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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 20.1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.5807#0238

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46Z Nekrologe. — K»iistl,istorisches — Preisverteiluiilien

Personnlnachrichten. — Sanimlunffen und Ausstcllunflen. 464

Bürgerhaus in Eperies, welches einen ganz n.odernen Lhara6
ter trägt. Die Lieferung enthalt zechl Tafeln ... Llchtdrucken
nach Tuschzeichnungen und kostet 6 Mark.

Nekrologe.

.stcinrich Kohler f. Am 20. März starb in München der
^ithoqraph Heinrich Kohler. Derselbe wurde am 24. Marz
1808 in Stuttgart geboren, absolvirte das dortige Realgym-
nasium, ging 1820 nach München und besuchte daselbst d.e
Akademie. Galeriedirektor Clem. Zimmermann erkannte
Kohlers entschiedene Anlage zum Lithographen und eiferte
ihn zu diesem damals eintraglichen Berufe an. Jn der
Auswahl der Originale für seine Arbeiten von einem ge-
bildeten Geschmack 'geleitet, brachte er es in deren Wiedergabe
zu hoher Vollendung. Als die Photographie rasch dic Litho-
graphie verdrängte, suchte Kohler, davon schwer betrossen,
seine Lage durch Crrichtung eines Kunstverlages zu ver-
bessern, was ihm bei sein'en gediegenen Ken'ntnissen und
vielfachen Beziehungen auch gelang. Von seinen zahlreichcn
Arbeiten ersreute sich namentlich das liebliche Blatt nach
C. Engel „Münchener Bürgersinädchen beim chinesischen Turm
im englischen Garten bei München" großer Popularität; es
fehlte fast in keinem Hause. Außerdem mögen hier noch ge-
nannt sein die schönen Blätter „Loreley" nach Hannson, „Der
Christabend" nach Kalteuinoser, ,,3.vo iilariu" naih Kirner,
„Rasfael begrnßt Michelangelo in einer römische» Osteria"
nach ebendemselben, „Die Christnacht" nach Moriz Müller
genannt Feuermüller, „Der Schachspieler" nach G. Flüggen
und die 39 Blätter nach Pet. Heß' Kompositionen aus dem
griechischen Befreiungskampfe (in den Münchener Hofgarten-
arkaden). 0. L.

Aunsthistorisches.

,7. L. Römischcr Antikensund. Jn der Nähe des Pala-
stes des Fürsten Brancaccio in der Via Merulana in Ron.
wurde Anfang März eine sehr schöne weibliche, niarmorne
Statue, ein Füllhorn in der Hand haltend, halb in der Erde
vergraben aufgefunden. nebst zwei Basreliefs. Die drei
Gegenstände wurden in die Näumlichksit der Tiokletianischen
Thermen gebracht, wo ein neues Museum im Entstehen ist.

.7. 77 In de. historischcn Kapcllc im Dome z» Monza,
in welcher die eiserne Krone ausbewahrt wird, entdeckte man
gelegsntlich einiger Restaurirungen ein Frescobild aus dem
!ä. Jahrhundert. Dasselbe befindet sich auf der Wand hin-
ter einem Altarbilde und besteht aus einem Christus am
Kreuze mit vier Engelsfiguren auf Goldgrund. Das Fresco-
bild war nicht unbekannl und wurde erst iin Jahre 1717 der
Beschauung durch die Aufstellung des erwühnten Altarbildes
entzogen, unter dem das longobardische Diadem zu jener
Zeit Lerwahrung fand. Die Kirchenbehörde des Domes in
Monza hat die Ablösung der Freske und ihre ilberbrinqunq
an einen anderen Ort verfügt.

jDrcisvertdilungen.

X.— Tic Ko»k»»e»z fiir das Gescllschastshaus -er
...vaniionic" in Lcipzig hat dem Architekten Arwed Roßbach
de» ersten Preis (2000 Mk) und den Architekten Pfeiffer
k Handel den zweiten Preis (1000 Mk.) eingetragen.

personalnachrichten.

^ Bancrischcs Nationaliiiuscui,. i„ Münchcn. Wir wir
soeben vernehmeii, wurde der disherige Direktor des baueri-
schen Nationalmuseums 7)r. Jak. Hein'r. v. Hefner-Alteneck
nus dessen Ilnsuchen uiiter allerhöchster Anerkeiiiiunq seines
verdienstlichen W.rkens in den Ruhestand versetzt und zum
Dircktor des bayerischen Natioiialinuseuius der Prosessor an
der Münchener Hochschule Or. Wilh. Heinr. v.Niehl, unter
Belassung in seiner bisherigen lehramtlichen Thtttiqkeit, er-
nannt.

Lammlungen und Ausstellungen.

— r. Führich - Aussiellung in Franksurt a. M. Das
Freie deutsche Hochslist in Goethe's Vaterhause steht in.
Begriff, auf Antrag der Abteilung fiir Kunst und Kunstivissen-
schast dieses Jnstitutes eine Führich - Ausstellung zu^veran-
stalten, welche außer zahlreichen Handzeichnungen und Stichc»
auch größere Arbeiten, u. a. die Kartons zu den Wand-
gen.älden der Altlerchenfelder Kirche zu Wien, umfassen ivird.
Die Ausstellung soll sich zu einem Gesamtbilde der Ent-
ivickelung des Meisters gestalten und nebst dem in seiner
Familie bewahrten künstlerischen Nachlaß auch auf solche
Blätter ausgedehnt werden, die sich in öffentlichen und
Privatsan.mlungen befinden. Tie AussteUung bcginnt ai»
1ö. April und wird bis zuin Schluß des Monats dauern.
Kein Ziveifel, daß in Frankfurt, wo die religiöse Historiei.-
malerei seit einem halben Jahrhundert eine Heiiisttätte ge-
funden, wo Philipp Veit gewirkt und Eduard Steinle un-
ausgesetzt thätig ist, die geplante Ausstellung^der Werke ihres
Strebensgenossen und Mitmeisters Joseph Führich (ß 1876)
einer lebhaften Teilnahme der Kunstfreui.de begegnen wird.

0. A. L. Nu-olf Maisons Krcuzigungsgruppc. Die vo»
der Fleischmannschen Hofkunsthandlung im königl. Odeon zu
München ausgestellte lebensgroße Krcuz.gungsgruppe Rud.
Maisons behandelt den Mon.ent der Aufrichtung des Kreuzeg
I mit demdarangenageltenChristus in einer derNatur abgelausch-
ten, ausgesprochen realistischen Weise. Von der mehr oder
mindsr konventionellen Auffassung des Gegenstandes hat sich
der Künstler, der sich seiner Zeit mit dem akademischen Unter-
richt nicht besreunden konnte, grundsützlich fern gehalten.
Die Zahl seiner Figuren beschränkt sich auf fünf, Christus,
Maria und drei Kriegsknechte. Das aus unbehauenen Baun.-
stämmen zusammengesügte Kreuz ist bereits halb aufgerichtet,
womit ein römischer Legionär, ein Juds und ein Neger be-
schästigt sind. Der Jude zieht an einen. um den Stamm ge-
schlungenen Seile. der Neger stützt das Kreuz mit der rechten
Schulter und der Römer stemmt sich mit dem Rücken gegen
dasselbe. Während und infolge dieser Operation ist Christus,
^ soweit es sein Anhasten am Holze gestattet, nach links ge-
glitten. Vor ihm ist seine Mutter in die Knie gesunken.
Sie sinkt ohnmächtig hinten über, scheint sich aber auch
in diesem Augenblicke nicht von dem Heiland trennen zu
können und sucht an seinem gsmarterten Leibe eine Stütze.
Auch die entschiedensten Idealisten werden zugeben müssen.
daß der Künstler durch ssine Mittel eine außerordentliche
Wirkung erzielte; sein Werk ist vollkommen durchgeistigt.

Für dic Bcrlincr Gemäldcgalcrie ist ein dreiteiliges
Fragment von dem im Dome zu Siena befindlichen Altar-
werk des Duccio angekaufr worden, welches die Geburt
Christi, von zwei Propheten umgeben, darstellt. — Jn der Ab-
teilung der antiken Skulpturen des Museums ist ein röini-
scher, mit Blumengewinden dekorirter Sarkophag aufge-
stellt worden, der sich bisher im Garten des Palazzo Casfarelli
in Rom besand.

§.*4 Von -cr Ausstellung der Wcrkc Basticn-Lepagcs in
Paris hat die französische Regierung „Tie Kartoffelernte"
sür 25000 Frs. gekaust.

Für -aS Muscum in Brüsscl ist vom Staate das
Bild des Landschastsmalers Eduard Huberti „Trübes Wetter
in Wiltyck" angekauft worden.

5*2 Für das Gcmäldc von Gabriel Mar „Christus heilt
ein krankes Kind" sind von derBerliner Nationalgalerie
20 000 Mk. gszahlt worden.

Vermischte Nachrichten.

7. L. Tic Arbcitcn zu dcm Dciikinalc Biktor Cmaiincls
a»s dcn. Kapitol sind in volle». Gange. Die Gebäude, welche
nuf der Westseite der Kreuzgünge des Klosters von Araceli
lagen und den kleinen Garten begrenzten, von dem man ganz
Rom nach Norden und Westen überschaute, sind niedergerissen.
Jn dem srüheren Gärtchen hat n.au die Fundirung begounen,
welche bis auf das Niveau an der Piazza Venezia, wohl 25 m
hinunter reicht. Der große Grundstein, ein würfelsörn.iger,
behauener Marmorblock mit einer sür die Aufbewahrung der
Stiftungsurkunden, Münzen u. s. w. bestimmten Kammer, liegt
zur Versenkung in Gegenwart des Königs und der Königin
von Jtalien bereit, welche in feierlicher Weise am Geburts-
 
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