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Kunst der Zeit: Zeitschrift der Künstler-Selbsthilfe: Periodica — 1.1929/​1930

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Schmidt, Paul Ferdinand: Niedergang der Plakatkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55057#0185

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Ein Versuch der S. P. D.,
heute, in recht flauer und
abgekämpfter Situation, ein
zum Eintritt in die Partei
entflammendes Plakat zu
produzieren, durfte von
vornherein Bedenken er-
wecken. Ihre tüchtige Werbe-
abteilung erließ ein Preis-
ausschreiben unter 50—60
bekannten Künstlern; am
25. März traf das Preis-
gericht seine Wahl, es be-
stimmte drei Preisträger
und acht Prämiierte. Die
Plakatentwürfe wurden im
Buchdruckerhaus aus-
gestellt und das interessierte
Publikum aufgefordert,
seine Meinung über die
beste Lösung, unabhängig
von der Preisverteilung,
kundzugeben.
Die Meinungen mußten
weit auseinandergehen, weil
es tatsächlich keine ein-
wandfreie, geschweige denn
eine alle mitreißende Lösung-
gab. Der erste Preis fiel
auf eine saubere und ein-
wandfreie Arbeit von Prof.
V i r 1 ; leider aber wirkt die
winzig verkleinerte „Masse


durch
wdnung
und
^ermord

Max Pechstein

Plakat 1919

Mensch“, rot auf schwarzem Grunde verstreut, keineswegs deutlich im Sinne
einer Parteiparole. Unter den prämiierten Entwürfen konnte man sich halb
und halb für eine Hand mit Fackel von Fritz Koch oder für das Arbeits-
symbol von Schornstein und Ähre erwärmen, das Reiser und Üb.elhack
ganz wirkungsvoll gezeichnet hatten. Daß alles das, und in entsprechendem
Maße die anderen, gekrönten und unprämiierten Plakate, nicht das Rechte
war, lag nicht nur an der lebensfremden oder verständlichen Symbolik, zu
der alle, mangels eines bestimmten aufrührerischen Zeitmotivs, gegriffen
hatten. Aber es war doch dieses Indirekte des Gedankens, das nicht ziehen
wollte, es waren die nur allzu bekannten und abgegriffenen Abstraktionen,
die eine allen verständliche Herzenssache zum toten Ornament machten, ohne
eine neue und mitreißende Form dafür zu finden.

Der einzige Fall, der uns durch seine neue Gestaltung hätte packen können,
mußte von vornherein wegen seines rein negativen Gehalts ausscheiden. Es
war die Photomontage „Nein“; sie zeigte eine kraftvolle Arbeiterfaust, die
sich auf kommunistische Zeitungen preßte, vorzüglich photographiert; dar-

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