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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0046

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Nekrologe — Funde — Ausstellungen

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unvergleichlich reicher als die Herzogtümer, und man ist
eifrig bei der Erforschung. Bordingholm, auf einer kleinen
Insel gelegen, ist schon um 1400 zerstört worden; aber
die im Grunde aufgedeckten Planken stehen noch gegen
drei Meter hoch, und so ist überhaupt der ganze Grund-
r'ß der frühmittelalterlichen Wasserburg bestens erhalten.
ßei der plötzlichen Zerstörung ist eine Unmenge von Ge-
rät, Messern, Sporen, Bügeln, Fußzeug und anderes ver-
schüttet, und wird nun dem Torfgrunde wohlbewahrt ent-
nommen. So haben hier die Grabungen, vom National-
museum durch die Herren Smidt und Axel Jensen betrieben,
schon im Anfang reichere Funde geliefert als irgend ähn-
liche. —

Bei Gelegenheit der Hundertjahrfeier des Kopenhager
Nationalmuseums, die im Frühling dieses Jahres in sehr
festlicher und würdiger Weise begangen ist und Veran-
lassung zum Erscheinen wertvoller literarischer Erzeugnisse
gegeben hat, hat die Leitung der Anstalt mit der Heraus-
gabe eines monumentalen Werkes über Trinkhorner und
Silberzeug des Mittelalters und der Renaissance begonnen.
Im ersten Hefte bietet J. Olrick eine Abhandlung über die
Trinkhörner, ein für diese nordischen Lande ja so be-
zeichnendes und so weit verbreitetes Gerät. — Eine er-
freuliche Frucht des sich verbreitenden Verständnisses für
die Denkmäler sieht man in dem Eifer, mit dem man
neuerdings, nach manchen Berichten, sich der alten Hauser
anzunehmen beginnt. Die rege gewordene Aufmerksam-
keit darauf läßt beobachten, daß sich ihrer in den kleinen
Städten eine ungeahnt große Anzahl erhalten hat. So
wird zu Köge (Seeland) der schöne Lundische Hof unter
Leitung des Museumsassistenten Smidt hergestellt; die
Kosten im Betrage von etlichen tausend Mark tragt hier
das Köger Museum — Das Nationalmuseum betreibt wie
für das Gebiet des Königreiches, so auch für andere alt-
iie Aufnahme wichtiger kunsthiston-
r Bauwerke und ihrer Zubehorungen.
ier Photograph cand. phil. Hude zu
•wwium tatig. Man kann von Deutschland her diesen
Bestrebungen nur gern zusehen und ihnen guten Fortgang
anwünschen; sie bieten auch unserer Forschung will-
kommene Unterstützung. Die Tausende von Aufnahmen
Hudes werden ja jedem zu mäßigem Preise geboten,
während diesseits der Grenze nichts Ähnliches geschieht,
auch wohl nicht angestrebt werden kann. Denn die vor-
trefflichen Meßbilder der königlichen Anstalt zu Berlin
dienen anderen Zwecken. Daß wir im friedlichen Wett-
kampf um die geistige Aneignung des Stoffes, den das
Gebiet enthält, das von beiden Seiten her bearbeitet
wird, und beide angeht, den Dänen nicht überlegen sind,
zeigt folgendes (— man möchte wünschen, es wäre bald
ein Besseres zu berichten!): der unermüdliche Assistent
Chr. Axel Jensen, der seine Bestrebungen jetzt besonders
auch auf die Untersuchung und Aufnahme alter Holz- und
rachwerkbauten erstreckt, hat, wie die Zeitungen erzählen,
besondere Aufmerksamkeit auch dem alten Hofe von
(Jronninghoved bei der Skamlingsbank, auf altschleswigi-
scnem Grunde, nicht weit von Koldingen gelegen, zuge-
wandt. Die Gebäude bestehen aus Eichenholz, ohne alle
Verwendung von Stein und dergleichen. Es werden starke
Anstrengungen gemacht, das wertvolle Denkmal einer im
Verschwinden begriffenen Kunst zu retten und dauernd
zu sichern; am meisten Aussicht scheint die Absicht zu haben,
das Ganze dem Lyngbyer Museum zu übertragen. Ganz
in der Nähe, auf preußischem Gebiete, zu Wonsbeck, steht
der Pfarrhof Caspergaard, in gleicher Weise erbaut, ein
Bauwerk von ganz besonderer Bedeutsamkeit (siehe Schles-
wig-Holsteinische Baudenkmäler I, 387)- Versuche, hier
eine Sicherung zu erzielen, damit das sehr bedeutsame

Werk den Zufällen entzogen, oder wenigstens vor ihnen
einigermaßen geschützt werde, die es im Gange der
weiteren landwirtschaftlichen Benutzung allmählich oder
plötzlich vernichten werden, sind kümmerlich verlaufen,
und es ist nur das Bedauern und das Gefühl einer ge-
wissen Trauer oder Beschämung übrig geblieben. Hpt

NEKROLOGE

Der Historienmaler Georg Laves ist am 18. Oktober
in Hannover gestorben. Er erblickte am 1. August 1825
das Licht der Welt und war der Sohn des Oberhofbaudirektors
Laves, studierte zunächst Architektur, ging dann zur Ma-
lerei über und lebte abwechselnd in München, Rom und
Antwerpen. Einige Werke von ihm befinden sich im Pro-
vinzialmuseum zu Hannover.

Berlin. Der Verein Berliner Künstler zeigt den Tod
des Bildnis- und Genremalers R. Max Seemann an, der,
Ostpreuße von Geburt, an der Königsberger Akademie
studierte und in Berlin seit 1868 wohnhaft war. Der Ver-
storbene stand im 70. Lebensjahre.

FUNDE

Brixen. Unlängst hat man hier eine Anzahl alter
Wandgemälde aufgedeckt, die bei der Erneuerung der
Fassade des alten »Hofzimmerhauses« in der kleinen Lauben-
gasse zum Vorschein kamen. Es sind zunächst zwei Wappen
sichtbar, die aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammen.
Auch in dem Gasthof »Zum Elefanten« in Brixen sind vor
einiger Zeit Spuren alter Freskobilder zum Vorschein ge-
kommen, und zwar in der Türlünette eines Ganges. Man
hat bisher ein fein ausgeführtes Köpfchen einer Madonna
aufgedeckt, welche vermutlich einen Teil einer Darstellung
der Verkündigung bildet.

AUSSTELLUNGEN

Dresden. In der »Wiener Ausstellung« in der Galerie
Ernst Arnold gewährt es einen besonderen Reiz, zu sehen,
wie sich das einzigartige musikalische Leben und die große
musikalische Vergangenheit der Kaiserstadt in den Werken
der bildenden Künste spiegeln. Abgesehen von dem
musikalischen Charakter, den die Schöpfungen der Wiener
Maler und Bildhauer meist besitzen, treten die Beziehungen
zwischen den beiden Künsten auch sehr oft durch die
Darstellung berühmter Musiker, ihrer Wohn- und Arbeits-
stätten, durch die Verbildlichung einzelner Szenen ihrer
Werke zutage. Wir weisen z. B. auf die reizvollen Haydn-
und Brahmshäuser Karl Müllers, auf Schmids Beethoven,
auf Seiferts Lannerstatuette und auf die Hauptgruppe von
Wolleks Wiener Mozartbrunnen hin. Das stärkste Interesse
der Musikfreunde aber dürfte ein authentisches Jugend-
bildnis Mozarts von einem unbekannten Meister erregen.
Das außerordentlich reizvolle Werk hat in dem Alt-Wiener
Saal im ersten Stockwerk einen Ehrenplatz erhalten.

Wien. Der Herbst hat nun auch die Ausstellungssäle
wieder eröffnet. Es fehlt leider die Sezession, die ihr Haus
innen und außen gründlich erneuern muß, ehe sie wieder
Leute bei sich sieht. Dafür ist das Künstlerhaus voll. Man
sieht da zunächst die große Bartholome-Ausstellung, die
diesen Sommer in Wiesbaden war. Das ganze Monument
aux morts aufgebaut und viel Kleineres und Orößeres da-
zu. Man kennt diese hübschen Dinge. Sie gefallen über-
all und jedem. Darin liegt ja auch ihre Schwäche. Bar-
tholome ist ein vornehmer Künstler und echter (das heißt
plastischer) Plastiker, der auf keine Kolorismen ausgeht.
 
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