erfahrung, die uns befähigt, mit ziemlicher Sicherheit den
Beruf der Leute herauszufinden, mögen wir sie auch an neutralem Orte
treffen. Freilich hat nicht ein jeder gleich viel vom Typus an sich, aber der
schlägt schon meist irgendwie durch. Der Künstler wird das Typische un-
verhüllt geben, wo er feierliche oder satirische Wirkungen anstrebt, — er
wird es gerade dann als menschliches Schicksal gestalten können, wenn er es
an unvereinfacht-persönliche Züge knüpft. Das Porträt des Arbeiters oder
Handwerkers wird ganz von selbst allgemeine, berufstypische Gestalt an-
nehmen, weil seine kollektive Bindung stärker ist. Man würde es als wider-
sinnig empfinden, einen Bergmann geradezu als Privatperson porträtiert zu

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