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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Prähistorisches aus Sardinien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0216

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409

Personalien — Wettbewerbe -- Denkmalpflege

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rechteckige Öffnung zur Kammer hatte. Von der Platte
gingen zwei Seitenmauern aus, die einen Halbkreis als
Hof vor dem Grab einfaßten. Eine Umfassungsmauer mit
einer apsisgleichen Krümmung im Rücken der Kammer
läuft parallel mit den inneren Wänden der Kammer und
dem Halbkreis der Frontseite: sie diente zur Stütze für
die Erdmasse, die ursprünglich das Ganze bedeckt hatte.
Diese Gräber sind eine Abart der Dolmengräber; die früheren
sind auch noch aus aufrechten Steinen mit überliegenden
Platten errichtet, die späteren haben Mauern aus Bruch-
stein, in Nachahmung der Nuraghibauart, tragen aber doch
noch das alte Plattendach. In verschiedenen Teilen der
Insel Sardinien — z. B. im Zentrum bei Sorgono, näher bei der
Ostküste zu Lanusei, zu Borore nordwestlich von Sorgono
und zu Iglesias im Südwesten Sardiniens — fanden sich
solche Gräber direkt gegenüber und in zweifelloser Be-
ziehung zu den »Nuraghi«; und in vielen Fällen sind gar
keine anderen Bauten in der Nähe. Es läßt sich daher an-
nehmen, daß diese Gräber, die im Volksglauben als das
Grab eines einzelnen gigantischen Körpers galten, in der
Tat Familiengräber waren, in denen die Angehörigen einer
Familie in Hockerstellung angesichts der Wohnungen, die
sie im Leben bewohnt hatten, eben der Nuraghi, beige-
setzt wurden. Meistens ist es der Fall, daß die Nuraghi
eine Position von natürlicher Stärke einnehmen, während
das Grab einen allerdings leicht sichtbaren aber doch nied-
rigen Hügel ohne strategischen Nutzen bildet. In einigen
Fällen liegen noch kleinere Rundbauten um die Nuraghi;
und bei Iglesias hat der sardinische Archäologe Cav. J. San-
filippo eine solche Masse von Rundhütten darum konstatiert,
daß man hier eine prähistorische Stadt annehmen darf.
Aber auch hier liegt das Hünengrab isoliert bei der den
Platz beherrschenden Nuraghe, ohne daß ähnliche Gräber
in der Nähe zu konstatieren sind, so daß man noch nicht
feststellen kann, welche Begräbnisart die Bewohner der
kleineren Wohnungen angewandt haben. Die Gegenüber-
stellung der beiden Bautenarten schließt es aber jedenfalls
aus, daß man die Nuraghi selbst als Grabstätten betrachten
darf; denn dann hätte man einerseits keine Wohnungen
für die Lebenden, andererseits wüßte man nicht, wie man
die zwei nebeneinander existierenden Grabbauarten scheiden
sollte. — Im Anschluß daran machte Pater P. Mackey, O. P.,
ein eifriger Durchforscher Sardiniens, auf eine Aristoteles-
stelle aufmerksam, die an die sardinischen Hünengräber
denken läßt, wenn jener von den »Riesen, die in Sardinien
schlafen«, spricht, was auch das hohe Alter dieser Volks-
bezeichnung bezeugt. — Die englische Schule in Rom unter-
nimmt jetzt mit Mitteln der Carnegiestiftung Ausgrabungen
in Corsica und auf den Balearen, um die Resultate der
englischen Forschungen über die östliche Mittelmeerkultur
— Kreta, Kanaan — mit der westlichen vergleichen zu können.
Auch englische Ausgrabungen auf Malta sollen erstrebt
werden, wofür übrigens durch die Arbeiten des bayerischen
Archäologen Dr. Albert Mayr bedeutende und maßgebende
Vorarbeiten vorliegen, wie Referent hinzufügt. m.

PERSONALIEN

*.* Professor Alexander Kips, der artistische Direktor
der königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin-Charlotten-
burg, hat seinen Abschied erbeten und erhalten. Er hat
22 Jahre an der Spitze dieser Anstalt gestanden und ihr
kunstgewerbliches Schaffen in einer Richtung beeinflußt,
die mit dem Wirken des verstorbenen Direktors Ewald, des
Vorgängers Bruno Pauls, große Ähnlichkeit hatte. Eine
ausführliche Würdigung seiner Tätigkeit brachte die Vossi-
sche Zeitung vom 26. April.

*,* Der Landesbaurat Professor Goecke in Berlin ist
zum Provinzialkonservator der Provinz Brandenburg bestellt
worden.

*,* Der Berliner Bildhauer Professor Johannes Goetz

hat vom Kaiser den Auftrag erhalten, eine Kolossalstatue
des Achilles für das Achilleion in Korfu zu schaffen.

WETTBEWERBE

Das Ergebnis des Wettbewerbes zur Erlangung
von Modellskizzen für eine Medaille der Königlichen
Akademie des Bauwesens in Berlin waren 132 Modell-
skizzen von 119 Künstlern. Von diesen Skizzen ist den
Entwürfen der Bildhauer Joseph Limburg-Berlin, Professor
Adolf Sautter-Pforzheim, A. Kraumann-Frankfurt a. M.,
Gustav Adolf Bredow-Stuttgart und Georges Morin-Berlin
ein Preis von je 600 Mk. zuerkannt worden.

Die Teylersche Stiftung und die Mitglieder der
Teylerschen Zweiten Gesellschaft in Haarlem haben
für das Jahr 1908 die folgende Frage zur Preisbewerbung
ausgeschrieben: Eine möglichst vollständige Aufzählung
der Gemälde, welche sich vor dem Jahre 1566 in den
nordniederländischen Kirchen und Klöstern befanden, und
zweitens eine Liste der noch heute vorhandenen Gemälde
von nordniederländischem Ursprünge, welche aus der
Zeit vor dem genannten Jahre herstammen, herzustellen.
Die Direktion bemerkt dazu: »Seitdem man von der Pro-
duktion der Malerkunst aus der vorreformatorischen Zeit
eine bessere Anschauung genommen, hat es sich ergeben,
daß eine große Zahl dieser Kunstwerke in Nordniederland
entstanden ist. Während ältere Schriftsteller nur wenige
nordniederländische Maler aus dieser Zeit nennen könnten
und von diesen wenigen nur eine kleine Zahl von Werken,
ist seitdem durch die Durchforschung der Archive die
Zahl der bekannten Namen sehr gewachsen und, was
mehr sagt, was die Träger dieser Namen geschaffen haben,
ist nicht so unbekannt mehr. Die Arbeit von Albert van
Ouwater und Geertgen tot Sint Jans, von Cornelis Engel-
brechtszen und Lucas van Leiden, von Jacob Corneliszen und
Pieter Aertszen, von Jan Levoel, von Hieronymus Bosch usw.
können wir jetzt übersehen, vorzüglich infolge der vielen
und fruchtbaren Untersuchungen der deutschen Kunst-
historiker. Der Tradition, als würde der Bildersturm von
1566 ungefähr alle Kunstwerke in den Bethäusern der
nordniederländischen Gegenden zerstört haben, kann man
nicht länger ein unbeschränktes Zutrauen schenken.« Der
Preis besteht in einer goldenen Medaille. Auch Arbeiten
in deutscher Sprache sind zugelassen.

Für ein Reformationsdenkmal in Genf wird jetzt
ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben. Es hat
sich ein Verein gebildet, um die 400. Wiederkehr des Ge-
burtstages von Calvin durch ein Denkmal zu feiern. Zur
Preisverteilung stehen 30000 Franks zur Verfugung. Dem
Preisgericht gehören u. a. die Bildhauer A. Bartholome-
Paris, Tuaillon-Berlin, Frampton-London, die Architekten
Bruno Schmitz-Charlottenburg, CharlesGirault-Paris, Gustav
Gull-Zürich an. Die Frist der Einlieferung läuft bis 15. Sep-
tember dieses Jahres.

Beim Wettbewerb für ein Sparkassengebäude
in Flensburg hat Hermann Fleck zu Berlin-Wilmersdorf
den ersten Preis von 1500 Mk. errungen; zweite Preise
von je 750 Mk. erhielten Fr. W. Tilmanns-Berlin und Ernst
Prinz-Kiel.

DENKMALPFLEGE
Der Verleger Heitz in Straßburg hatte kürzlich einen
vor vierzig Jahren in seinem Verlag zum Abdruck ge-
brachten alten Holzstock wieder aufgefunden und ver-
öffentlicht. Auf dem Gemälde war die Hohkönigsburg dar-
gestellt und zwar in einer Form, die von der gegenwärtigen
Wiederherstellung wesentlich abwich. Maßgebende Be-
urteiler haben nunmehr die Darstellung der Burg auf
 
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