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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0140

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267

Kunstlitteratur. — Kunsthistorisches. — Konkurrenzen.

Nach dem bishcrigen Ergebnis diirfte diese Aus- >
siellung zu den interessantesten Beran>taltungen dieses
Jcchres gerechnet werden.

Aunstlitteratur.

Boili's Dekorations - Vorlagen. Japanische farbige
Original-Holzschnitte. 3 Bände. Verli», Bette.
Japanischer Orna mentenschatz. Berlin, Wasmuth.

k. Durch Vermittelung eines Berliner Jmporteurs sind
die beiden genannten Werke in japanischen Original-Drucken
zugänglich geworden. Mußten wir uns bisher mit kümmer-
lichenNachbildungenjapanischer Originale, bei denen der eigent-
liche Reiz dieser köstlichen Zeichnungen zum Teil verloren
ging, als Vorlagen für den Unterricht begnllgen. so ist es
nunmehr möglich direkt aus den Quellen zu schöpfen. Die
Erkenntnis, daß die japanische Ornamentation nicht willkiirlich
sondern durchaus gesetzmäßig, wenn auch grundverschieden
von den europäischen Stilgesetzen ist, die Brauchbarkeit die-
ser Dekorationen für gewisse Zweige der Kleinkunst: der
Keramik, Bronzeindustrie, Textilkunst. Stickerei rc., haben die
Verwendung japanischer Muster in den letzten Jahren außer-
ordentlich ausgedshnt. Kaum eine Zeichen- und Kunstschule
kann ihrer hcute noch als Vorlagen entraten und richtig ange-
wcndet sind kauin irgend welcheVorlagen instruktiver. Nament-
lich die Keramik lebt sörmlich von Liesen Mustern und unsere
malenden und stickenden Damen suchen und finden hier, was sie
brauchen. Vor allem giebt das erste der genannten Werke ein
reiches Material an bezüglichen Vorlagen: es sind ausschließlich
Blumen und Vögel, welche die drei Bände enthalten, m jener
cigentüinlichen Naturbcobachtung der Iapaner in unerreich-
barer Zeichnung durch Holzschnitt wiedergcgeben. Ter Druck >
ist musterhast, z. T. farbig und getönt. ein Verfahren, welches
ilachzuahmen selbst mit den jnpanischen Originalholzstöcken !
unseren ersten Kunstdruckereien bisher nicht gelungen ist. Dav
Werk dürfte sich namentlich auch für die Damenwelt als j
Weihnachtsgeschenk eignen. — Das zweite, kleinereWerkenthält >
hauptsüchlich Planmuster, für Weberei, Dekorationsmalerei, I
Tauschirarbeit ic. gleich geeignet; daran reihen sich eine Anzahl
tppischer Muster der Japaner, welche zeigen, mit wie wenig >
Mittcln dieses wunderbare Volk es verstanden hat, sich seine I
Muster zu bilden. Beiden Werken darf man die weiteste Ver-
breitung wünschen.

.7. L. Tagcbuch cincs Malers. Ein merkwürdiges, für
jeden, der sich fiir Kunst interessirt, anregendes Buch erschien
in Turin (bei Roux L Favale) unter dem Titel: I,s »iLmorie
postuma üi I-'i:iiiev8(:o ülosso, laeeolts xsr eura cii Llarov
Ealderiui. Hinter dem Titel„Nachgelassene Denkwürdigkeiten"
verbirgt sich das Tagebuch eines jung gestorbenen talent-
vollen Malers. Francesco Mosso, aus den Jahren 1871—77, '
in welchem sich alle die Kämpfe eines verhältnismüßig spät zur !
Kunst übergegangenen Jünglings, der vergsbens um diePalme
ringt und häufig an sich verzweifelt, wiederspiegeln. Die be-
scheidsn, aber häufig geistvoll geschriebenen Seiten begleiten
den Leser von der Vaterstadt des Künstlers, Turin, wo er
zuerst Jus studirte, nach Venedig, in die Alpen, nach Sorrent,
Neapel und Rom, wo er die längste Zeit zubrachte. Jni
Alter von 28 Jahren erlag er 1877 bei Turin dem Typhus,
der sich aus dem römischen Malariafieber infolge eines langen
Aufenthaltes in der Campagna Romana eiitwickelt hatte.
Drei Bilder Mosso's machten in den früheren Jahren seiner
künstlerischen Laufbahn einiges Aussehen: Ora voniaino
(Jetzt kommen wir! — Cine Frauengruppe auf einem Balkon),
— I-a moZIio äi Olauäio und I-s notinio äel molläo.
Mit Pietät gesammelt von einem anderen Maler, Calderini,
wurden die losen Tagebuchblätter anspruchslos der Öffent-
lichkeit übergeben. Sie enthalten die immer wiederkehrende
Geschichte so mancher Künstlerkämpfe, von denen die meisten
der Vergessenheit anheimfallen. Das Porträt des Künstlers
und zwei Phototypien seiner beiden Hauptbilder schmücken
das bescheidene, ansprechende Buch.

268

Aunsthistorisches.

7. L. Die Ausgrabiingcn auf dcm Fonim Nonianuni
Rom sollen in Kürze wieder a>ifgenomnien werden. Zunächst
wird die neue Reihe bei der Demolirung der nicht zu den
antiken Bauten gehörigen Häuser mit dem Abbruch der
großen Kornspeicher beginnen, welche sich an die Ruinen des
Caligula'schen Kaiserpalastes lehnen. Auch die Gebäude
welche sich dem Ospedale della Consolazione entlang voin
Kapitol nach dem Palatin hinziehen, sollen jetzt niedergerissen
werden. Gleichzeitig wird durch Beseitigung des die genan»,
ten Häuser flankirenden Fahrweges die Südseite der Basi-
lica Giulia und des Dioskurentempels freigelegt. Wann d<>-
gegen der Abbruch der Kirche von Sta. Maria Liberatrice
ivelche sich zwischen den obenerwähnten Kornspeichcrn und
dem jüngst auigedeckten Hause der Vestalimien befindet. bx,
ginnt, ist noch sehr unbestinmit. Die Kurie verlangt ujcht
weniger als 3ÜVOOO Lire für die Kirche, welche keine kunst-
geschichtliche Bedeutung hat. Eine Einigung über den Er-
propriationspreis fand noch nicht statt.

Pz-, Fn Trier wurde bei den Vorarbeiten für den Nen-
bau des Museums jüngst ein prächtiges Mosaik aufge-
deckt. Es ist in seiner ganzen AuSdehnung (von fünf Meter
Länge und Breite) mit sigürlichen Darstellungcn, denen J„-
schriiten beigefügt sind, überzogen. Jn neun Achtecken sj,,d
die Musen, Tichter untcrweisend, dargestellt. Das mitlelste
Oktogon zeigt öomer zwischen der Personifikation des
genium und der Kalliope. Außerdem enthält dies Feld die
Bezeichnung des Künstlers: )lom»i8 kee. Von den acht ui„-
liegenden Achtecken sind bisher erst vier in größeren Partie„
aufgedeckt, welche Euterpe und den phrygischen Musiker Ag-
nis, eine nicht benannte Muse mit Kadmus (wohl dem Logo-
graphen von Milet), Urania mit Aratos und Polyhyini,i„
mit einem Mann, dessen Name bisher nicht cntziffert ist,
darstellen. Jn acht um das Mitteloktogon liegenden Oua-
draten waren acht Brustbilder dargestellt; erhalten sind da-
von Ennius, Esiodus, Vergilius. Cicero und Meii(aiider).
Die Darstellungen der Randiimgrenzung beziehen sich auf
den Wandel des Jahres: in den Ecken die vier Jahreszeiten,
dazwischen die zwölf Monate und wahrscheinlich die zivölf
Zeichen des Tierkreises. Die Monate sind als Götter dar-
gestellt und weichen von dcn bis jetzt bekannteii Tar-
stellungen der Monatsgötter ab: der Juli ist als Neptu»,
Septeiiiber als Vulkan/Oktober als Bacchus, November alg
Jsis, ferner wahrscheinlich der Mai als Merkur und der Juni
als Juno gebildet.

Aonkurrenzen.

— Tic Ltadt Lcrli» hat zur inneren Ausschmttckuiig
ihres Rathauses den Betrag von 400000 Mk. ausgesetzt u»d
mit der Aussührung cine besondere Abordnung von Mit-
gliedern des Magistrates und des Stadtverordnetenkörpers
beauftragt. Es sollen zunüchsl die deutschen Maler aufge-
fordert werden, Entwürfe sür ein großes Gemälde j,„
Treppenhause des Haupteinganges einzureichen, das die
Wiedererrichtung des dsutschen Reiches und die Erhebung der
Stadt Berlin zur Reichshauptstadt darstellen soll. Das Bild
soll einen Flächenraum von 229 gm einnehinen und nicht auf
Leinwand, sondern direkt auf die Wand mit Caseinfarbe ge-
malt werden. Für die drei besten Entwürfe sind drei Preise
zu 15000, lOOOO und 5000 Mark ausgesetzt; die Entwürfe
sind bis Mitte September d.J. einzureichen Jn Bezug aufGe-
mälde in der Vorhalle desSitzungssaales desMagistrats undi„
dem daran anschließenden Korridor. für welche ebenfalls Wand-
malerei in Caseinfarbe gewählt ist, werden einige der darzu-
stellenden Gegenstände noch »äher bestimmt werden. J„-
dessen sind die schon von der Stadtverordnetenversammluiig
bestimmten Bilder 1—6 und 12 auch von der Teputatioii
endgültig festgesetzt worden, und zwar für Bild 1 auf der
Sopraporte Lber dem Eingang zum Magistratssitzungssaale:
Vereinigung der Räte von Berlin und Kölln zu einer ge-
meinschastlichen Verwaltung (im Jahre 1307); sür Bild 2:
Der Rat von Berlin-Kölln hält Gericht über Thyle Warden-
berg (um 1380); für Bild 3: Niederwerfung des Raub-
rittertums in der Mark durch Kurfllrst Friedrich I.; für
Bild 4: Tie Räte von Berlin und Kölln nehmcn (am 2. Rov.
1539) das Abendmahl in beiderlei Gestalt; für Bild 5:
 
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