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Personalien —
Ausstellungen
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Arbeit, die mehrere Jahre in Anspruch nahm und bei der
es galt, die Notizen Woltmanns, als des Begründers der
Arbeit, auszunutzen. — Georg Treu hat sich vor allen
Dingen durch seine meisterhafte Anordnung des ihm unter-
stellten Museums bekannt gemacht. Von den Ausgrabungen
Olympias heimkehrend, an denen er mit Adler, Curtius,
Dörpfeld und Hirschfeld teilgenommen hatte, unternahm
er es, deren wissenschaftliche Ergebnisse auch in seiner
Skulpturensammlung sichtbar zu machen, wie z. B. in den
Ergänzungen und der Aufstellung der Funde vom Zeus-
tempel sich zeigte. Treus Art, die Besichtigung eines
Altertumsmuseums auch für Nichtfachleute gewinnbringend
und genußreich zu machen, ist vorbildlich; wo er kann,
zieht er Vergleichsmaterial, Hilfsmittel zur Unterstützung
der Anschauung herbei. Man kann in der Tätigkeit der
beiden Dresdener Galeriedhektoren gewisse gleichartige
Züge beobachten. Beide sind nicht nur laudatores tem-
poris acti, sondern stehen auch der modernen Kunst-
strömung mit lebhaftem Interesse gegenüber. Woermann
trat seinerzeit sehr warm für Max Klingers Beweinung
Christi ein, für deren Qualitäten vielfach die Zeitgenossen
noch nicht reif waren oder sind; Treu wurde zum Herold
von Klingers, Meuniers und Rodins plastischer Kunst.
Woermann gab in einem noch heute sehr geschätzten
Werke unter dem Titel »Was uns die Kunstgeschichte
lehrt« eine vornehme und maßvolle Darlegung seines Stand-
punktes zur modernen Kunst; auch Treu wirkte durch
Werke über moderne Künstler und schrieb über eine
wichtige Prinzipienfrage der Skulptur die gemeinverständ-
liche Broschüre: Sollen wir unsere Statuen bemalen?
deren Titel eigentlich hätte heißen müssen: Wollen wir
nicht unsere Statuen bemalen? Endlich hat sich Treu
auch der modernen Plakette zugewendet und von
diesen plastischen Kleinarbeiten eine vorzügliche Samm-
lung im Albertinum angelegt. Woermann ebenso wie
Treu warben durch häufige, auf den rechten Ton
gestimmte Vorträge, die durchs Bild unterstützt werden,
immer neue Freunde für alte und neue Kunst. Treu ins-
besondere hat als Lehrer der Technischen Hochschule und
an der Kunstakademie im stillen viel gewirkt. Woermann
wendet sich auch in umfangreichen Werken bald an Kunst-
gelehrte, bald an die weitesten Kreise der Gebildeten. Das
für unsere Tage immer schwerer zu bewältigende, gewaltige
Unternehmen, eine allgemeine Geschichte der Kunst von
den frühesten Anfängen bis auf unsere Zeit in drei Bänden
darzustellen, geht seiner Vollendung entgegen und die vor-
liegenden zwei Bände loben den Fleiß, die reiche Kenntnis
und die Gestaltungskraft seines Verfassers. s'<-
Dem Prof. Bruno Paul ist vom Kaiser Wilhelm II.
die kleine Goldene Medaille verliehen worden.
Marinemaler Willy Stöwer, welcher den Kaiser
Wilhelm vielfach auf dessen Reisen begleitete, hat den
Professortitel erhalten.
Der Bildhauer Streicher in Aachen ist zum Professor
ernannt worden.
Als Nestor der deutschen Malerei wird jetzt vielfach
der unlängst 92 Jahre alt gewordene Andreas Achenbach
bezeichnet. Das ist nicht richtig; es gibt einen noch älteren
»Kunstgreis« (wenn diese Heinesche Wortbildung gestattet
ist), den 94jährigen Marinemaler Rudolf Hardorff in
Hamburg.
Den Malern Eugen Kampf in Oberkassel, Walter
Petersen in Düsseldorf und Karl Ziegler in Posen ist der
Titel Professor verliehen worden.
Professor Arthur Kampf ist zum Präsidenten, Pro-
fessor L. Tuaillon zum Senatsmitglied der Akademie der
Künste in Berlin ernannt worden.
Dem Direktor der Gemäldegalerie alter Meister in
Budapest Dr. Gabriel von Te>ey wurde der Titel eines
Kgl. ungarischen Hofrates für seine Verdienste um die
Reorganisation der genannten Galerie und für seine wissen-
schaftliche Tätigkeit auf dem Gebiete der Kunstgeschichte
verliehen.
Der in diesem Sommer als ordentlicher Professor für
Ästhetik und Kunstgeschichte an die Universität in Utrecht
berufene Dr. Wilh. Vogelsang, bisher Privatdozent an
der Universität in Amsterdam, hat am 23. September seine
Antrittsvorlesung über »Ästhetik und Kunstgeschichte an
der Universität« gehalten. k. f.
Dr. W. Martin, zweiter Direktor der königl. Gemälde-
galerie im Haag und Privatdozent an der Universität in
Leiden, wurde zum außerordentlichen Professor für Kunst-
geschichte daselbst ernannt.
Der ordentliche Professor der Kunstwissenschaft an
der Universität Dorpat, Malmberg, ist in gleicher Eigen-
schaft an die Kaiserliche Universität in Moskau versetzt
worden. -chm-
Iljä Jefimowitsch Repin ist vollkommen unerwartet
von seiner Professur an der Hochschule bei der Kaiser-
lichen Akademie zurückgetreten und hat Petersburg definitiv
verlassen. Der Eindruck dieser Nachricht ist in allen
interessierten Kreisen sehr groß. -chm-
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Die Wintersaison kann als begonnen gelten.
Auf allen Seiten hat man sich um einen würdigen Anfang
bemüht, an dessen Gelingen freilich in erster Linie aus-
ländische Künstler beteiligt sind. Obenan einer, der längst
seinen sicheren Platz unter den Klassikern behauptet,
J. Th. Gericault, von dem Gurlitt eine aus siebzehn Ge-
mälden und Zeichnungen, sowie einer Plastik bestehende
Sammlung vorführt. Man empfängt einen Eindruck von
größter Stärke, das Gefühl, im Bann einer künstlerischen
Persönlichkeit zu stehen, wie sie speziell im 19. Jahr-
1 hundert nicht oft vorkommt, verläßt den Beschauer keinen
Augenblick. Es ist schwer, an diese Werke den üblichen
Maßstab anzulegen, über ihre Themen, über Zeichnung
und Farbe zu sprechen. Erscheint doch alles in so po-
tenzierter Form und wiederum so selbstverständlich, daß
alle Worte nicht passen wollen. Schließlich verdichtet
sich der Eindruck, der von Stücken wie dem »Carabinier«
(vielleicht der Entwurf zu dem bekannten Bilde im Louvre),
dem herrlichen Kopf eines Negers, verschiedenen pracht-
vollen Pferdebildern und anderem ausgeht, gleichmäßig
nach der Seite der Monumentalität in Auffassung wie
Ausführung: alles ist groß in ihnen. Von wundervollem
Temperament ein Bild »Manceuvre d'artillerie« — in
weiter hügeliger Gegend eine in Stellung galoppierende
Batterie. In wenigen großen Flächenstreifen ist die Land-
schaft angelegt, mit gewaltiger Wucht das Geschütz im
Vordergrund im Moment des Einschwenkens in die Feuer-
linie. Und das, was die Bilder der späteren Zeit offen-
baren, steckt schon in dem Selbstporträt des damals etwa
siebenundzwanzigjährigen Künstlers, man möchte denken,
daß diesem Manne alle Schlacken der Entwickelung er-
spart gewesen sind , — ebenso groß und abgeklärt,
wie dieser Kopf als Kunstwerk wirkt, scheinen die Züge
des Dargestellten trotz aller Jugendlichkeit von einer
geschlossenen inneren Persönlichkeit zu reden. — Nach
Gericault vermögen höchstens noch einige ausgezeichnete
Arbeiten Delacroix' zu fesseln: der »Barmherzige Sama-
riter«, eine Figurengruppe an einem Abhang, an dessen
Silhouette sich drei Bäume in außerordentlich kühner Be-
wegung anschließen, und eine farbig köstliche Skizze zum
»Einzug der Kreuzfahrer in Konstantinopel«. — Die Gegen-
Personalien —
Ausstellungen
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Arbeit, die mehrere Jahre in Anspruch nahm und bei der
es galt, die Notizen Woltmanns, als des Begründers der
Arbeit, auszunutzen. — Georg Treu hat sich vor allen
Dingen durch seine meisterhafte Anordnung des ihm unter-
stellten Museums bekannt gemacht. Von den Ausgrabungen
Olympias heimkehrend, an denen er mit Adler, Curtius,
Dörpfeld und Hirschfeld teilgenommen hatte, unternahm
er es, deren wissenschaftliche Ergebnisse auch in seiner
Skulpturensammlung sichtbar zu machen, wie z. B. in den
Ergänzungen und der Aufstellung der Funde vom Zeus-
tempel sich zeigte. Treus Art, die Besichtigung eines
Altertumsmuseums auch für Nichtfachleute gewinnbringend
und genußreich zu machen, ist vorbildlich; wo er kann,
zieht er Vergleichsmaterial, Hilfsmittel zur Unterstützung
der Anschauung herbei. Man kann in der Tätigkeit der
beiden Dresdener Galeriedhektoren gewisse gleichartige
Züge beobachten. Beide sind nicht nur laudatores tem-
poris acti, sondern stehen auch der modernen Kunst-
strömung mit lebhaftem Interesse gegenüber. Woermann
trat seinerzeit sehr warm für Max Klingers Beweinung
Christi ein, für deren Qualitäten vielfach die Zeitgenossen
noch nicht reif waren oder sind; Treu wurde zum Herold
von Klingers, Meuniers und Rodins plastischer Kunst.
Woermann gab in einem noch heute sehr geschätzten
Werke unter dem Titel »Was uns die Kunstgeschichte
lehrt« eine vornehme und maßvolle Darlegung seines Stand-
punktes zur modernen Kunst; auch Treu wirkte durch
Werke über moderne Künstler und schrieb über eine
wichtige Prinzipienfrage der Skulptur die gemeinverständ-
liche Broschüre: Sollen wir unsere Statuen bemalen?
deren Titel eigentlich hätte heißen müssen: Wollen wir
nicht unsere Statuen bemalen? Endlich hat sich Treu
auch der modernen Plakette zugewendet und von
diesen plastischen Kleinarbeiten eine vorzügliche Samm-
lung im Albertinum angelegt. Woermann ebenso wie
Treu warben durch häufige, auf den rechten Ton
gestimmte Vorträge, die durchs Bild unterstützt werden,
immer neue Freunde für alte und neue Kunst. Treu ins-
besondere hat als Lehrer der Technischen Hochschule und
an der Kunstakademie im stillen viel gewirkt. Woermann
wendet sich auch in umfangreichen Werken bald an Kunst-
gelehrte, bald an die weitesten Kreise der Gebildeten. Das
für unsere Tage immer schwerer zu bewältigende, gewaltige
Unternehmen, eine allgemeine Geschichte der Kunst von
den frühesten Anfängen bis auf unsere Zeit in drei Bänden
darzustellen, geht seiner Vollendung entgegen und die vor-
liegenden zwei Bände loben den Fleiß, die reiche Kenntnis
und die Gestaltungskraft seines Verfassers. s'<-
Dem Prof. Bruno Paul ist vom Kaiser Wilhelm II.
die kleine Goldene Medaille verliehen worden.
Marinemaler Willy Stöwer, welcher den Kaiser
Wilhelm vielfach auf dessen Reisen begleitete, hat den
Professortitel erhalten.
Der Bildhauer Streicher in Aachen ist zum Professor
ernannt worden.
Als Nestor der deutschen Malerei wird jetzt vielfach
der unlängst 92 Jahre alt gewordene Andreas Achenbach
bezeichnet. Das ist nicht richtig; es gibt einen noch älteren
»Kunstgreis« (wenn diese Heinesche Wortbildung gestattet
ist), den 94jährigen Marinemaler Rudolf Hardorff in
Hamburg.
Den Malern Eugen Kampf in Oberkassel, Walter
Petersen in Düsseldorf und Karl Ziegler in Posen ist der
Titel Professor verliehen worden.
Professor Arthur Kampf ist zum Präsidenten, Pro-
fessor L. Tuaillon zum Senatsmitglied der Akademie der
Künste in Berlin ernannt worden.
Dem Direktor der Gemäldegalerie alter Meister in
Budapest Dr. Gabriel von Te>ey wurde der Titel eines
Kgl. ungarischen Hofrates für seine Verdienste um die
Reorganisation der genannten Galerie und für seine wissen-
schaftliche Tätigkeit auf dem Gebiete der Kunstgeschichte
verliehen.
Der in diesem Sommer als ordentlicher Professor für
Ästhetik und Kunstgeschichte an die Universität in Utrecht
berufene Dr. Wilh. Vogelsang, bisher Privatdozent an
der Universität in Amsterdam, hat am 23. September seine
Antrittsvorlesung über »Ästhetik und Kunstgeschichte an
der Universität« gehalten. k. f.
Dr. W. Martin, zweiter Direktor der königl. Gemälde-
galerie im Haag und Privatdozent an der Universität in
Leiden, wurde zum außerordentlichen Professor für Kunst-
geschichte daselbst ernannt.
Der ordentliche Professor der Kunstwissenschaft an
der Universität Dorpat, Malmberg, ist in gleicher Eigen-
schaft an die Kaiserliche Universität in Moskau versetzt
worden. -chm-
Iljä Jefimowitsch Repin ist vollkommen unerwartet
von seiner Professur an der Hochschule bei der Kaiser-
lichen Akademie zurückgetreten und hat Petersburg definitiv
verlassen. Der Eindruck dieser Nachricht ist in allen
interessierten Kreisen sehr groß. -chm-
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Die Wintersaison kann als begonnen gelten.
Auf allen Seiten hat man sich um einen würdigen Anfang
bemüht, an dessen Gelingen freilich in erster Linie aus-
ländische Künstler beteiligt sind. Obenan einer, der längst
seinen sicheren Platz unter den Klassikern behauptet,
J. Th. Gericault, von dem Gurlitt eine aus siebzehn Ge-
mälden und Zeichnungen, sowie einer Plastik bestehende
Sammlung vorführt. Man empfängt einen Eindruck von
größter Stärke, das Gefühl, im Bann einer künstlerischen
Persönlichkeit zu stehen, wie sie speziell im 19. Jahr-
1 hundert nicht oft vorkommt, verläßt den Beschauer keinen
Augenblick. Es ist schwer, an diese Werke den üblichen
Maßstab anzulegen, über ihre Themen, über Zeichnung
und Farbe zu sprechen. Erscheint doch alles in so po-
tenzierter Form und wiederum so selbstverständlich, daß
alle Worte nicht passen wollen. Schließlich verdichtet
sich der Eindruck, der von Stücken wie dem »Carabinier«
(vielleicht der Entwurf zu dem bekannten Bilde im Louvre),
dem herrlichen Kopf eines Negers, verschiedenen pracht-
vollen Pferdebildern und anderem ausgeht, gleichmäßig
nach der Seite der Monumentalität in Auffassung wie
Ausführung: alles ist groß in ihnen. Von wundervollem
Temperament ein Bild »Manceuvre d'artillerie« — in
weiter hügeliger Gegend eine in Stellung galoppierende
Batterie. In wenigen großen Flächenstreifen ist die Land-
schaft angelegt, mit gewaltiger Wucht das Geschütz im
Vordergrund im Moment des Einschwenkens in die Feuer-
linie. Und das, was die Bilder der späteren Zeit offen-
baren, steckt schon in dem Selbstporträt des damals etwa
siebenundzwanzigjährigen Künstlers, man möchte denken,
daß diesem Manne alle Schlacken der Entwickelung er-
spart gewesen sind , — ebenso groß und abgeklärt,
wie dieser Kopf als Kunstwerk wirkt, scheinen die Züge
des Dargestellten trotz aller Jugendlichkeit von einer
geschlossenen inneren Persönlichkeit zu reden. — Nach
Gericault vermögen höchstens noch einige ausgezeichnete
Arbeiten Delacroix' zu fesseln: der »Barmherzige Sama-
riter«, eine Figurengruppe an einem Abhang, an dessen
Silhouette sich drei Bäume in außerordentlich kühner Be-
wegung anschließen, und eine farbig köstliche Skizze zum
»Einzug der Kreuzfahrer in Konstantinopel«. — Die Gegen-